bergstrasse. Nomen est omen - so sagt ein lateinisches Sprichwort. Was übersetzt soviel heißt wie: Der Name ist ein Zeichen - oder: der Name ist Programm. Im Klartext: Der Name eines Menschen sagt viel darüber aus, wer und wie er ist.
Mag sein, dass dies in vielen Fällen zutrifft - oder auch nicht. Jeder kann sich so seine Gedanken darüber machen, warum die Bauers, die Försters, die Langbeins oder die Schneiders heißen, wie sie heißen. Heinz Eichhorn jedenfalls, Ortsvorsteher aus Reichenbach, wollte es genau wissen. Und zwar nicht nur, woher sein Familienname kommt und was er bedeutet, sondern vor allem, wer seine Vorfahren waren, woher sie kamen und wie lange der Stammbaum der Lautertaler Eichhörner zurück in die Vergangenheit reicht.
Fleißige, emsige Vorratssammler
"Als junger Mensch interessiert man sich nicht so sehr für das, was früher einmal war. Das Interesse kommt erst, wenn man älter ist. Wenn man dann einmal damit angefangen hat, kann man allerdings nicht mehr loslassen", sagt der engagierte Heimat- und Geschichtsforscher und sozial engagierte Reichenbacher. Zwei Jahre lang hat er akribisch nach den Eichhörnern im Odenwald geforscht, Kirchenbücher gewälzt, in Archiven gestöbert und Genealogen gelöchert. Der 65-Jährige inspizierte Ortsfamilienbücher und klickte auf den Internetseiten der Mormonen herum, die inzwischen weltweit über 50 Millionen Personendaten in Salt Lake City gespeichert haben.
Ohne die Unterstützung und das Wissen von Rolf und Gerda Vollrath und Kätha Bickelhaupt aus Lindenfels hätte Eichhorn wohl trotzdem ziemlich auf dem Schlauch gestanden. So aber hat er nach einer unglaublichen Fleißarbeit ein ebenso informatives wie spannendes Familienstammbuch für sich und seine Angehörigen zusammengestellt und drucken lassen.
Woher der Familienname Eichhorn - in Anlehnung an das Eichhörnchen - kommt ist eindeutig: Es waren fleißige, emsige Menschen und Vorratssammler. "Das trifft auch auf mich zu. Ich sammle allen möglichen Kram", verrät der Heimatforscher lachend. Schwieriger und langwieriger waren da schon Nachforschungen, wann überhaupt erstmals etwas über ein Familienmitglied Eichhorn im Lautertal dokumentiert wurde.
Fakt ist: Den Namen gibt es in Deutschland seit 1337 und im Odenwald - unter anderem in Reinheim, Rohrbach und Groß-Bieberau - seit 1425. Die Vorfahren von Heinz Eichhorn im Lautertal lassen sich sicher bis zum Jahr 1550, wahrscheinlich sogar bis 1520, bis zur 15. Generation, zurückverfolgen.
Im evangelischen Kirchenspiel Reichenbach wurde erstmals 1561 ein "Nicolaß Eichhorn" der "1/2 Hube" hat, erwähnt. Es handelt sich wohl um einen halben Bauernhof, die alte Hube Nummer 7, der spätere Hof Horn (heute Hauptstraße Nummer 37) in Lautern. Das Geburtsdatum jenes Nicolaß Eichhorn dürfte also um das Jahr 1520 herum liegen. Das genaue Geburtsjahr und die Herkunft jenes Eichhorn-Vorfahren lassen sich jedoch nicht zweifelfrei nachweisen, da ein Kirchenbuch erst ab 1579 geführt wurde und auch nicht lückenlos war.
Großes Unglück im Jahr 1607
Heinz Eichhorn glaubt, dass möglicherweise schon die Vorfahren von Nicolaß Eichhorn auf der Hube Nummer 7 in Lautern lebten, "da die Odenwälder und insbesondere die Odenwälder Bauern sesshaft sind". Fest steht anhand der Reichenbacher Chronik von Pfarrer Martin Walther, dass über die Familie Eichhorn 1607 ein großes Unglück hereinbrach: Innerhalb nur eines Monats starben der Sohn von Nicolaß, Nicolaus Eichhorn, dessen Ehefrau Margaretha und vier seiner Kinder an Cholera.
Nicolaus Eichhorn überlebte hingegen als einer der wenigen Bewohner des Odenwalds den Dreißigjährigen Krieg. Er verstarb am 26. April 1624. Vor dem Religionskrieg lebten immerhin rund 400 Einwohner in den Dörfern des Lautertals, danach nur noch höchstens 80.
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