Wenn man es vorher wüsste

Von 
Florian Lim
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Nachrichten heißen so, weil man sich nach ihnen richten können muss. Im Redaktionscomputer gibt es eine Vorrichtung, mit der Nachrichten in die Redaktion kommen. Leider gibt es keine Nachrichtung, über die Vorrichten kommen. Denn es wäre für alle Beteiligten viel komfortabler, wenn die Zeitungsmeldungen vor den Ereignissen kommen würden. Dann könnte man sich schon einmal darauf vorbereiten und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Versicherungen abschließen. Beispielsweise gegen Sturmschäden.

Was aber wäre, wenn also nicht die Zeitungen schreiben würden, was passiert, sondern umgekehrt geschehen würde, was die Zeitungen schreiben? Dann müsste man sich angesichts vieler Schreckensmeldungen darüber Gedanken machen, ob nicht ausgewachsene Sadisten in den Redaktionen sitzen.

Womit man direkt beim Theodizee-Problem ist: Warum geschehen schlimme Dinge, wenn Gott doch allmächtig und allgütig ist? Bevor man sich über solche Fragen Gedanken macht, sollte man zunächst Nachrichten lesen. 

Redaktion Florian Lim studierte Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim und Journalistik in Leipzig. Nach Praktika bei der Braunschweiger Zeitung, der Eßlinger Zeitung und der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung begann er sein Volontariat beim Mannheimer Morgen. Seit Januar 2018 arbeitet er als Blattmacher für die Kulturredaktion.

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