Topfeben und genussvoll mit dem Rad durchs Egerland

Wasser spielt in den drei Kurstädten Karlsbad, Franzensbad und Marienbad die Hauptrolle.  Am Wasser entlang geht es auch auf dem Egerradweg, abwechslungsreich und angenehm flach zwischen Eger und Karlsbad.

Von 
Diana Seufert
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Der Radweg an der böhmischen Eger lässt sich nicht nur von sportlichen Bikern gut bewältigen. Ein lohnendes Ziel ist der Hans-Heiling-Felsen kurz vor Karlsbad. © Seufert

Die Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad bilden das Bäderdreieck Westböhmens. Während die beiden anderen Städte durch den Kurbetrieb zunehmend an Bekanntheit gewonnen haben, ist das kleinere Franzensbad Ende des 18. Jahrhunderts erst durch die Heilquellen auf dem Reißbrett entstanden. Vier Straßenzüge mit quadratisch angelegten Querstraßen bilden noch immer den Stadtkern. Viele Hotels für die Kurgäste – erbaut im Zuckerbäckerstil mit reichlich Stuckverzierungen – prägen das Bild. „Die gelbe Fassade deutet auf die Farbe der Habsburger hin, die damals herrschten“, erzählt Stadtführerin Jitka Sindelarova beim Spaziergang durch die parkähnliche Kuranlage. 21 Säuerlingquellen, von denen zwölf gefasst sind, fördern die Gesundheit der Kurgäste. Unter denen waren auch schon Kaiser Franz Josef I, Beethoven und Johann Strauß, aber auch Goethe und Fürst Metternich.

Vor der Gründung von Franzensbad haben Frauen das warme Heilwasser ins wenige Kilometer entfernte Eger (tschechisch Cheb) getragen, um die Kurgäste dort zu behandeln. Die Frauen seien von der Stadtgründung nicht begeistert gewesen, erzählt Sindelarova, mussten sich aber dem kaiserlichen Schreiben beugen. Daher auch der Name Franzensbad.

Prächtige Kaufmannshäuser säumen den Marktplatz in Cheb. © Diana Seufert

Die ehemalige Reichsstadt Eger mit der Burg als früherer Kaiserpfalz hat sich ihren historischen Charme bewahrt. Den Marktplatz mit den beiden Brunnen schmücken hübsch restaurierte Gebäude. Krämerhäuser aus dem 13. Jahrhundert finden sich neben Kaufmannshäusern mit gotischem Ursprung. Auffallend sind die mehrstöckigen Dachstühle, die als Lagerraum dienten. Nicht vorbei gehen sollte man am unteren Marktplatz, dem Stöckl, am Stadtmuseum. Ein Teil der Ausstellung widmet sich dem berühmtesten Bewohner des Hauses, Albrecht von Wallenstein, der 1634 dort ermordet wurde. Goethe und Schiller kamen zur Recherche für ihre Klassiker in die Stadt. Und mit Balthasar Neumann stammt einer der größten Barockbaumeister aus Eger.

Es geht auch ohne E-Bike

Die Stadt am gleichnamigen Fluss ist der perfekte Ausgangspunkt für eine Radtour. Hat man die Häuser von Eger hinter sich gelassen, breitet sich eine herrliche, weite Landschaft aus. Wiesen, Wälder und Felder begleiten die Radfahrer auf ihrem rund 60 Kilometer langen Weg nach Karlsbad. Der Egerradweg ist sehr gut ausgebaut und kommt ohne nennenswerte Steigungen aus. Ideal also für Genussfahrer und alle, die auf ein E-Bike verzichten. Das klassische Rad ohne Motor hat hier nicht ausgedient.

Die Eger, die am Schneeberg im oberfränkischen Fichtelgebirge entspringt, hat sich schon kurz nach der tschechischen Grenze zu einem stattlichen Fluss gemausert. Gemächlich plätschert sie dahin und schiebt sich immer weiter in Richtung Osten, wo sie bei Leitmeritz in die Elbe mündet. Wer nicht nur darauf bedacht ist, schnell ans Ziel zu kommen, entdeckt eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. In den Auenregionen direkt am Flussufer herrscht bedächtige Ruhe.

