Kommentar "Opal"kann eine Chance für die Oper sein

Mit der Pleite des Bauunternehmens konnte keiner rechnen. Aber es war richtig, "Opal" fertig zu bauen, findet Peter W. Ragge. Die Frage ist, wie das Gebäude genutzt wird

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Peter W. Ragge
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Viele haben lange nicht geglaubt, dass das klappt. Aber jetzt steht „Opal“, die neue Ersatzspielstätte des Nationaltheaters, doch tatsächlich kurz vor der Eröffnung.

Für die fast zweijährige Verzögerung kann das Nationaltheater nichts. Die Fehler passierten viel früher, in der Ära des ehemaligen Geschäftsführenden Intendanten und des früheren Oberbürgermeisters. Statt für die Zeit der Generalsanierung etwa rechtzeitig mehr Termine mit dem Rosengarten zu verhandeln, den Baumhain im Luisenpark auszubauen (den man wenigstens danach hätte weiter gut nutzen können) und populäre Formate in Kulturhäusern der Vororte zu spielen, versteifte sich die Intendanz auf einen temporären Neubau. Der Gemeinderat nickte es ab.

Das Provisorium "Opal" sieht gut aus

Dass aber die Baufirma, die sonst für große Autokonzerne und Messen arbeitete, in die Insolvenz schlittert und zudem Pfusch hinterlässt, war wirklich nicht zu erwarten. Der Auftrag ging 2021 immerhin an ein Unternehmen, das beste Reverenzen im Messe-, Event und Innenausbau vorzuweisen hatte.

Natürlich wäre es nach der Insolvenz möglich gewesen, eine halb fertige Ruine stehenzulassen und auf den ungewissen Ausgang juristischer Auseinandersetzungen zu warten. Aber damit wäre niemanden gedient gewesen. Da war es die bessere Alternative, dass 2023 die Entscheidung fiel, dass das Nationaltheater „Opal“ in eigener Regie fertig baut – wenn auch mit Verzögerung und beträchtlichen Mehrkosten.

Was daraus jetzt entstanden ist, sieht gut aus. Es ist und bleibt freilich ein Provisorium. Das sieht man und das soll man auch sehen. Aber die Oper hat damit wieder eine feste Spielstätte und die Chance, ihr Publikum besser an sich zu binden und der ohne Zweifel vorhandenen Entfremdung zwischen Zuschauern und Theaterleitung entgegenzuwirken. Entscheidend dafür wird indes sein, dass die Intendanz diese Chance nutzt und im „Opal“ Stücke anbietet, die mehr Publikum anziehen als das bisher seit der Schließung des Hauses am Goetheplatz der Fall war.

Redaktion Chefreporter

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