Schluckauf auf der Bühne?

Elf Kinder-Reporter haben das Nationaltheater Mannheim erkundet. Die Nachwuchsjournalisten warfen nicht nur einen Blick hinter die Kulissen, sondern hatten auch viele Fragen an die Theatermacher.

Von 
Eileen Blädel
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So rappelvoll ist es auf der Hinterbühne sonst nur, wenn gerade ein Stück aufgeführt wird. Doch an diesem Nachmittag dürfen die Kinder-Reporter im Nationaltheater Mannheim (NTM) erkunden, was dem Publikum normalerweise verborgen bleibt. „Wir müssen aber leise sein“, sagt Dramaturg Sascha Hargesheimer. Denn Arbeiter sind gerade dabei, ein neues Stück auszuleuchten. Da muss jeder einzelne Scheinwerfer stimmen – und davon gibt es einige: „Hundert Stück“, sagt Jan Tiggeler, Leiter der Bühnentechnik im Schauspielhaus, der es den Kinder-Reportern ausnahmsweise erlaubt hat, die Bühne zu betreten. „Unser stärkster Scheinwerfer hat 16 000 Watt. Da wird man richtig geblendet.“ Ein Schauspieler kann die Zuschauer also kaum sehen. „Aber man spürt, ob das Publikum mitmacht oder nicht“, sagt Jan Tiggeler. „Der erste Beifall tut einem da oben richtig gut.“

Welche Atmosphäre während einer Vorführung herrscht, haben die Kinder-Reporter am Tag zuvor erlebt: bei der Premiere des Familienstücks „1001 Nacht oder die Macht des Erzählens“. Jetzt laufen sie selbst durch den „geheimen Gang“, wie Schauspielerin Sarah Zastrau den Weg von der Umkleide bis hinauf auf die Bühne nennt. Vorbei geht es an Requisiten und Kostümen, die die Nachwuchsjournalisten neugierig aus der Nähe betrachten. Wie auch die Schnurböden – also die Vorrichtungen, mit denen die Bühnenbilder heruntergelassen werden. Und dann erzählt Jan Tiggeler noch vom „Eisernen Vorhang“: Das ist eine acht Tonnen schwere Stahlplatte, die innerhalb von wenigen Sekunden heruntergelassen werden kann – falls es einmal brennt.

So viele Eindrücke! Doch die Kinder-Reporter haben auch jede Menge Fragen mitgebracht. Für das große Interview dürfen alle in dem Büro Platz nehmen, in dem das NTM-Team sich auch regelmäßig mit Schauspielintendant Christian Holtzauer bespricht.

Amélie: Wie gefällt euch eure Rolle in dem Stück?

Sarah Zastrau (spielt die Namira in „1001 Nacht“): Ich finde die Rolle toll, weil ich die bin, die die Geschichte erzählen darf. Aber auch, weil ich noch ein paar andere Sachen machen darf wie zum Beispiel den Riesen bewegen. Das ist eine große mit Luft aufgeblasene Puppe, die von unterhalb der Bühne gesteuert wird.

Nora: Habt ihr schon einmal euren Text vergessen?

Johannes Bauer (spielt Nasrin): Das passiert schon mal!

Sarah Zastrau: Dafür haben wir aber auch kleine Helfer, die nennt man Souffleusen. Die flüstern einem den Text zu, wenn man gerade nicht weiter weiß.

Johannes Bauer: Die sitzen meist gleich in der ersten Reihe.

Franziska: Wie lange dauert das Schminken?

Sarah Zastrau: Zwischen zehn Sekunden und einer Stunde. Manchmal ist die Maske richtig aufwendig. Ich spiele auch die Amalie in „Die Räuber“, und da werden wir alle in alte Menschen verwandelt. Das dauert dann etwas länger.

Flora: Wer baut die Bühnenbilder?

Lisa Zehetner (Dramaturgin): Wir haben im Haus Werkstätten wie etwa eine Schreinerei und Schlosserei. Insgesamt arbeiten bei uns 660 Menschen.

Felix: Benutzt ihr echte Kleider für die Stücke?

Johannes Bauer: Es gibt einen großen Fundus. Da kann man sich etwas aussuchen – und wenn man Glück hat, passt es auch.

