Heidelberg. Lukas Can steigt auf die Bremse. Das Fahrschulauto piepst. Die Fahrschülerin lacht nervös. „Ich habe gerade gebremst, warum?“, fragt der Fahrlehrer seine Schülerin.
Gut eine Million Menschen haben das Video auf TikTok gesehen. Dort ist der gebürtige Heidelberger Lukas Can, auch bekannt als „Fahrlehrer Lukas“, mit seinen Fahrvideos ein Internetstar.
Seine Videos lädt er auf verschiedenen Plattformen hoch. Er filmt sich selbst bei einer Fahrstunde, um so Fehler aufzeigen, die bei einer Fahrprüfung vermieden werden sollten oder Tipps zu geben.
Seine authentische und offene Art scheint seine Zuschauenden abzuholen: Knapp 200.000 Menschen folgen Can auf Instagram und 670.000 auf TikTok. So hilft Can Fahrschülerinnen und -schülern in ganz Deutschland.
"Fahrlehrer Lukas" eröffnet Fahrschule in Heidelberg - und bekommt Anfragen nicht nur aus der Region
Nicht nur in der Social Media Welt scheint es für Lukas zu laufen, denn seit knapp eineinhalb Monaten ist er als Fahrlehrer selbstständig und hat in Heidelberg seine eigene Fahrlehrer-Lukas-Fahrschule eröffnet. Lange geplant war das nicht, aber Lukas wollte dem Ganzen eine Chance geben.
Täglich bekommt er Anfragen für vorhandene Plätze, auch von Leuten, die nicht in Heidelberg und Umgebung wohnen. Er lacht und sagt: „Ich hoffe, dass sie lange bestehen bleibt und ich viele Fahrschüler hier durch die Prüfung bringen werde.“
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Bis zur Eröffnung seiner eigenen Fahrschule war es ein langer Weg: Nach seinem Realschulabschluss fing Lukas eine Ausbildung zum Industriemechaniker an. Wechselte danach aber zum Chemikanten. Während dieser Zeit kam ihm gar nicht in den Sinn, Fahrlehrer zu werden.
Lukas Can wollte nicht immer Fahrlehrer werden
Obwohl sein Vater, laut ihm, öfters Anspielungen gemacht haben soll, wie „cool“ dieser Beruf doch ist. Selbst hat er sich trotzdem nie als Fahrlehrer gesehen. Denn dieser Job bedeutet eine große pädagogische Verantwortung. „Aber es ist umso cooler, dass es nicht von Anfang an geplant war, sondern, zack, einfach passiert ist“, sagt er und lacht.
Durch einen Zufall landet er bei seinem Schwager, der Fahrlehrer ist, auf der Rückbank und begleitet ihn mit seinem Schüler während einer Fahrstunde. Das war der Moment, in dem es ihm klar wurde: „Fahrlehrer ist ein cooler Beruf. Vielleicht steht mir das.“
Seitdem ich Fahrlehrer bin, habe ich es nicht einen Tag bereut.
Kurz darauf kündigte er seinen Job als Chemikant und stieg in die Ausbildung zum Fahrlehrer ein. Zu Beginn hatte Lukas trotzdem noch Bedenken, denn ein Drittel springen in dieser Ausbildung ab. Das liegt daran, dass Fahrlehrer oft keine festen Arbeitszeiten haben und ständig unterwegs sein müssen.
Genau das ist es aber, was Lukas angesprochen hat: „Bei mir war es gerade das Gegenteil, ich hatte Spaß, Menschen was beizubringen und mir hat es gefallen, dass man ständig unterwegs ist. Und seitdem ich Fahrlehrer bin, habe ich es nicht einen Tag bereut.“
Anfang 2022 lädt "Fahrlehrer Lukas" das erste Tiktok hoch
Anfang 2022, knapp ein dreiviertel Jahr, nachdem Lukas die Ausbildung geschafft hat, startete er mit Social Media. Die Idee, Videos auf TikTok hochzuladen, kam von seinen damaligen Fahrschülerinnen.
„Ich hatte mir also TikTok runtergeladen und einfach ein Video von einer praktischen Fahrstunde hochgeladen. Dieses Video wollte ich eigentlich meinen Schülern schicken, denn auf TikTok sind es natürlich mehr Menschen, die es sich anschauen können. Auf TikTok wurde es auf einmal groß und hat an einem Tag siebzigtausend Aufrufe, was für mich damals krass war. Doch es hat Bock gemacht, da habe ich einfach jeden Tag paar Ausschnitte aus dem Fahrlehreralltag gepostet“, sagt Can.
Auf seine Videos bekam Can jede Menge positive Rückmeldungen. Die Schattenseiten von Social Media bleiben ihm dennoch nicht ganz erspart. Manchmal sind es andere Fahrlehrer, die ihn unter seinen Videos kritisieren.
"Fahrlehrer Lukas" hat mittlerweile ein Team für TikTok
Doch auch konstruktive Kritik findet seinen Weg zu ihm, zum Beispiel wenn er etwas falsch erklärt. „Ich bin nicht perfekt, das gebe ich auch zu“, sagt Can.
Die ersten Jahre hat sich Lukas allein um seine Social-Media-Accounts gekümmert, bis es ihm zu groß wurde, sodass er sich mit einem Management zusammengetan hat. Dieses kümmert sich um die Anfragen und auch Kooperationen. Zudem hat er auch ein Social-Media-Content-Team, sprich einen Cutter, Kameramann und Tontechniker.
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Im Sommer 2023 kam zudem sein erstes Buch „Sicher zum Führerschein“ in den Handel. Eine Garantie, die Can versucht einzuhalten. „Ich wollte den Schülern ein Lernmittel geben, was sie immer zücken können, das auch in verständlicher Sprache geschrieben ist, die die Schüler anspricht“, erzählt Can. Neben seinem Buch empfiehlt der Fahrlehrer, mit Eltern auf einen Übungsplatz zu fahren, bevor man sich anmeldet.
Doch Lukas weiß, auch Fahrlehrer müssen gewisse Eigenschaften den Schülerinnen und Schülern entgegenbringen. Das sind für ihn vor allem Geduld, Stressresistenz, Fingerspitzengefühl und eine Menge Empathie. „Ich merke auch direkt, wenn jemand schlechte Noten oder Stress zu Hause hat und dann versuche ich die Fahrstunde immer anzupassen“, sagt Can. Dass seine Schülerinnen und Schüler die Prüfung bestehen, sind für ihn dann auch die schönsten Momente als Fahrlehrer.
Auf die Frage, ob sich in Mannheim bald auch eine Fahrlehrer-Lukas-Fahrschule befinden könnte, antwortet er: „Mannheim wäre nochmal komplett was anderes. Wer weiß in ein bis zwei Jahren, wie man sich da vergrößern könnte.“
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