Die Gartenmöbel sind saubergemacht, Auflagen und Kissen gewaschen. Jetzt kann die Terrasse wieder richtig genutzt, so mancher Lieblingsplatz im Grünen eingerichtet werden. Denn jedes Grundstück – ob groß oder klein –, jeder Balkon hat seine eigenen gemütlichen Ecken. Die braucht es auch – vor allem in diesem Jahr, in dem wir mehr zu Hause sind als sonst, selbst jetzt, wo es wärmer wird.
Bei einer Tasse Kaffee in der Sonne fällt mein Blick auf die Mauer, vor der unser Feigenstrauch langsam wieder austreibt. Dort will ich einen Sessel zum Lesen im Freien hinstellen, dazu ein Tischchen. Für besonderes Flair soll in dieser Saison etwas Gartenkunst sorgen. Am besten im Zusammenspiel mit Pflanzen. Dazu frage ich Anette Jansen aus dem Lampertheimer Stadtteil Hofheim, die Expertin dafür ist.
„Wir nehmen am besten Dachwurz. Der ist bei richtiger Handhabung eigentlich unverwüstlich und man kann eine Menge Kreatives damit machen“, sagt die 54-Jährige und sprüht schon voller Ideen.
Eines ihrer großen Themen: Upcycling. Daher empfiehlt sie mir, für ein Anfängerprojekt alte Tassen, Kaffee- oder Teekannen zu verwenden. „Besonders geeignet: die Sammeltassen von Oma“, rät Anette Jansen mir.
In den Boden der Porzellan-Objekte werden zunächst vorsichtig mit einem entsprechenden Bohrer kleine Löcher gebohrt. „Das ist ganz wichtig, damit das Wasser später abfließen kann“, erklärt die Hofheimerin.
Danach kommt ein Erd-Sand-Gemisch in Kanne und Tasse. Auch kleine Steinchen können untergemischt werden. Denn die Sukkulente mag nährstoffarmen Boden.
Gibt es die Größe des ausgewählten Geschirrteils her, ist es sinnvoll, die neuen Löcher am Boden mit einer Tonscherbe abzudecken. So können sie nicht verstopfen.
Eine Dränageschicht – beispielsweise aus Blähton – sorgt zusätzlich dafür, dass keine Staunässe entsteht. Jetzt kann der Dachwurz in das vorbereitete Substrat eingesetzt werden.
Die Pflanze mit den schönen Rosetten mag es wie ich sonnig. Also ist sie in meiner neuen Outdoor-Lese-ecke gut aufgehoben. „Weil der Dachwurz wirklich mit sehr wenig Wasser auskommt, kann man ihn dort einfach der Witterung überlassen“, meint Anette Jansen. „Wenn der Wurz allerdings unter einem Dach steht, darf es einmal pro Woche schon ein Schlückchen Nass sein.“ Als Zimmerpflanze eignet sich die Sukkulente eher nicht, da sie dort wegen mangelnden Lichts zu wenig Photosynthese betreiben kann und vergeilt.
Im Sommer kann der Dachwurz auch rosa, gelb oder weiß blühen. Danach stirbt die Rosette mit den Blüten zwar ab, Tochterrosetten stehen dann allerdings schon als Ersatz bereit.
Anette Jansen hat Dachwurz in ihrem Garten auch in Flohmarkt-Fundstücke wie in aufgeschnittene Wärmflaschen oder Kohleschütten gepflanzt. Ein besonderer Blickfang: der Polsterstuhl aus Großmutters Zeiten, der inzwischen eine grüne Sitzfläche aus Dachwurz hat. „Das ist eigentlich ganz einfach“, verrät die Hofheimer Künstlerin. „Das Polsterelement aus dem Rahmen nehmen, umdrehen und wieder einsetzen. Dann kann es mit unserem Erd-Sand-Gemisch gefüllt und die Sukkulenten eingepflanzt werden. Überflüssiges Wasser tropft später durch den Polsterstoff ab.“
Das möchte ich auch ausprobieren. Damit neben meinem Feigenstrauch bald auch ein wenig Nostalgie einzieht.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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