Sie wollten ihren Nuri Sahin nicht aufgeben, doch am Ende hatten die Bosse von Borussia Dortmund keine andere Wahl, als ihren Trainer, der aus der eigenen Jugend stammt, vor die Tür zu setzen. Die romantische Idee vom vormals so treuen Spieler, der seinem Club auch als Trainer zu Höhenflügen verhilft, ist damit gestorben. Das Dortmunder Problem geht jedoch über die Personalie Sahin hinaus.
Es fängt an bei der gewagten Konstellation der sportlichen Führung und geht über in die Kaderzusammenstellung. Dass nach dem Abgang von Sportdirektor Michael Zorc nicht der eigentliche Kronprinz Sebastian Kehl nachrückte, sondern Nachwuchschef Lars Ricken an ihm vorbeizog, war ein Tiefschlag für Kehl. Diesen steckte der Ex-Kapitän aber weg und machte einfach weiter. Neben Kehl und Ricken reden bei Transfers wohl auch noch Sven Mislintat, Matthias Sammer und Hans-Joachim Watzke mit. Fünf meinungsstarke Köpfe, die sich einig hinter einer Idee versammeln? Schwer vorstellbar.
Es braucht wieder eine Dortmunder Kaderidee außerhalb des Offensichtlichen
Und so ließe sich auch die missglückte Kaderzusammenstellung erklären. Mit Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Maximilian Beier wurden Profis geholt, die in der vergangenen Bundesligasaison überperformt hatten. Sie zu verpflichten, bedurfte keiner großen Kreativität. Gut möglich, dass sie im Kompetenzgerangel der Dortmunder Führungsetage einfach so etwas wie die kleinsten gemeinsamen Nenner waren.
Was es aber beim BVB braucht - und wodurch sich der Club in seinen Hochphasen auch ausgezeichnet hat - ist eine Kaderidee außerhalb des Offensichtlichen. Spieler, die nicht auf der Hand liegen, die aber ihren Teil zu einem funktionierenden Team beitragen und sich dabei individuell entwickeln. Spieler wie Jude Bellingham oder Jadon Sancho. Um auf diesen Erfolgspfad zurückzukehren, sind wohl nicht nur auf der Trainerbank personelle Veränderungen notwendig.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Die Probleme von Borussia Dortmund gehen über Nuri Sahin hinaus
Die Negativserie von Borussia Dortmund hat Trainer Nuri Sahin den Job gekostet. Schuld an der Misere des BVB ist aber nicht nur der Coach, sondern mindestens genauso auch die sportliche Führung des Clubs, findet Jan Zurheide.