Gastronomie

Gemeinschaft belebt Café Rost in Mannheim mit neuem Konzept

Ein Café, das von den Gästen getragen wird: Das ist das Konzept hinter dem Mannheimer Wandel.Rost im ehemaligen Café Rost. Wie die Mitglieder das mit Leben füllen.

Von 
Loana Kemmer
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Eine lange Tafel und Menschen, die an die Gemeinschaft glauben: Das Gemeinschaftsmahl im Wandel.Rost soll das ehemalige Café Rost mit Leben füllen. © Loana Kemmer

Mannheim. Ein Café, das den Gästen gehört und von ihnen getragen wird – das ist die Vision des „Wandel.Rost“ in der Neckarstadt-West. Als dort Ende 2024 das Café Rost schloss, übernahmen die Gäste den Betrieb. Gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften nennt sich das Konzept.

Seit Beginn dabei ist Philipp Krechlak: „Wir wollen das nicht einfach geschehen lassen, sondern selbst aktiv werden“, sagt er. Gemeinsam mit 35 weiteren Mitgliedern versucht er seit November 2024, das Rost nachhaltig zu retten. Das Café ist keine herkömmliche Gastronomie mehr, sondern wird von den Mitgliedern getragen. Funktionieren soll das durch gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften. Das bedeutet: Anstelle fester Preise für Waren oder Dienstleistungen zahlen die Unterstützer monatlich einen Beitrag.

Gemeinschaftsmahl im ehemaligen Café Rost in Mannheim Teil des neuen Konzepts

Das Gemeinschaftsmahl ist ein neuer Baustein des Konzepts – entwickelt von den Mitgliedern selbst. An jedem letzten Donnerstag im Monat wird eine lange Tafel gedeckt, an der alle Gäste Platz nehmen können – Bekannte ebenso wie bisher Fremde. 30 Menschen sind zum zweiten Mal Ende Juli gekommen.

Sie sitzen an einer langen Tafel in den Räumen des ehemaligen Café Rost. Vor ihnen weißes Geschirr, Gläser und Reispapier für Sommerrollen, die später von den Gästen selbst befüllt werden: mit Tofu, Gurkensalat, Süßkartoffelnudelsalat, verschiedenem Gemüse und geschmorter Wassermelone. Die Zutaten sind vegan. Alle Gäste zahlen 35 Euro für das Essen. Ein monatlicher Beitrag, für das Essen, aber auch den Erhalt des Rost.

Wollen das Café Rost mit neuem Leben füllen: Die Menschen hinter dem Wandel.Rost. Souchefin des Abend Javana Jöst, Felix Troung (2.v.l.), Timo Wans (5.v.l.) und Philipp Krechlak (6.v.l.). © Loana Kemmer

Die Veranstaltung soll nicht nur ein Treffen für Mitglieder sein, sondern auch neuen Gesichtern die Möglichkeit geben, Teil des Wandel.Rost, also der Gemeinschaft, die das Café Rost erhalten will, zu werden.

Auch Krechlak sitzt am Tisch. Ihn motiviert besonders die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, erzählt er. Unterstützung bekommt die Gruppe vom Verein „Myzelium“. Dessen Gründer Timo Wans sitzt gleich neben Krechlak, beide diskutieren angeregt das Konzept. „In den Café-Räumen soll nach und nach ein Ort entstehen, der von den Mitgliedern mitgestaltet werden kann“, erklärt Krechlak.

Damit das gelingt, soll das Café so oft wie möglich geöffnet sein. Deshalb setzen die Mitglieder derzeit auf viele Veranstaltungen. So gab es im Juli einen veganen Mitbringbrunch und einen Workshop zur Kraft der Gemeinschaft. Zudem hat das Rost montags und freitags für gemeinschaftliches Co-Working geöffnet.

Veranstaltungen im Wandel.Rost sollen Gemeinschaft stärken

Das Gemeinschaftsmahl ist ein weiterer Baustein. Einige Besucher sind Stammgäste, manche essen zum ersten Mal im Rost. Viele haben über Freunde zum Gemeinschaftsmahl gefunden. Die meisten Teilnehmenden sind im mittleren Alter und wohnen oder arbeiten in Mannheim, doch auch junge Familien sind dabei.

Ungeachtet des Alters entstehen schnell Gespräche. Dabei spielt keine Rolle, wer wen schon vor dem Mahl kannte – entscheidend ist, wer gerade neben einem sitzt und wem man das Reispapier für die nächste Sommerrolle reicht.

Mitmachen beim Wandel.Rost

Wer Lust bekommen hat, am „Gemeinschafts.Mahl“ teilzunehmen oder Teil des Wandel.Rost zu werden, kann sich per E-Mail (wandelrost@gmail.com) oder via Instagram (@caferost) bei den Organisatoren melden.

Infos zum Verein Myzellium gibt es unter www.myzelium.com

Die Zutaten dafür hat Felix Troung vorbereitet. Der Koch kümmerte sich um die ersten beiden Gemeinschaftsmahle, künftig sollen die Köche wechseln. Troung gefällt die Arbeit im Wandel.Rost besonders: Durch Vorabbestellungen könne er besser planen und vieles schon vorher vorbereiten. „Ich hatte Spaß beim Kochen und genieße die Möglichkeit, wieder freier und wie für mich selbst zu kochen“, sagt er.

Mit unserer Arbeit wollen wir zeigen, dass Menschen, die etwas ändern wollen, auch tatsächlich etwas verändern können.
Timo Wand Gründer des Vereins Myzellium

„Mit unserer Arbeit wollen wir zeigen, dass Menschen, die etwas ändern wollen, auch tatsächlich etwas verändern können“, sagt Timo Wans, Gründer des Vereins Myzelium, der das Wandel.Rost unterstützt. Gerade für Läden mit einer starken Stammkundschaft gebe es immer eine Chance.

Die Gruppe möchte mit dem neuen Rost einen Ort schaffen, an dem sich alle willkommen fühlen und der kontinuierlich wächst. Das Gemeinschaftsmahl soll dazu beitragen, dass die Idee weitergetragen und mit Leben gefüllt wird.

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