Franzensbad mit den Gebäuden im Zuckerbäckerstil entstand auf dem Reißbrett. © Diana Seufert

Immer am Fluss entlang

Mannshohes Gras wiegt sich im Wind, Libellen fliegen vorbei. Im Frühsommer verströmen die Holunderblüten ihren süßlichen Duft. Über dem Schilf kreist ein Storch auf dem Rückflug zu seinem Nest. Die vorbeiziehenden Radfahrer scheinen ihn nicht zu stören. Das junge Reh schon, das vorsichtig aus dem Kornfeld lugt und rechtzeitig im nahen Wald verschwindet.

Der Weg führt direkt am Fluss entlang, durch kleine Dörfer und größere Städte wie Sokolov (ehemals Falkenau) mit dem mächtigen Elektrizitätswerk, das schon von weitem sichtbar ist. Das Bergbaustädtchen lohnt dennoch einen Abstecher.

Einen Stopp sollte man wenige Kilometer später unbedingt in Loket (Elbogen) einlegen. Die Stadt mit Burg thront hoch über der Eger, die dort eine Schleife bildet. Die Häuser schmieden sich fast zärtlich an den Fels. Wer den Aufstieg nicht scheut, wird mit einem fantastischen Ausblick und einem bezaubernden Anblick belohnt. Den Beinamen „Böhmisches Rothenburg“ hat die Stadt wegen der kleinteiligen historischen Bebauung, dem Rathaus im Barock-Stil und dem Kopfsteinpflaster der Straßen zurecht. Kein Wunder, dass auch Filmschaffende die schmucke Kulisse rund um die Mariensäule und die Pfarrkirche gerne in Szene setzen. Viele kleine Lokale laden nicht nur Tagesausflügler aus Karlsbad zur Rast ein.

Egerradweg

Allgemeine Infos über die Region Karlsbad gibt es unter https://zivykraj.cz/de/

Der Egerradweg (Route 6) führt mit sehr geringem Höhenunterschied auf insgesamt 250 Kilometern an der Ohre (deutsch Eger) entlang. Er ist auch für Familien gut geeignet. Start ist an der Egerquelle im Fichtelgebirge, Ziel ist Litomerice (Leitmeritz), wo die Eger in die Elbe mündet.

Ein Fahrradverleih befindet sich bei CD Bike (Ceské dráhy) in den Bahnhofsgebäuden entlang der Route, wo man die Räder auch wieder abgeben kann. Infos unter www.cd.cz

Übernachten: Hotel Barbarossa in der Altstadt von Cheb.

Essen: Cheb: Am Marktplatz Restaurant „U Krále Jirího“ mit typisch böhmischen Gerichten; Karlsbad: Restaurant Karel IV im Gebäude des Becherovka-Museums am Becherplatz; Loket: Brauerei St. Florian direkt an der Brücke hoch über der Eger. dib

Unten an der Eger geht der Radweg auf dem weichen Waldweg weiter. Üppig grünt es am Ufer. Stete Begleiter sind schon seit geraumer Zeit eine Vielzahl an Kanuten, denn der Fluss ist gerade bei Wassersportlern sehr beliebt.

Lohnendes Ziel für die Radler ist der Hans-Heiling-Felsen östlich von Loket. Die Felsnadeln aus Granit, kurz vor dem Ort Doubi (Aich) und am Rand des Kaiserwalds gelegen, sollen der Sage nach den Hochzeitszug von Hans Heiling darstellen, der schon im 18. Jahrhundert zahlreiche Dichter inspirierte. Der Anblick des imposanten Naturwunders lässt Spaziergänger und Radler staunen, in Kletterern erweckt er die Vorfreude auf den Gipfelsturm.

Nur noch wenige Kilometer sind es danach bis zum mondänen Kurort Karlsbad. Die mit fast drei Kilometern langgezogene Promenade entlang der Eger mit der Wandelhalle und den schön hergerichteten Hotels und Kurbauten lädt zum Flanieren ein. Überall werden die kleinen Porzellan-Kännchen feilgeboten, um das warme Heilwasser zu trinken, das aus vielen öffentlichen Brunnen sprudelt.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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