In Hollywood ist der anhaltende, giftig geführte Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler Thema der Stunde. Ein Ende ist nicht absehbar, die Verhandlungen stocken, die Fronten sind verhärtet. Erste Auswirkungen der Arbeitsniederlegung sind bereits spürbar, so wurde der US-Start von Denis Villeneuves heiß erwarteter Frank-Herbert-Adaption „Dune 2“ vom 9. November auf den 25. März nächsten Jahres verschoben.
Grund hierfür ist, dass die Stars, unter ihnen die Publikumslieblinge Timothée Chalamet und Zendaya, das Epos nicht bewerben dürfen bis die Gewerkschaften sich mit den Studios geeinigt haben und deshalb massive Umsatzeinbrüchen gefürchtet werden. Eine baldige Beilegung der Auseinandersetzung wäre für Künstler wie Zuschauer gleichermaßen wünschenswert.
Horrorfilme auf Netflix "The Conjuring 2" und "Liebes Kind"
Noch lagern abgedrehte Filme und Serien in den Regalen, dennoch greifen die Streamingdienste schon verstärkt auf altbewährte Ware zurück. Netflix punktet mit Horror, das Programm wartet mit Leinwandhits wie „Ruinen“ (ab 1. September), Roman Polanskis „Die neun Pforten“ (ab 1. September) oder „The Conjuring 3 - Im Bann des Teufels“ (ab 2. September) auf.
Als Neuproduktion besticht die deutschen Mystery-Thriller-Serie „Liebes Kind“ (ab 7. September) nach dem Roman von Romy Hausmann. Im Mittelpunkt des Sechsteilers von Isabel Kleefeld („Ruhm“) und Julian Pörksen („Whatever Happens Next“) steht eine junge Frau (Kim Riedle), die mit ihren beiden Kindern von einem Psychopathen gefangen gehalten wird und versucht aus dessen fensterlosem Haus zu entkommen.
Vierte Staffel von Sex Education auf Netflix
Weniger schweißtreibend dafür umso kurzweiliger ist die vierte und letzte Staffel von „Sex Education“ (ab 21. September). Otis (Asa Butterfield), Sohn der alleinerziehenden Sexualtherapeutin Jean Milburn (Gillian Anderson), hat einmal mehr Probleme mit der Liebe, da vor allem in Person seiner Ex-Mitschülerin Maeve (Emma Mackey). Mit seinem Herzschmerz ist er nicht alleine, auch sein schwuler Kumpel Eric, gespielt von Ncuti Gatwa, einem der „Barbie“-Kens, kämpft mit der Libido. Der Weg zur „Befreiten Lust“, so der Untertitel von „Fifty Shades of Grey“ (ab 4. September), kann lang und schmerzhaft sein.
"Die drei !!!" auf Disney+
„Made in Germany“ ist bei Disney+ angesagt. Highlight ist die turbulente Original-Serie „Die drei !!!“ (ab 6. September), die auf der populären Krimibuchreihe basiert. Kim, Marie und Franzi begeben sich hier als Detektivinnen auf Verbrecherjagd. Ergänzt wird die Neuproduktion durch heimische Abenteuer- und Alltagsgeschichten.
Kids und Teenies haben das Sagen, ob in den magischen Welten der „Vier zauberhaften Schwestern“ oder der kleinen Hexe „Bibi Blocksberg“, bei den „Wilden Kerlen“, die ein verrücktes Fußballmatch nach dem anderen bestreiten, oder den mit viel Spürsinn ausgestatteten „Fünf Freunden“, Georg, Julian, Dick, Anne und Hund Bobby, die jedes noch so schwierige kriminalistische Rätsel lösen.
La Cinethek feier Schweizer Filme
Der Schweizer Film wird auf LaCinetek gefeiert. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Cinémathèque suisse ist eine Auswahl selten zu sehender Werke aus ihrem Archiv abrufbar. In „Mein Name ist Bach“ (2003) trifft das Titel gebende Musikgenie 1747 König Friedrich II. von Preußen. Der alternde Komponist (Vadim Glowna) und der junge Monarch (Jürgen Vogel) geraten aneinander und es kommt zum Kampf der Egos. Dominique de Rivaz hat Regie geführt, Karoline Herfurth glänzt als Prinzessin Amalie.
Ein Politdrama ist „Le grand soir“ (1976) von Francis Reusser, der auf seine militanten Jahre in Folge der Mai-Unruhen von 1968 zurückblickt. Sein Protagonist Léon (Niels Arestrup) lernt in Lausanne Léa (Jacqueline Parent) kennen, die einer leninistischen Gruppe angehört und mit der Polizei Schwierigkeiten bekommt.
