Mannheim. Im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) herrscht gegenwärtig Aufbruchstimmung, wenn man den Worten der neuen Doppelspitze Glauben schenken mag. Jedenfalls treiben Kerstin Böcker und Thomas Hörtinger die Transformation des größten Steinkohlekraftwerks in Deutschland mit Tempo voran und wollen gleichzeitig der Belegschaft die Angst vor der Zukunft nehmen. Dass sie ihre Strategie nicht von oben herab in der Chefetage austüfteln, sondern die Beschäftigten und den Betriebsrat dabei einbinden, ist ein kluger Schachzug. Aber natürlich steht und fällt alles damit, ob die 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach dem Kohleausstieg ihre Jobs in Mannheim behalten können.
Der Bau eines wasserstofffähigen Gas-und-Dampf-Kraftwerks wäre ein Befreiungsschlag
Böcker und Hörtinger haben einige Ideen, wie sie den Standort retten wollen, der auch deshalb gefährdet ist, weil der Mannheimer Energiekonzern MVV schon 2030 keine Steinkohle mehr vom GKM beziehen will. Auch die Stromproduktion ist zurückgegangen, die Netzreserve allein sichert da keine Beschäftigung. Und selbst der Betrieb der Flusswärmepumpen und anderer Projekte im Auftrag der MVV erfordert nur weniger Mitarbeiter.
Da wäre der Bau eines wasserstofffähigen Gas-und-Dampf-Kraftwerks schon ein Befreiungsschlag. Die GKM-Doppelspitze ist im Gespräch mit den drei Anteilseignern RWE Generation, EnBW und MVV, die einem solchen kapitalintensiven Projekt zustimmen müssten. Klar ist, dass diese Kraftwerke als Übergangstechnologie gebraucht werden, wenn in den Dunkelflauten kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Deshalb muss sich auch der Staat finanziell beteiligen.
Da herrscht aber noch keine Klarheit. Auch die MVV fordert den Bau solcher Anlagen, aber nicht am Standort Mannheim. Ob sie ihre Meinung ändert, oder die zwei größeren Anteilseigner – sie halten fast drei Viertel der Aktien – es ohne die MVV machen würden, ist die Preisfrage. Die Antwort darauf wird über die Zukunft des GKM entscheiden. Böcker und Hörtinger müssen da wahrscheinlich noch viel Überzeugungsarbeit leisten.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Hat das GKM in Mannheim eine Zukunft?
Die Führung des Grosskraftwerks treibt die Transformation voran. Der Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks wäre ein wichtiger Baustein, meint Walter Serif.