Menschen: Alexander Jolig hat nach aufregender TV-Vergangenheit in Heppenheim eine neue Aufgabe gefunden

Ex-"Big Brother"-Kandidat managt heute den Suzuki-Club

Lesedauer: 

Thomas Tritsch

bergstrasse. Er war einer der ersten, die sich in einem TV-überwachten Container beim Herumsitzen zuschauen ließen. Mit seinem damals geschaffenen Image als zielgruppengerechter Vorzeigemacho hat Alexander Jolig zehn Jahre später eigentlich keine Probleme mehr. Heute managt der 47-Jährige, ein paar Kurven abseits des Privatfernsehens, den Suzuki-Club, eine Plattform für die Fahrer und Freunde der japanischen Motorradmarke. Von der Heppenheimer Club-Zentrale aus kümmert sich Jolig um die Bereiche Kundenbindung, Promotion und Events. Für den begeisterten Biker eine berufliche Chance, die er sich nicht entgehen lassen wollte.

Idee stammt von Bert Poensgen

Die Idee des Clubs stammt von Bert Poensgen, der lange Jahre im Suzuki-Management arbeitete und nach seinem Wechsel zum Chef von Marketing- und Vertrieb 2005 das Image der Marke nach vorne bringen wollte. Ziel war und ist der Aufbau eines Netzwerks zwischen Fahrern, Vertragshändlern und der internationalen Geschäftszentrale in Bensheim.

Als ehemaliger Suzuki-Rennfahrer kam Jolig gerade recht, um dem neuen Club ein Gesicht zu geben. Er hatte schon bei mehreren Internationalen Deutschen Meisterschaften und bei der Langstrecken-WM Gas gegeben und brachte so die nötige Verbindung zum Renn-Zirkus mit.

Das beste Pferd im Stall

Als Präsident des Suzuki-Clubs hat "Container-Alex" sein Hobby zum Beruf gemacht. Über seinen Schreibtisch in der Heppenheimer Benzstraße wird die Mitgliederbetreuung koordiniert. "Wir wollen den Besitzern von Suzuki Motorrädern einen echten Mehrwert bieten", erläutert Jolig den Anspruch des Jaja-Uma-Clubs, der gerade dabei ist, sich europaweit zu positionieren. Jaja-Uma ist japanisch und bedeutet soviel wie "das beste Pferd im Stall".

Assoziationen zu "Big Brother" sind bei diesem Begriff kaum vermeidbar: Bei der Premiere des Glotzformats gab der Diplomatensohn aus Bonn den coolen Szene-Kneipier mit Sonnenbrille, der sich auch schon mal nackt auf die Ducati setzt und seinem Image als Frauenheld die Sporen gibt. "Das war die Rolle, die man für mich eingeplant hatte", sagt Jolig heute.

In den Container kletterte er beinahe zufällig. Damals hatte er ein knappes Bonner Dutzend Szenekneipen unter seiner Regie. Nach fast 20 Jahren in der Gastronomie war Jolig dem ganzen Zirkus überdrüssig. "In diesem Metier spuckt dir jeder in die Suppe." Er wollte raus und ganz weit weg, am liebsten nach Thailand. Eine Auszeit war fällig. Dann köderte RTL 2 mit 100 Tagen freiwilliger Freiheitsberaubung.

Jolig bewarb sich und war drin. Als einer von 20 000 Anwärtern wurde er mit einer Handvoll Leute eingeschlossen. Keiner der Insassen kann damals die Auswirkungen dieses medialen Tabubruchs absehen. "Was die für das Publikum zusammen geschnitten hatten, war schon erstaunlich", kommentiert er die polarisierende Inszenierung von sich und seinen Containerkollegen.

Affäre und Sohn mit Jenny Elvers

Nach knapp zweieinhalb Monaten kommt er wieder raus - mit einem Bekanntheitsgrad in Deutschland von über 90 Prozent. Er nimmt eine Single auf ("Ich will nur dich"), schauspielert in amerikanischen B-Produktionen und hat eine Kurzzeitaffäre mit Jenny Elvers, aus der ein gemeinsamer Sohn stammt. Jolig tigert durch die Klatschpresse, den "Big-Brother"-Stempel wird er nicht los.

Nach ein paar Jahren hat er die Schnauze voll, will raus aus den Medien, die ihn bekanntgemacht haben. "Ein fürchterliches Pflaster", resümiert er. Den Container selbst bereut er nicht, archiviert ihn in der persönlichen Abteilung "Lebenserfahrung".

Kurzzeitig in Lorsch gewohnt

Im Suzuki-Team fühlt sich Alex Jolig richtig wohl. An der Bergstraße auch. Neben seiner Wohnung in Hamburg hat er seit drei Jahren auch ein kleines Apartment in Heppenheim. Davor hatte er kurzzeitig in Lorsch gewohnt. Er kennt die Region seit seiner Jugend, war auf einem Internat in Rimbach und hat verwandtschaftliche Beziehungen nach Weinheim.

Als geschäftsführender Gesellschafter und Club-Präsident ist viel unterwegs, das bringt der Job so mit sich. Clubreisen, Fahrertrainings, Promotion-Termine. Dazu die Publikation des Clubmagazins. Die Fäden laufen in Heppenheim zusammen.

Keine eigenen Rennen mehr

Rennen fährt Jolig keine mehr. Ein Bandscheibenvorfall 2008 hat dieses Kapitel endgültig zugeschlagen. Beim Zuschauen kribbelt es aber immer noch. Seit gut einem Jahr ist er als Mitgesellschafter an einer Berghütte im Allgäu beteiligt. Zwei seiner Kneipen werden heute von seinem Bruder geführt.

Vom Fernsehen ist er erst mal bedient. Die jüngsten Anfragen der TV-Sender sind fast alle im Papierkorb gelandet.

Einzige Ausnahme: Für VOX hat Alexander Jolig bei einer Doku-Reihe mitgemacht, in der Makler für ihre Kunden ein neues Zuhause suchen. "Ich liebe Architektur und schönes Wohnen."

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger