Die Ausgangsvoraussetzungen für Roche und Alstom (heute GE) waren die gleichen. Eine große Produktionsstätte in Mannheim, tausende Mitarbeiter am Standort, aber die wichtigen Entscheidungen fallen in den Konzernzentralen weit weg - bei Roche in Basel, bei Alstom in Paris. Bei letzterem tut der Eigentümerwechsel nichts zur Sache.
Doch die Entwicklung der beiden Unternehmen am Standort Mannheim könnte unterschiedlicher nicht sein. Roche wuchs kontinuierlich, vergangenes Jahr wurde die Marke von 8000 Mitarbeitern überschritten. Im konzerninternen Wettbewerb um Investitionen ist Mannheim stets vorne mit dabei. Alstom und GE sind dagegen Synonyme für einen erst schleichenden, dann radikalen Abbau von Arbeitsplätzen.
Warum klappt bei Roche, was bei GE scheitert? Beim Pharmakonzern haben Management und Arbeitnehmervertreter nach anfänglichen Scharmützeln meist an einem Strang gezogen, wenn es um Investitionen für den Standort ging. Bei Streitigkeiten hat man sich am Ende immer zusammengerauft und eine Lösung gefunden, mit der beide leben konnten. Bei GE/Alstom konnte sich das deutsche Management in der Pariser Zentrale wenig Gehör verschaffen. Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter standen sich zudem oft unversöhnlich gegenüber, am Ende stand fast immer ein Jobabbau. Die Lehre daraus: Wenn Management und Arbeitnehmervertreter sich wie bei Roche gemeinsam für einen Standort stark machen und Konflikte mit einem erträglichen Kompromiss enden, sind die Chancen groß, dass am Ende mehr Jobs erhalten bleiben - oder sogar neue entstehen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Der Roche-Weg