Die schönsten Mönchtauben Deutschlands geizen nicht mit ihren Reizen: Das schwarze Federkleid schimmert bei jeder Bewegung mal grün, mal violett, und ihr Flügelschlag gibt den Blick frei auf schneeweiße Flügelspitzen, Schwanz und Fußfedern. „Das sind die Supermodels unter den Tauben“, findet Wolfgang Menger, der viermal im Jahr seine jüngste Generation der sogenannten schwarzen Süddeutschen Mönchtaube auf Vogelschauen in ganz Deutschland präsentiert. Vor jedem Einsatz putzt der Hobbyzüchter seine Tiere heraus und stutzt ihnen das Gefieder – ein obligatorischer Friseurtermin sozusagen.
Mit seiner ausgefallenen Leidenschaft fürs Federvieh ist der Familienvater aus Groß-Rohrheim aber nicht allein: Mehr als 150 000 Hobbyzüchter gibt es laut dem Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter deutschlandweit. In der Branche sind prachtvolle Pärchen mit vielversprechendem Nachwuchs begehrte Tauschware. Vogelschauen bundesweit und im Ausland sind dabei nicht nur Sammelpunkt, sondern Tauschbörse und Wettstreit zugleich. Selbst in die Schöpfung einzugreifen, eigene Erblinien aufzubauen und damit den schönsten Vogel zu erschaffen , ist da vielleicht nur ein Anreiz, dieses zeitaufwendige Hobby zu betreiben.
Urgroßeltern aus dem Allgäu
In Groß-Rohrheim züchtet Wolfgang Menger, seit er zehn Jahre alt ist, zwei unterschiedliche Arten der belatschten Süddeutschen Mönchtaube – und hat nach 46 Generationen seine eigene Erblinie geschaffen, die Menger-Linie. Besonders stolz ist Menger auf seine Tiere mit weißen Streifen auf dem Flügel, den sogenannten Binden. Die Urgroßeltern dieser Täubchen stammen von einem Züchter aus dem Allgäu – ein Geschenk, das den Grundstein für ein lebenslanges Hobby legte.
Bis heute ist der 56-Jährige seinen schwarzen Mönchtauben von einst treu geblieben, statt wie die meisten Züchter nach fünf Jahren auf eine andere Rasse umzusatteln. Mit Erfolg: Mehr als 17 Mal sind seine Täubchen schon zu den schönsten ihrer Rasse gekürt worden und haben ihm den Sieg bei der Bundessiegerschau, der höchsten Auszeichnung der Branche, eingebracht. „Ich lasse auch Liebespaarungen zu, andere greifen dagegen in die Partnerwahl ein“, erklärt Menger seinen Zuchterfolg. Aus Erfahrung weiß er: Sich liebende Eltern kümmern sich besser um den Nachwuchs und bescheren dem Züchter – wenn sie nach 21 Tagen ausgewachsen sind – prächtige Jungtiere.
Für seine Lieblinge hat Menger einen riesigen Freiluftkäfig über seine Garage gebaut, 53 junge Täubinnen und Täuber genießen dort aktuell die frische Luft. Nachts huscht der Schwarm in den Taubenschlag, wo sich jeder Vogel in eine eigene Schlafbox zurückziehen kann.
Zwar kreuzt der Taubenliebhaber seine Vögel auch mit anderen Rassen, um schwache Merkmale wie etwa einen zu schmalen Kopf zu korrigieren. Trotzdem will der Hobbyzüchter nicht zu sehr in die Natur eingreifen. Denn obwohl der Verband der deutschen Geflügelzüchter offiziell angibt, sich mit seinen Züchtungen aktiv für den Erhalt und die Förderung von teilweise sehr alten Rassen einzusetzen, steht bei den Vogelschauen oft nicht das Tier selbst, sondern die Optik im Mittelpunkt. „Eine Taube ist ein Tier und kein Ausstellungsobjekt“, sagt Menger, der auch auf das Wesen seiner Nachkommen achtet: Bis zu 80 Küken schlüpfen bei ihm pro Jahr. Sind sie ausgewachsen, wird aussortiert, nur die ruhigen Gemüter dürfen bleiben. „Ich will schließlich mit meinen Täubchen friedlich zusammenleben, da kann ich keine Störenfriede gebrauchen“, erklärt Menger. Jedes Jahr wandert so über die Hälfte seiner Sprösslinge in andere Hände. Sie werden an befreundete Züchter verschenkt, nur die wenigsten landen manchmal bei Nachbarn auf dem Teller.
Erfolg reicht bis China
Seine Nachkommen sind mittlerweile so beliebt, dass sogar ein chinesischer Taubenliebhaber drei Pärchen für mehrere Hundert Euro mit nach China genommen hat. „Ich züchte nicht für Erfolg oder Geld, sondern für den Erhalt dieser Rasse“, bekräftigt er. Damit betreibt Menger ein Hobby, das schon bald aussterben könnte – und mit ihm seltene Geflügelrassen. Denn ausgerechnet den Züchtern fehlt es an Nachwuchs. „Die Jungen wollen lieber Fußballer sein, statt Taubenzüchter, das ist einfach angesagter.“
Die Süddeutsche Mönchtaube
Die ursprüngliche Heimat der sogenannten belatschten Süddeutschen Mönchtaube ist das württembergische Oberland, genauer die Biberacher Gegend. Daraus leitet sich auch die alte Bezeichnung „Biberacher Schecke” ab.
Unter der Mönchzeichnung versteht man den weißen Kopf, weiße Handschwingen sowie ein komplett weißes Schwanzgefieder und eine starke Fußbefiederung. Darüber legt sich, wie die Kutte bei einem Mönch, das farbige Gefieder in Schwarz, Rot, Gelb oder Blau. Die schwarzen und blauen Mönche werden auch mit weißen Binden oder weißer Schuppung gezüchtet. lia
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