Metropolregion. Das dichte grüne Blätterdach der Kastanien und Buchen spendet Schutz vor den Sonnenstrahlen. Das sanfte Plätschern des Hainbachs versprüht eine geradezu meditative Stimmung. Vögel zwitschern, es raschelt im Geäst. Idylle pur.
Schon der Weg durch das romantische Hainbachtal zur Walddusche ist ein Erlebnis. Die gut ausgeschilderte Strecke vom Waldparkplatz in Gleisweiler bietet dabei schöne Ausblicke auf das Pfälzer Umland, bevor es in den Pfälzerwald geht. Ob zu Fuß, mit dem Rad oder auch dem Buggy – die Wege sind für die gesamte Familie gut machbar.
Nach etwa 20 Minuten zu Fuß erreiche ich das kleine historische Bauwerk, umrahmt von altem Sandstein und eingebettet in eine friedvolle Waldlandschaft, die eine fast verwunschene Atmosphäre ausstrahlt.
Die Walddusche ist eine echte Besonderheit und nicht umsonst ein Kulturdenkmal in Rheinland-Pfalz: Sie ist nachweislich die einzige noch existierende Anlage dieser Art in Deutschland. 1849 erbaut, diente sie einst als Teil einer Kaltwasser-Heilanstalt und war damit ihrer Zeit weit voraus. Über 100 Jahre blieb die Anlage nach einem Erdrutsch verborgen, bis ehrenamtliche Helfer sie in den 1990er-Jahren wiederentdeckten und restaurierten. Seitdem wird sie liebevoll von einem Förderverein gepflegt. Sie ist kostenlos zugänglich und zwischen Mai und Ende Oktober geöffnet.
Direkt neben dem Sandsteinbauwerk befinden sich Sitzgelegenheiten mit einer offenen Hütte und einer kleinen Umkleidekabine. Kinder können den Bachlauf erkunden oder am angrenzenden Tipi spielen, während es sich Erwachsene auf den umliegenden Bänken gemütlich machen. An heißen Sommertagen herrscht hier durchaus reger Betrieb. An diesem Tag bin ich jedoch allein vor Ort.
Vorsichtig steige ich die Sandsteinstufen ins Becken hinunter, das von einer Sandsteinmauer umgeben ist. Die Steine sind glitschig, ich halte mich gut am Geländer fest. Der kräftige Wasserstrahl ergießt sich aus einer breiten Sandsteinrinne ins Beckeninnere. Auch hier ist alles extrem rutschig, Stehhilfen bieten Halt.
Für „Warmduscher“ wie mich ist die Walddusche in Gleisweiler definitiv eine Mutprobe. Die Wassertemperatur bewegt sich nämlich gerade einmal zwischen 8 und 12 Grad Celsius. Erst mal mit dem Fuß testen. Kneipp-Kur, sozusagen. Alla hopp: Ich atmete tief durch und drehe eine Schulter unter den etwa drei Meter hohen Wasserstrahl, gespeist aus einer rund 80 Meter langen Zuleitung direkt vom Bach. Himmel, ist das kalt!
Tipps
- Unser Startpunkt: Am Waldparkplatz in 76835 Gleisweiler unterhalb der Lindenallee parken und dort den Hinweisschildern folgen (Fußweg zirka 20 Minuten). Auch von Frankweiler lässt sich die Walddusche besuchen (hier Parkplätze in der Straße Steigerter Hof).
- Geöffnet: Mai bis Ende Oktober, Eintritt frei. Hier gibt es mehr Infos zur Walddusche.
- Wichtig: Bitte keinerlei Seife oder Duschgel in der Walddusche verwenden, damit das Ökosystem des Hainbachs geschützt bleibt.
Der erste Moment kostet Überwindung, doch steht man erst einmal unter der natürlichen Dusche, kribbelt es auf der Haut vom Scheitel bis zur Sohle – herrlich! Lange halte ich es nicht aus, ehrlich gesagt nicht mal eine Minute. Aber immerhin: Ich hab‘s getan – ich habe im Wald geduscht.
Nach dem kurzen, intensiven Schauer fühlt man sich wie neugeboren und die Lebensgeister sind geweckt. Langsam steige ich die Stufen wieder hinauf, ziehe mich um und genieße noch ein wenig die Ruhe des Waldes.
Die Lust steigt, den Ausflug in den Pfälzerwald auszudehnen. Wandermöglichkeiten bieten sich ausreichend: sei es ein Abstecher zur Ringelsberghütte oder zur St. Anna-Kapelle, die auf schönen Pfaden erreichbar sind. Auf geht‘s!
Und vielleicht wird auf dem Weg zurück einfach noch mal geduscht …
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