Mannheim. Übrigens … weiß ich nicht, ob Sie die Luxusproblem-Tage kennen, an denen einfach nichts klappt. Kürzlich war so einer. Ich wollte einen Artikel im Redaktionssystem anlegen. Es ging nicht. Die nötige PC-Taste klemmte. Der Kollege lachte mich aus. Und das schon in der Früh. Später, am Discounter-Salatbuffett: Ich fuhr eine neumodische Glasplatte hoch, um ans Essen zu kommen. Als ich die Zange griff, hörte ich: „Neeeeeein!“ Und jemand klemmte meine Hand unter dem Buffett ein. Ein Mann riss seine Gattin, die mich wohl übersehen hatte, zur Seite. Er schaute verlegen. Und sagte: „Verzeihung, das tut uns Leid!“ Ich verzieh, denn darin bin ich gut, und kaufte weiter ein. Ich fragte mich trotzdem: „War das ein Zeichen? Weniger zu essen? Dabei war es doch Salat! Und: Wird der Tag noch besser?“
Ich dachte daran, dass sich in letzter Zeit diese Scheitertage häuften. Erinnerte mich, wie ich kürzlich in der Kantine schon morgens einen Rückschlag erlebte. Er werde meine Lieblings-Getränkesorte auslisten, so der Mitarbeiter verschwörerisch, als ich genau diese kaufte. Sein Ernst? „Sie läuft nicht so gut“, sagte er. Die läuft super – und zwar jeden Morgen in meinen Mund, dachte ich mir, wollte ihn umstimmen. Ohne Erfolg. Wenig später: Beschwingt durch die letzte Brause-Dose ihrer Art lief ich mit meinem Lang-Cardigan los, da ich dem Büronachbarn eine Superidee kundtun wollte. Wurde aber in diesem Moment zurückgerissen, wie ein Hund an der Leine, da ich mich mit dem Kleidungsstück in der Türklinke verfing. Schmerzgekrümmt dachte ich mir: „Jetzt fehlt nur noch: dass ich im Text ein Wort markiere, um es zu löschen. Plötzlich aber alles markiere – und alles weg ist. Bestens kurz vor Druckschluss! Oder beim Mascara-Auftragen niese! Oder frisch-sockig in die Duschpfütze tappe – während ich eh schon spät dran bin!“ Und, und, und … ich denke, Sie wissen was ich meine.
Letztens aber war das Maß übervoll an Alltagsscheitern. Oder besser: Blieb die Maß an diesem Abend fast leer. Als ich abends meinen Sixpack Bierbrause aus dem Auto lud, brach er in der Mitte durch. Er krachte mitten auf den Parkplatz. Aber dann sah ich, dass fünf Flaschen den Sturz überlebt hatten. Einzig eine war zerbrochen. Es ist das, worauf der Fokus liegen muss, dachte ich mir. Ich hörte ein Zischen. Die andere Flasche war durch den Aufprall leicht geöffnet. Ein Zeichen. „Trink mich, sofort!“Tat ich und dachte dabei: „Stay positive“. Ich bin mir sicher, dass es bald wieder gut (in meinen Mund) läuft!
Lea Seethaler
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel übrigens . . . Warum wir trotz Missgeschick-Tag den Kopf nicht in den Sand stecken sollten
Stay Positive: Kennen Sie diese Tage, an denen einfach nichts klappt? Redakteurin Lea Seethaler macht das Beste draus