Reise

Mit dem Fahrrad über die Alpen: Mannheimer Schüler meistern 380 Kilometer bis nach Italien

Trotz Regen, Pannen und Kälte zieht eine Gruppe des Bach-Gymnasiums in Mannheim ihre Alpenüberquerung durch – und wächst in Teamgeist und Selbstvertrauen über sich hinaus.

Von 
Astrid Schwörer
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Schlechtes Wetter am Reschensee konnte die gute Stimmung nicht dämpfen. © Privat

Mannheim. Eine Stadtexkursion in Paris oder doch lieber mit dem Fahrrad über die Alpen? Jeden Herbst gehen die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 2 des Bach-Gymnasiums auf eine einwöchige Studienfahrt und können dabei zwischen unterschiedlichen Angeboten wählen.

Eine Gruppe von 16 Schülerinnen und Schülern hat sich für eine sportliche Herausforderung entschieden. Mit dem Fahrrad überquerten sie in vier Etappen die Alpen – von Deutschland bis nach Italien. Zusammen mit zwei Lehrkräften legten die Jugendlichen rund 380 Kilometer und über 3.500 Höhenmeter zurück. Die Route führte sie von Garmisch-Partenkirchen über den Fernpass und den Reschenpass bis nach Bozen und weiter bis zum Gardasee. Nach ihrer Rückkehr hatten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Gespräch viel zu erzählen.

Die Sportlehrer Wolfgang Schmid und Julie Taubert hatten die Tour organisiert und begleitet. Beide waren vom Zusammenhalt in der Gruppe und dem Teamgeist beeindruckt. „Wir sind als Einzelkämpfer gestartet und sind als Team zurückgekommen“, fasste Schmid zusammen. Bei einer solchen Tour bestimme immer der Langsamste das Tempo, darauf habe jeder Rücksicht genommen. Seine Kollegin Taubert bestätigte: „Die Schülerinnen und Schüler haben einander motiviert und unterstützt. Nicht mal der Regen hat der guten Stimmung geschadet.“ Die Hilfsbereitschaft untereinander sei von Anfang an groß gewesen.

„Das Beste war die Gruppendynamik“, bekräftigte Teilnehmer Philipp. „Wir haben uns gut verstanden und es hat alles prima funktioniert.“ Sogar neue Freundschaften seien entstanden. Großes Lob gab es für die Lehrkräfte. „Sie haben sich viel Mühe mit der Verpflegung zwischendurch gegeben, das war total süß“, sagte Maja und berichtete, einer der beiden Lehrer sei immer mit dem Begleitfahrzeug vorausgefahren und habe alle 20 Kilometer ein kleines Buffet mit Obst, Süßigkeiten und Käse aufgebaut.

Im Freizeitpark AREA 47 bei Imst hat die Gruppe einen Erholungstag eingelegt, soweit man bei Aktivitäten wie Canyoning und Rafting von einer Pause sprechen kann. Für Giulia war der Tag in der Area einer der Höhepunkte der Reise, die Begeisterung über ihren Sprung aus zehn Meter Höhe war ihr noch anzusehen. „Während des Fahrradfahrens habe ich mir meistens die Berge angeschaut und gar nicht auf den Weg geachtet“, blickte sie zurück. Arne stimmte ihr zu: „Mich hat fasziniert, wie sich die Landschaftsformen verändert haben.“

Glückliche Gesichter nach dem Anstieg nach Nauders. © Privat

„Über die Ehrwalder Alm und durch Nauders haben wir sogar zwei Skigebiete durchquert“, erzählte Schmid und schwärmte darüber hinaus vom Panorama und dem Blick auf die Zugspitze entlang des Fernpassradweges. Auf Jendrik hat der Anstieg am Reschenpass einen nachhaltigen Eindruck gemacht: „Wir mussten um die tausend Höhenmeter bewältigen und haben mit Gegenwind und Nieselregen gekämpft.“ Nachts beim Zelten habe die Temperatur oben auf dem Pass nur sechs Grad betragen. „Es war schon anstrengend“, gab sein Mitschüler Hendrik zu. „Aber wir hatten immer unser Ziel vor Augen.“

Kälte, Regen und Pannen konnten den Teamgeist nicht brechen

Theresa wird die Tour in besonderer Erinnerung bleiben. Bereits nach den ersten 30 Kilometern sei ihre Schaltung kaputtgegangen. „Aufgeben war keine Option“, bestätigte sie lachend und schilderte, sie habe die ganze Strecke mit nur einem Gang zurückgelegt. „Ich habe von allen Seiten Unterstützung bekommen, die anderen haben mich geschoben und gezogen“, freute sie sich.

Trotz Regen, steiler Anstiege, dem ein oder anderen Sturz und müder Beine hielten alle durch. Nach den strapaziösen Tagesetappen mussten jeden Abend die Zelte aufgebaut und gemeinsam gekocht werden. Am Ziel angekommen, erwartete die jungen Radlerinnen und Radler allerdings keine italienische Sonne, „Wir sind im Finstern und im Regen nach Torbele hineingefahren“, erinnerte sich Schmid. Das habe der Freude aber keinen Abbruch getan. Alle waren stolz auf ihre Leistung und das bestandene Abenteuer und genossen noch zwei Tage am Gardasee bei Bergtouren und Windsurfen, bevor es mit dem Zug oder dem Auto nach Hause zurückging.

Zurück von einer spannenden Reise: Schülerinnen und Schüler des Bachgymnasiums. © Astrid Schwörer

So eine kräftezehrende Tour geht nicht von heute auf morgen. Für die meisten war die Reise eine neue Erfahrung, mehrere Tage hintereinander saßen bisher die wenigsten im Sattel. Über ein halbes Jahr wurde daher im Vorfeld trainiert. Mit verschiedenen Touren in den Odenwald steigerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer allmählich ihre Kondition. Ein ehemaliger Schüler habe der Gruppe zusätzlich eine Einweisung im Geländefahren gegeben.

Neben sportlicher Leistung stand auch das gemeinsame Lernen im Fokus

Die Schülerinnen und Schüler hatten sich aber nicht nur sportlich vorbereitet. Während der Studienfahrt durfte die Bildung nicht zu kurz kommen. Wie entsteht ein Gletscherzungensee? Wie funktioniert eine Fahrradschaltung? Jeder übernahm ein kurzes Referat aus den Bereichen Geografie, Sport, Ernährung oder Geschichte und stellte sein Thema der Gruppe vor.

„Wir haben so viel erlebt. Es kommt einem vor, als wären wir zwei Wochen unterwegs gewesen“, waren sich alle einig. In den nächsten Wochen soll es noch eine gemeinsame Radtour in den Odenwald geben, bevor das Lernen für die Abiturprüfungen ansteht.

Freie Autorin

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