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Valsugana Langorai und Alpe Cimbra - Perlen in Norditalien

Geheimtipps für Norditalien gefällig? Die Ferienregionen Valsugana Langorai und Alpe Cimbra im Trentino faszinieren diesseits des Massentourismus.

Von 
Katja Bauroth
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Eintauchen in den Levicosee: Die Kulisse spricht dabei ebenfalls für sich. © Giacomo Podetti/TVB Valsugana

Levico Terme/Folgaria. Norditalien steht für viele Deutsche ganz oben auf der Liste der beliebtesten Reiseziele. Regionen wie der Gardasee und die Lagunenstadt Venedig sind absolute Publikumsmagnete. Wer Aktiv- und Genussurlaub zwischen Bergen und Seen samt italienischem Flair ohne touristische Überfüllung sucht, findet in den Ferienregionen Valsugana Langorei sowie Alpe Cimbra perfekte Alternativen, mit denen sich die besten Seiten Norditaliens erleben lassen.

Östlich von Trento, der Provinzhauptstadt des Trentino, bahnt sich die Brenta ihren Weg durch das Valsugana ostwärts. Das Lagoraigebirge auf der Nordseite zählt zu den größten naturbelassenen Höhenlandschaften mit Gipfeln bis 2.700 Meter.

Eine Familie genießt bei einer Wanderung die Aussicht auf den Levicosee, einer der wärmsten Seen Oberitaliens. © Federico Modica/TVB Valsugana Lagorai

Mit den Hochebenen von Vezzena, Grigno und Marcesina im Süden bildet es eine der vielfältigsten Bergregionen. Im Tal liegen zwei der wärmsten Seen Oberitaliens: der Levico- und Caldonazzosee. Die Wasserqualität ist top. Hier lässt es sich sorglos baden, paddeln und erholen.

Gesundbrunnen Levico Terme

Ein schöner Ort zum Entspannen ist Levico Terme. Das charmante Städtchen lädt mit Cafés und kleinen Geschäften im Zentrum zum Verweilen ein. Die Park- und Kuranlagen nutzte einst der kaiserliche Hof der Habsburger Linie zur Sommerfrische. Noch heute erinnert der elegante Park des Thermenhotels Grand Hotel Imperial an die glanzvolle Zeit. Das Hotel selbst ist geschlossen, es wird ein Käufer hierfür gesucht.

Das Thermalwasser der Region ist einzigartig in Italien. Es sprudelt in über 1.500 Metern aus den Bergen, angereichert mit Eisen, Sulfat, Kupfer und Arsen. Wegen seines hohen Mineralstoffgehaltes gilt es als Heilmittel für viele Beschwerden wie Atemwegs-, Haut- und Gelenkerkrankungen. Die Thermalsaison dauert in Levico Terme von April bis Ende Oktober. Die Anwendungen werden wochenweise angeboten (Bezuschussung durch Krankenkassen möglich), es gibt jedoch neue Schnupperangebote (zwei Nächte mit Anwendungen ab 185 Euro).

Levico Terme ist ein nettes Städtchen mit einer schönen Fußgängerzone. © Katja Bauroth

Levico Terme ist ein guter Ausgangspunkt für viele Outdooraktivitäten. Denn wer sich gern bewegt, findet in der Valsugana fantastische Möglichkeiten: Das Radwegenetz ist ausgezeichnet ausgebaut und der Valsugana-Radweg absolut empfehlenswert. Er ist flach und familienfreundlich. Eine leichte Etappe führt von Levico Terme an der Brenta entlang nach Borgo Valsugana (15 Kilometer, zirka 45 Minuten), begleitet von Bergen, Flusslandschaften und Rastmöglichkeiten. Leihräder kosten je nach Modellen bis zu 35 Euro (Gravel- und E-Bikes) am Tag.

Borgo Valsugana gilt zu Recht als eines der schönsten Dörfer Italiens. Die Altstadt trumpft mit venezianischen Bauten, Säulengängen entlang der Brenta, beeindruckenden Brücken und dem Corso Ausugum, gesäumt von kleinen Läden und historischen Portalen auf. Die Brenta fließt durch den Ort und hat ihm den Beinamen Klein-Venedig verschafft.

Gondeln fahren hier zwar nicht, doch es gibt Drachenbootrennen und andere Highlights: Direkt über dem Fluss schwebt das spektakuläre Kunstwerk des „fliegenden Mannes“ – eine filigrane Skulptur aus Draht.

Borgo Valsugana wird auch Klein-Venedig genannt. Die Brenta fließt durch das schöne Örtchen. Über ihr ist hier das Kunstwerk des "fliegenden Mannes" im Schein der Nachmittagssonne auszumachen. © Katja Bauroth

Sie verbindet venezianische Architektur mit der Natur und schlägt die Brücke zu zeitgenössischer Kunst und den Land-Art-Park „Arte Sella“. Dieser befindet sich oberhalb von Roncegno: Über 60 Skulpturen, zum Teil aus natürlichen Materialien, schmiegen sich im „Arte Sella“ in Wälder und Wiesen, geschaffen von internationalen Künstlern. Die Kunstwerke verändern sich mit der Witterung und den Jahreszeiten. Sie werden eins mit der Natur. Darunter befindet sich die Frau passend zum „fliegenden Mann“. Sie ist ebenfalls aus Draht.

