Kommentar Der Abschied von Hasso Plattner ist eine Zeitenwende bei SAP

Mit Hasso Plattner geht der letzte SAP-Mitgründer von Bord. Mit seiner strategischen Weitsicht ist der gebürtige Berliner bei SAP mehr gewesen als „nur" ein Aufsichtsratsvorsitzender, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar

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Alexander Jungert
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Hasso Plattner ist, das wird niemand ernsthaft bestreiten, eine schillernde Figur. Er gilt als Technologiegenie und hat mit SAP ein Softwareunternehmen von Weltrang geschaffen, das nicht aus Nordamerika oder Asien stammt. Er fördert Wissenschaft und gefällt sich in der Rolle als Kunstmäzen. Er lebt in Kalifornien und in Potsdam, er fährt mit seiner Segeljacht bei großen Regatten mit und kauft sich einen US-amerikanischen Eishockeyclub. Einfach, weil er Hasso Plattner heißt und es kann.

Zweifellos, der Abschied von Plattner bei SAP ist eine Zeitenwende. Mit ihm geht der letzte Mitgründer des Unternehmens von Bord. Mit seiner strategischen Weitsicht ist der gebürtige Berliner bei SAP mehr gewesen als „nur“ ein Aufsichtsratsvorsitzender.

Mit Plattner verschwindet eine Marke von der großen Bühne

Zuletzt aber hat die Weitsicht nicht funktioniert. Die Regelung von Plattners Nachfolge ist grandios schiefgelaufen. Vom ursprünglichen Anwärter, dem einst hochgelobten Ex-Deloitte-Chef Punit Renjen, hat sich SAP wieder getrennt, bevor Renjen sein neues Amt überhaupt antrat. Der Grund: „Unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender.“ Wie das passiert konnte, bleibt ein Rätsel.

Mit Plattner verschwindet eine Marke von der großen Bühne. Herrlich unangepasst. Immer bereit zu sagen, was er denkt. Ein wohltuender Kontrast zu den meisten Managerinnen und Managern, die leider kaum noch ein Wort öffentlich äußern, ohne sich vorher mit PR-Leuten und Juristen beraten zu haben. Auch von Plattners Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender, dem Finnen Pekka Ala-Pietilä, sind keine (unliebsamen) Überraschungen zu erwarten.

Aus den Augen, aus dem Sinn? Nein. Plattner bleibt SAP als Berater erhalten – „falls gewünscht“, wie der 80-Jährige sagt. Man kann sich sicher sein: Der Rat ist gewünscht. Dafür ist Plattner zu sehr mit SAP verbunden. Und SAP zu sehr mit Plattner.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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