Ein Herbstspaziergang durch die Pfalz ist einfach paradiesisch. Überall färben sich die Blätter gelb und rot. Aufgehäuft in Hängern, bringen Winzer die frisch geernteten Trauben zu ihren Höfen. Im Vorbeilaufen fällt mein Blick auf eine Feige. Die Frucht reift an einem Strauch, der – angeschmiegt an eine Hauswand – einfach aus der Straße wächst. Ein typisches Bild für die Region. Schätzungsweise 50 000 Feigenbäume soll es in der Pfalz geben. Damit ist sie das größte Feigenanbaugebiet Deutschlands.
Wie Wein, Mandeln und Kastanien haben die Römer die Feigen vor rund 2000 Jahren aus dem Mittelmeerraum mitgebracht. Dort allerdings sind die Feigenbäume natürlich deutlich größer. Hier werden sie zwischen drei und sechs Meter hoch.
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„Das sind wirklich völlig unkomplizierte Pflanzen“, sagt Dirk Metzlaff von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße. „Die scheinen ja fast wie Unkraut zu wachsen“, meine ich. Metzlaff stimmt mir lachend zu. Doch wir beide kommen schnell überein, dass das kein schöner Vergleich für die altehrwürdige Kulturpflanze ist, von der etwa in der Bibel gleich an mehreren Stellen zu lesen ist. Als erstes bei Adam und Eva im Garten Eden.
Tatsächlich ist die Feige ein ziemlich anspruchsloses Gewächs und ich überlege mir schon, ob so ein Strauch vielleicht auch etwas für unsere Mauer daheim sein könnte. Das wäre sicherlich ein guter Standort, bestärkt mich der Fachmann.
Denn wichtig sei für das Gehölz vor allem eine warme, geschützte Lage. „Daher wachsen sie traditionell vor den Sandsteinmauern, die die Wärme reflektieren“, erläutert Metzlaff.
Die Feigen gedeihen jedoch nicht nur in der Pfalz, räumt der Experte mit einem Gerücht auf. Am richtigen Plätzchen innerorts wächst sie überall im Oberrheingraben gut. „Nur auf dem freien Feld nicht. Dort ist es ihr einfach zu zugig.“
Auch in einen Topf können sie natürlich gesetzt werden. Dann aber muss man wegen des Frosts aufpassen. Mit Temperaturen bis zu minus zehn Grad kommen die meisten Sorten zurecht. Darunter können vor allem bei jungen Pflanzen Triebe und Wurzeln zurückfrieren und beschädigt werden. Fest verpflanzt kommen sie mit der Kälte besser zurecht.
Bei der Auswahl eines Feigenbaumes für zu Hause, würde Dirk Metzlaff zu einer sogenannten selbstfruchtenden Sorte wie der Pfälzer Fruchtfeige greifen. Ansonsten ist eine männliche und eine weibliche Pflanze sowie die Feigenwespe von Nöten.
Ein wenig Kompost reicht dem Strauch als Dünger aus. Im Winter sollte er nur wenig, ansonsten regelmäßig gegossen werden. Das Aufwändigste bei Feigen ist, sie immer wieder zu schneiden, weil die Sträucher sonst sehr ausladend werden können.
Mit reifen Früchten darf zweimal im Jahr gerechnet werden, erklärt Dirk Metzlaff. Einmal im Juni/August und dann im September bis zum Frost. Wenn sie weich sind, können sie geerntet werden. „Doch dann muss man recht schnell sein, denn die Vögel wollen auch was abhaben und Wespen und die Kirschessigfliege gehen ebenfalls an die Früchte“, sagt der Mitarbeiter der Gartenakademie.
Ich pflücke die reife Frucht am Straßenrand. Hmmm, herrlich süß! „Schmeckt einfach paradiesisch“, denke ich im Weiterschlendern. Vielleicht sollte ich meine herbstliche Pfalztour jetzt in Deidesheim fortsetzen. Dort gibt es nämlich eine ganze Feigengasse, die offiziell jedoch Deichelgasse heißt.
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