Erichs altes Telefon

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Requisiten einer versunkenen Welt: Im Motorradmuseum seines Vaters Fritz Röth in Hammelbach hat Matthias Röth ein DDR-Museum aufgebaut.

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Er war schon immer geschichtlich interessiert, der Hammelbacher Matthias Röth. Bereits seit jungen Jahren hat Röth in seiner Heimatgemeinde Hammelbach historische Forschungen angestellt und die Broschüre "Schwarzbrot, Handkäs, Eppelwoi" mit Gedichten und Anekdoten herausgegeben. Heute ist er Archivar. In Starnberg hat er dazu beigetragen, das Stadtarchiv aufzubauen, jetzt arbeitet er als Oberinspektor im Stadtarchiv München.

In Hammelbach, Schulstraße 6, hat sein Vater Fritz Röth ein Motorradmuseum mit Schätzen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt aufgebaut. Dort hat Matthias Röth nach und nach ein kleines Eck mit DDR-Requisiten bestückt - heute ebenso seltsam wie exotisch erscheinenden Alltagsgenständen aus dem Leben der Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs.

Seife, Uhr und Kugelschreiber

Zu sehen sind Seife aus Riesa, eine Taschenuhr der Marke "Ruhla", Schreibblocks, Kugelschreiber und eine Motorradbrille des Volkseigenen Betriebs Carl Zeiss Jena sowie zwei Nationalkennzeichen. In einem Essay beschreibt Röth als 14-Jähriger die Anfänge, die noch vor dem Mauerfall liegen: "Eines Tages erblickte ich im Hof meines Vaters ein mattgraues Auto mit ungewöhnlichen Beschriftungen und noch ungewöhnlicheren Nummernschildern."

"IFA-Mobile DDR" war darauf zu lesen, Industrieverband Fahrzeugbau der DDR. Ebenso importierte sein Vater die legendäre Motorradmarke MZ aus dem Motorradwerk Zschopau. So entwickelte sich bei Matthias Röth ein reges Interesse am Leben der Menschen und an der Wirtschaft in der DDR. Noch vor der Wende reiste er nach Zschopau im Erzgebirge. "Nun lernte ich im anderen Teil Deutschlands eine ganz neue Welt kennen. Diese versuchte ich, über den Erwerb und das Sammeln von Alltagsgegenständen zu erfassen", so Röth weiter.

Im DDR-Eck des Motorradmuseums sind heute auch ein großformatiges Bild von Erich Honecker aus den 70er Jahren, Banknoten, Orden und Ehrenzeichen zu sehen. Diese politischen Requisiten erhielt Matthias Röth von Geschäftsfreunden seines Vaters, war aber auch in "Konsum"- und "Centrum"-Läden unterwegs, um Lebens- und Pflegemittel sowie Textilwaren zu erstehen.

Das Museum zeigt außerdem eine echte Unform der paramilitärisch geführten Betriebskampfsportgruppen und das Bild von "Honni". Schmuckstück ist eine originale Telefonanlage aus dem Konferenzzimmer des Zentralkomitees der SED im Palast der Republik. Über neue Ausstellungsgegenstände aus der ehemaligen DDR freut sich der Sammler immer. mk/ü

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