Die 15. documenta bleibt sich treu. Bis zum bitteren Ende. Sogar so etwas Banales wie die Abschlussbilanz passt sich in die katastrophale Kommunikation der 100 Tage in Kassel nahtlos ein. Dass der nach wiederholten Antisemitismus-Eklats, mit denen Vorgängerin Sabine Schormann, dilettantisch umging, eingesetzte Ersatz-Generaldirektor Alexander Farenholtz im Zusammenhang mit der Besucherbilanz des Dauer-Desasters das Wort Erfolg benutzt, ist die letzte von zahllosen Instinktlosigkeiten dieser Veranstaltung. Und das weniger, weil er im Stil eines geschmeidigen Parteigeneralsekretärs ein sattes Minus von 17 Prozent positiv umzudeuten versucht. Bei einem normalen Verlauf der documenta könnte man diese Argumentation mit einem Schulterzucken über sich ergehen lassen. Aber so? Hätte er wenigstens erwähnt, dass auch die selbstverschuldeten Negativschlagzeilen dafür gesorgt haben könnten, dass vielen Kunstfreunden schlicht die Lust vergangen ist!
Darüber geht eines fast unter: Über die durch mehrere Exponate immer wieder aufflammenden Eklats hinaus ist die einst so renommierte Ausstellungsreihe in fast jeder Hinsicht gescheitert. Der wichtige Ansatz, der Kunst des globalen Südens endlich die überfällige Hauptrolle zu geben, wurde vom indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa konterkariert. Die Gruppe war letztlich gesichtslos, die Verantwortung für Fehler blieb auf Funktionärsebene hängen. So hat man es geschafft, dass diskutiert wird, die kuratorische Freiheit künftig unter Aufsicht zu stellen. Am schlimmsten: Von den wirklich spannenden jungen Positionen der vibrierend kreativen Kunstszenen in Afrika, Südamerika oder Asien war in Kassel viel zu wenig zu sehen. Immerhin: 2027 kann es nur besser werden.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Bis zum bitteren Ende peinlich
Jörg-Peter Klotz sieht das documenta-Desaster komplett