Emily: Wann und warum habt ihr mit dem Schauspielern angefangen?

Sarah Zastrau: Ich habe so in eurem Alter damit angefangen.

Johannes Bauer: Ich stand das erste Mal auf der Bühne, als ich in der 6. oder 7. Klasse war. Später habe ich beim „Sommernachtstraum“ mitgemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich wusste: Das möchte ich machen.

Sarah Zastrau: Man geht dann zu Vorsprechen, zum Beispiel an einer Schauspielschule und zeigt, was man kann – oder eher, was man noch nicht kann.

Ebba: Habt ihr ein Vorbild?

Sarah Zastrau: Christoph Schlingensief – schade, dass ich den nie kennenlernen konnte.

Johannes Bauer: Das ist schwer. Es gibt viele tolle Schauspieler.

Leela: Was passiert, wenn ihr auf der Bühne Schluckauf habt?

Sarah Zastrau: Wir sind ja dann auch sehr aufgeregt und nervös, wenn es auf die Bühne geht. Der Körper schüttet so viel Adrenalin aus, dass das gar nicht passiert.

Charlotta: Was macht man, wenn man nicht gerade auf der Bühne ist?

Sarah Zastrau: Das ist eine sehr gute Frage!

Johannes Bauer: Man muss die Energie halten, weil man ja wieder auf die Bühne muss. Manchmal wartet man einfach, trinkt noch etwas oder spielt auch mal mit einem Kollegen Schach.

Sarah Zastrau: Vielleicht muss ich auch das Kostüm wechseln oder anders geschmickt werden. Das muss manchmal auch richtig schnell gehen, zum Beispiel wenn ich in den Keller laufen muss, um von da wieder auf die Bühne zu kommen.

Karla: Was ist, wenn ihr krank werdet?

Sascha Hargesheimer (Dramaturg): Den Fall hatten wir gerade. Wir haben einen anderen Schauspieler gefragt, der in Bochum genau die gleiche Rolle spielt. Der ist dann eingesprungen.

Emil: Wie lange gibt es das Theater in Mannheim?

Paula Franke (Marketing): Das wurde ungefähr Ende 1700 gegründet. Damals stand es aber nicht hier, sondern am Schillerplatz.

Sascha Hargesheimer: Friedrich Schiller war hier der erste Hausautor.

Paula Franke: Da, wo sich das Theater heute befindet, gab es übrigens mal Tennisplätze.

Leela: Wie lange darf man Schauspieler sein?

Johannes Bauer: Solange man sich fit fühlt. Das ist nicht wie im Fußball, wo man im Alter von etwa 35 Jahren aufhört. Es gibt Kollegen, die mit 85 noch auf der Bühne stehen. Man spielt dann ja auch andere Rollen.

Felix: Was passiert mit den ganzen Sachen, die gerade nicht gebraucht werden?

Sascha Hargesheimer: Wir haben gar nicht so viel Platz für alle Bühnenbilder. Die werden dann in unser Lager gebracht.

Lisa Zehetner: Manche Dinge benutzen wir auch mehrmals. Der Mond, den ihr in der Aufführung gesehen habt, wurde vorher in der Oper gezeigt.

Charlotta: Freut man sich, wenn man das Stück fertig hat?

Sarah Zastrau: Ja, aber gleichzeitig ist es auch schade!

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die Kinder-Reporter

Als Kinder-Reporter im Nationaltheater Mannheim waren unterwegs:

Amélie Noé, 12 Jahre, aus Bensheim

Charlotta Groitzsch, 8 Jahre, aus Weinheim

Ebba Wagner, 10 Jahre, aus Mannheim-Feudenheim

Emil Kupietz, 8 Jahre, aus Mannheim

Emily Zweig, 11 Jahre, aus Schwetzingen

Felix Bugert, 9 Jahre, aus Viernheim

Flora Welz, 10 Jahre, aus Mannheim

Franziska Tönshoff, 12 Jahre, aus Lautertal-Elmshausen

Karla Lutz, 10 Jahre, aus Mannheim

Leela Stahlhofen, 10 Jahre, aus Mannheim-Feudenheim

Nora Groitzsch, 11 Jahre, aus Weinheim

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