Mannheim. Am 4. Oktober 2025 stand Vincenzo Buscemi ganz oben auf dem Treppchen: Der 13-jährige Kickboxer aus Mannheim hat bei den Amateur-Weltmeisterschaften im K1 in Luxemburg den Titel in der Gewichtsklasse bis 50 Kilogramm (Kadetten 12–14 Jahre) gewonnen. Für den Schüler der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH) war es der bisher größte Erfolg – und doch nur ein weiterer Schritt auf einem Weg, den er schon früh eingeschlagen hat.
Früher Einstieg, klare Ziele: Training im Black Scorpions Mannheim
„Ich trainiere, seit ich vier Jahre alt bin“, erzählt Vincenzo. Damals brachte ihn seine Mutter, Denise Buscemi, zum Training. Sie ist selbst Karateka und hat ihm den Einstieg in den Kampfsport ermöglicht. Seitdem ist Vincenzo Teil der Sportschule Black Scorpions Mannheim und ein echtes Eigengewächs des Clubs. „Ich habe von Anfang an hier trainiert“, sagt er. Heute steht er unter der Leitung von Dennis „Lucky Luke“ Haddad, amtierender Profi-Weltmeister im K1 und Trainer der Black Scorpions.
Seit einem Jahr darf ich alle Techniken anwenden, die auch Erwachsene anwenden
Der Einstieg in den Wettkampfsport begann mit sechs Jahren. „Da habe ich schon gegen jemand anderen geboxt“, erinnert sich Vincenzo. Doch der Einstieg war behutsam. „Bei den kleinen Kindern wird ohne Kopftreffer gearbeitet und auch ohne Körperkontakt“, erklärt Haddad. „Sie lernen erstmal die Motorik, Schattenboxen, am Boxsack, und dann tastet man sich langsam ran. Es wird praktisch nicht gegeneinander geboxt, sondern am Boxsack oder ohne Kontakt, um die Technik zu lernen.“
Der Weg zum Titel: Mehr als nur ein Hobby
Bis zum Alter von zwölf Jahren kämpfte Vincenzo ausschließlich mit Körpertreffern. Erst seit einem Jahr darf er auch Kopftreffer einsetzen – ein wichtiger Schritt in Richtung professioneller Wettkampf. „Seit einem Jahr darf ich alle Techniken anwenden, die auch Erwachsene anwenden“, sagt er.
Mit elf Jahren wurde ihm klar, dass Kickboxen mehr als nur ein Hobby ist. „Da habe ich gemerkt, das ist mein Sport. Und da wollte ich es dann auch höher bringen.“ Seitdem hat sich das Training verändert: „Es wurde härter und es waren mehr Kämpfe.“
Heute trainiert Vincenzo täglich. „Ich bin eigentlich jeden Tag hier“, sagt er. Schule und Sport bringt er gut unter einen Hut. „Meine Hausaufgaben mache ich meistens in den Hausaufgaben-Stunden in der IGMH. Das Training ist dann nach der Schule.“ Wettkämpfe finden meist samstags statt, doch für die nächste Weltmeisterschaft am 30. Oktober in Rom muss er freigestellt werden. „Da kommt mein Vater mit“, erzählt Vincenzo. Die Meisterschaft in Rom wird von einem anderen Kickboxverband ausgerichtet – ein weiteres internationales Turnier, bei dem Vincenzo erneut für Deutschland antreten wird.
Kickboxen
Kickboxen ist ein moderner Kampfsport , der Techniken aus Karate, Boxen und Taekwondo kombiniert.
In der Disziplin K1 sind Schläge, Tritte und Knietechniken zum Körper und Kopf erlaubt.
Das Tragen von Schutzausrüstung (Boxhandschuhe, Fuß- und Schienbeinschutz, Bandagen, Tiefschutz (Männer) bzw. Brustschutz (Frauen) und Mundschutz) ist Pflicht.
Kinder trainieren zunächst kontaktfrei .
Kickboxen ist nicht olympisch , aber weltweit verbreitet und stark organisiert.
In Luxemburg trat Vincenzo für das deutsche Nationalteam an und setzte sich in vier Kämpfen gegen starke internationale Konkurrenz durch. Er besiegte Gegner aus den Niederlanden und Georgien, schlug im Halbfinale den Turnierfavoriten aus Belgien und sicherte sich im Finale erneut gegen einen niederländischen Kämpfer den Titel. „Ich bin gegen Holland, gegen Georgien, gegen Belgien und zum Schluss wieder gegen Holland angetreten“, zählt Vincenzo auf. Insgesamt nahmen zwischen 600 und 1000 Kinder und Jugendliche an der Weltmeisterschaft teil.
Zukunftspläne und Vorbilder des Mannheimer Kickboxers
Für Vincenzo war es nicht der erste große Wettkampf. Bereits im Vorjahr hatte er an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, damals noch ohne Titelgewinn. „Da haben wir den zweiten Platz geholt“, ergänzt Trainer Dennis Haddad. „Das war sein erstes Profiturnier in der Altersklasse von zwölf Jahren. Eine Top-Leistung, und darauf haben wir aufgebaut. Dieses Jahr hat es dann geklappt.“
Lampenfieber vor großen Wettkämpfen hat Vincenzo nicht. „Das ist für mich so wie normales Training“, sagt er. Was ihn am Kickboxen besonders begeistert? „Das Training hier macht mir halt sehr viel Spaß, und ich mag Kontaktsport einfach.“
Ein Vorbild hat Vincenzo auch: „Ich würde meinen Trainer als Vorbild nehmen, weil er auch viele Weltmeistertitel gewonnen hat.“ Für Trainer Dennis Haddad ist Vincenzo mehr als nur ein talentierter Schüler: „Vincenzo hat sich das so was von verdient. Er ist ein Ausnahmetalent und wird noch sehr viel erreichen. Als Trainer bin ich unglaublich stolz auf seine Leistung und seiner Entwicklung und vor allem auf die überragende Arbeit in unserem Gym bei der Kinder- und Jugendarbeit. Die Black Scorpions Mannheim bringen das deutsche K1 Kickboxen auf die internationale Bühne.“
Und wie sieht Vincenzos Zukunft aus? „In andere Sportarten würde ich glaube ich nicht gehen“, sagt er. „Aber ich würde schon gern Richtung Profi gehen.“ Der Weg dorthin ist lang – doch mit der Disziplin, dem Ehrgeiz und der Unterstützung seines Umfelds scheint er für Vincenzo Buscemi bereits klar vorgezeichnet.
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