Das Kunstwerk mit dem Namen Sabìr im "Arte Sella". © Katja Bauroth

Ein Gittergeflecht stellt zudem eine Kirche nach. Das Dach ist offen und gewährt den Blick zum Himmel. Hingucker: eine Kuppel, versehen mit mehr als 6000 blauen Holzschindeln und Mosaiken. Diese trägt den Namen Sabìr, ein Wort aus dem Piratenjargon. 20 Schindeln stammen aus dem Rumpf von Flüchtlingsbooten aus Lampedusa. Es ist ein Kunstwerk, das gleichzeitig erinnert und mahnt.

Nach dem Besuch der Ausstellung bietet sich ein Essen im „Ristorante All‘Ersilia“ an. Der Garten des Lokals schafft eine entspannte Atmosphäre mit Blick auf die umliegenden Berge. Es werden regionale Köstlichkeiten serviert. Ein guter Wein darf dabei nicht fehlen.

Winzer Stefano Dalledonne erklärt die Besonderheiten der Weine der Cantina Terre del Lagorai. © Katja Bauroth

Dafür zeigt sich in der Cantina Terre del Lagorai Winzer Stefano Dalledonne (32) verantwortlich. Sein Weinkeller befindet sich im mittelalterlichen Castel Ivano nahe Roncegno. Hier reifen auf zehn Hektar, die sich auf Höhen zwischen 400 und 700 Metern erstrecken, Trauben für Chardonnays, Schaumweine, Pinot Noirs und Solaris, eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte. Die Weine haben eine ausgebaute, elegante Struktur, das vulkanische Lagoraigestein verleiht ihnen Mineralität. Sie lassen sich vor Ort verkosten und kaufen. Definitiv eine Besonderheit für das Weinregal zu Hause!

Burgen gibt es einige in der Region, das Castel Pergine etwa auf dem Tegazzo-Hügel über Pergine Valsugana. Der spätgotische Bau beherbergt ein Kulturzentrum sowie ein

Hotel mit Restaurant. Gäste, die mindestens drei Nächte bleiben, können in den historischen Gemächern übernachten – ganz rudimentär. Das Schloss gehört übrigens den Bürgern der Region, die für dessen Erhalt eine Stiftung gegründet haben und es so zum ersten italienischen kulturellen Gemeingut machten.

Alpe Cimbra mit Bikeparks

Wer Historie mag, ist in der Region Alpe Cimbra etwa 35 Autominuten von Levico Terme genau richtig. Die Alpe Cimbra oberhalb von Rovereto und unterhalb des Monte Cornetto liegt auf etwa 1.000 Höhenmetern. Sie umfasst die idyllischen Bergdörfer Folgaria, Lavarone, Lusérn, Vigolana und Guardia. Hier gibt es noch sieben Festungen, die an den Ersten Weltkrieg erinnern.

Alpe Cimbra, ein Blick auf Folgaria vom Green des Golfplatzes aus: Der Golfplatz des Bergdorfes wird im Winter zu Skipiste. © Katja Bauroth

Auf der einen Seite wirken die Orte mit ihrer Vergangenheit, als sei die Zeit hier stehengeblieben. Auf der anderen Seite präsentiert sich die Alpe Cimbra als ganzjähriges Tourismusziel: Mit über 500 Kilometern markierten Routen ist die Region ideal für Wander- und Mountainbiketouren. Die Bikeparks in Lavarone und Folgaria bieten Adrenalinkicks für fortgeschrittene Fahrer. Der Golfclub von Folgaria mit seinem 18-Loch-Platz bietet eine weitere sportliche Option. Im Winter verwandelt sich das Areal in eine Skipiste. Kurzum: Es gibt viel zu entdecken in Norditalien.

Und wer dennoch nicht auf den Gardasee, Verona oder Venedig verzichten möchte, der setzt sich einfach in die Bahn und unternimmt vom Trentino aus bequem Tagesausflüge. Am Gardasee und in Verona ist man in knapp einer Stunde, rund zweieinhalb Stunden braucht es mit dem Zug bis Venedig. Mit der Trentino Guest Card, die kostenlosen oder ermäßigten Eintritt bei über 100 Aktivitäten bietet, fahren Urlauber bis zur Regionsgrenze sogar gratis mit Bus und Bahn.

Tipps

  • Anreise: Valsugana Langorei und Alpe Cimbra erreicht man mit dem Auto über die Brennerautobahn A22 (Maut), Valsugana via Ausfahrt Trento Süd oder Nord, Alpe Cimbra via Ausfahrt Rovereto Nord und Trient Zentrum. Mit der Bahn ist das Valsugana über Trient erreichbar, von wo aus lokale Bahnlinien fahren. Für die Alpe Cimbra fährt man bis Rovereto, 18 km von Folgaria entfernt, dann weiter per Bus oder Hotel-Shuttle, falls angeboten.
  • Kontakte: TVB Valsugana Lagorai, Viale V. Emanuele, 3, I-38056 Levico Terme, Tel. +39/461/727700, info@visitvalsugana.it, www.visitvalsugana.it; TVB Alpe Cimbra, Büro Folgaria Via Roma, 60, I-38064 Folgaria, Tel. +39/464/724100, info@alpecimbra.it, www.alpecimbra.it.
  • Tipp: Luserna (zimbrisch: Lusérn) liegt auf 1.330 Metern Höhe und gilt als eines der authentischsten Dörfer des Trentino. In diesem Ort mit knapp 270 Einwohnern lebt eine der letzten aktiven sprachlichen Minderheiten des Alpenraums. Hier wird noch Zimbrisch gesprochen, eine süd-bayerische Mundart, die im Mittelalter von deutschsprachigen Kolonisten (vor allem im 12. und 13. Jahrhundert) eingeführt wurde. Luserna ist heute die einzige Gemeinde, in der Zimbrisch noch im Alltag präsent ist. kaba

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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