Als einfühlsames Zeitdokument besticht „Die Lehrlinge“ (1964). Alain Tanner begleitet in der Westschweiz elf Auszubildende, besucht sie am Arbeitsplatz und in Kreis ihrer Familien, beobachtet sie während ihrer Freizeitaktivitäten. Coming-of-Age in einem Land, das damals gerade starke soziale und kulturelle Veränderungen durchlief.
"Crossfire - Tod in der Sonne" Miniserie in der ZDF-Mediathek
Wer’s „very british“ mag, muss sich in die ZDF-Mediathek einloggen. In der vierteiligen Miniserie „Crossfire - Tod in der Sonne“ (ab 5. September) mutiert eine vermeintlich paradiesische Urlaubsreise auf die Kanarischen Inseln zum Albtraum. Als bewaffnete Männer ein Hotelressort stürmen, Gäste und Personal als Geiseln nehmen, muss eine Ex-Polizistin (Keeley Hawes) eingreifen und setzt dabei ihr Leben aufs Spiel.
Weniger dramatisch, dafür über weite Strecken sehr lustig, geht’s in den sieben Folgen von „This Is Going to Hurt“ (ab 18. September) zu. Ben Whishaw, bekannt aus „Das Parfüm - Die Geschichte eines Mörders“ (auf Prime Video, Google Play etc.) und gerade im Kino neben Franz Rogowski in „Passages“ zu bewundern, verkörpert einen jungen Assistenzarzt in der Gynäkologie, der sich überaus realitätsnah mit dem maroden staatlichen Gesundheitssystem Englands herumschlägt.
Krachenden Witz bietet - ebenfalls bei den Mainzern - das Wiedersehen von Annette Frier und Christoph Maria Herbst. „Merz gegen Merz - Hochzeiten“ (ab 7. September) heißt die filmische Fortsetzung der erfolgreichen Comedy-Show. Nach ihrer Scheidung kämpfen Anne und Frederik um die Poleposition in Sachen „glückliches Leben“. Da befindet sich der ehemalige Gatte unter Zugzwang, hat sich die Ex doch inzwischen einen deutlich jüngeren Liebhaber zugelegt. Ein Affront, der gekontert werden muss.
MUBI überzeugt mit "Rotting in the Sun"
Gewohnt beste Arthouse-Unterhaltung garantiert MUBI. Beispielsweise mit der schwarzen LGTBQ+-Komödie „Rotting in the Sun“ (ab 15. September) von Regisseur Sebastián Silva, in der Social-Media-Überflieger Jordan Firstman seine erste Hauptrolle übernommen hat. Begleitend zum Plattformstart werden frühere Werke des chilenischen Regisseurs, darunter „Life Kills Me“ und „Nasty Baby“, angeboten.
DVD/Blu-Ray- und VoD-Tipps
- Die Familie Dutton steht im frühen 20. Jahrhundert im ruralen Montana vor neuen Herausforderungen. Staffel eins, acht Folgen; mit Harrison Ford und Helen Mirren.
- Cocaine Shark (Alive AG / Blu-ray / ab 15. September)
- Durchgeknalltes Creature-Feature, um einen Hai, der durch Drogenkonsum zu einer gemeingefährlichen Bestie mutiert. Unterwasservariante von „Cocaine Bear”.
- The Continental - From the World of John Wick (Amazon Prime / ab 22. September)
- Die Continental-Hotelkette gilt für Kriminelle jedweder Couleur als neutrales Gebiet. Dreiteiliges Prequel zur populären „John Wick“-Reihe; kein Keanu Reeves, dafür Mel Gibson.
- Gesprengte Ketten (Capelight / 2-Disc Limited Blu-ray-Edition & DVD / 22. September)
- Kriegsdrama von John Sturges mit All-Star-Ensemble, angeführt von Steve McQueen, der bei seiner Fluch aus NS-Gefangenschaft verwegene Motorradstunts absolviert.
- Kampf der Welten & Der jüngste Tag (Paramount Home Ent. / 4K UHD Blu-ray / ab 7. Sept.)
- Technicolor-Meisterwerke mit verblüffenden visuellen Effekten. Science-Fiction-Klassiker aus dem Goldenen Zeitalter Hollywoods, inszeniert von Byron Haskin bzw. Rudolph Maté.
- 1923: A Yellowstone Origin Story (Paramount Home Entertainment / DVD / ab 7. Sept.)
Das Mädcheninternat als Handlungsort für besondere Initiationsdramen und mysteriöse Geschichten rückt in der neuen Reihe „Boarding School“ in den Fokus. Ein Muss ist „Mädchen in Uniform“ (ab 1. September) von Leontine Sagan und Carl Froelich, ein 1931 entstandenes Schwarzweiß-Juwel im Spannungsfeld zwischen unterdrückender Autorität und mutiger Selbstbehauptung.
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