Mannheim. Heute mache ich mal eine Fahrt ins Blaue. Mein Ziel: Lavendelfelder. In die Provence muss ich dafür nicht. Denn am Rande von Asselheim, einem Stadtteil von Grünstadt in der Pfalz, bauen Anne Gaul und ihr Mann Matthias seit elf Jahren Lavendel an.
Eigentlich betreiben die beiden ein Weingut. Dort treffe ich Anne Gaul, steige in ihren Enten-Kastenwagen um. Der warme Wind dieses Sommertages bläst uns durch die hochgeklappten Autofenster entgegen. Mehr Südfrankreich-Feeling geht eigentlich nicht.
„Genau das liebe ich“, verrät mir Anne Gaul, die aus dem Elsass stammt, aber schon zu Jugendzeiten gerne in der Provence Urlaub machte. Ihr Mann teilt diese Leidenschaft. Und so ist es wohl kein Zufall, dass auch dort die Idee geboren wurde, selbst Lavendel anzubauen. „Wir saßen beim Aperitif mit einem befreundeten Paar zusammen, das uns ermutigte, es auszuprobieren.“
So fing es 2014 mit einem ersten Feld an. Die Gauls waren damals Pioniere in Süddeutschland. Die kargen Böden im hügeligen Land der Nordpfalz waren wie geschaffen dafür. Inzwischen wächst der Lavendel des Paars auf rund zweieinhalb Hektar.
Wir biegen in einen Feldweg ein und da tauchen auch schon die ersten blühenden Pflanzen auf. Ihr typisch würziger Geruch steigt uns in die Nase. Gerade ausgestiegen, kann ich mich kaum sattsehen an den Lavendelzeilen. Derart viele Blau-Violett-Töne habe ich vermutlich noch nie auf einmal gesehen.
Meine Begeisterung teilen offenbar etliche Leute. Radausflügler streichen mit der Hand über die Sträucher, machen Fotos. Gleich darauf stoppt eine Familie ihren Wagen, um ebenfalls Bilder zu machen.
Die Kulisse ist einfach so bezaubernd, dass einem die Pfälzer Lavendelfelder auch auf Instagram immer wieder begegnen. „Viele mögen das hier“, weiß Anne Gaul, denn oft erreichen sie Zuschriften aus der ganzen Region.
Zumindest einen Hauch davon hätte ich auch gerne zu Hause, gestehe ich. „Das dürfte kein Problem sein“, sagt die Expertin. Große Ansprüche stellt der Lavendel schließlich nicht. Er ist wenig anfällig für Schädlinge und Krankheiten, braucht keinen Dünger und muss kaum gegossen werden.
Was er allerdings braucht, ist durchlässiger Boden. „Denn steht der Lavendel nass, bekommt er Schnupfen“, sagt sie lachend.
Zudem müssen Hobbygärtner nach der Blütezeit beim Schnitt aufpassen. „Kürzen darf man nur bis zu den Blättern“, demonstriert die Wahlpfälzerin mit einer alten Sichel. Der verholzte Teil sollte nicht verletzt werden, sonst wächst der Lavendel danach nicht mehr so gut.
Bei den Gauls werden die ersten Pflanzen derzeit schon abgeerntet, um Sträuße im Lavendel-Lädchen namens Blausinn auf dem Areal ihres Weinguts verkaufen zu können.
Andere Exemplare dürfen ihre Blüten länger behalten. Sie sollen die ätherischen Öle einlagern, die später durch Destillation gewonnen werden. Seit vergangenem Jahr produzieren Anne und Matthias Gaul die Öle mit ihrer eigenen Anlage.
Noch ewig könnte ich hier bleiben, Duft und Farbe genießen und den Bienen, Hummeln und Schmetterlingen zusehen, die von Blüte zu Blüte fliegen. Ich werde wohl noch einmal für eine Führung wiederkommen, um mehr zu erfahren über den Lavendel im Pfälzer Hügelland.
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[1] https://www.gruenstadt.de/
[2] https://www.gaul-weine.de/
[3] https://www.blausinn.de/