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In Venedig beginnen am Mittwoch die Internationalen Filmfestspiele

Von 
Sascha Rettig
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Symbol des Festivals: der als Hauptpreis vergebene Goldene Löwe. © dpa/Ansa/onorati

Hollywood traut sich wieder nach Venedig. Nachdem US-Produktionen beim vergangenen Festival Pandemie-bedingt zurückgehalten wurden und Stars lieber zuhause blieben, statt auf dem roten Teppich vorm Premierensaal Sala Grande Kinoglamour zu zelebrieren, stehen die Zeichen bei der 78. Ausgabe wieder auf mehr Normalität – zumindest in dieser Hinsicht. US-Beiträge und hochkarätige Filmprominenz: Beides ist zurück auf dem Festival in der Lagunenstadt, die ab 1. September zum Nabel der Filmwelt wird.

Für die Filmfestspiele ist das nicht unbedeutend, haben sie sich doch unter der Leitung von Alberto Barbera als Startrampe für Oscar-verdächtige Filme entwickelt. Spätere Oscar-Gewinner wie „The Shape of Water“, „Joker“ und zuletzt „Nomadland“ feierten auf dem Lido ihre Premiere.

Ob Venedig mit der Auswahl in dieser Hinsicht diesmal auch wieder einen Volltreffer landet? Denis Villeneuves „Dune“ mit Timothée Chalamet und Zendaya ist sicherlich das große Blockbuster-Event in Venedig. Nach diversen Verschiebungen wird die millionenschwere Adaption von Frank Herberts Science-Fiction-Romanen mit Spannung erwartet. Wird sie ein Meisterwerk? Oder wird Villeneuve („Arrival“) ähnlich grandios am Stoff scheitern wie David Lynch in den 1980er Jahren? „Dune“ wird genauso außer Konkurrenz gezeigt wie das Mittelalter-Epos „The Last Duel“ von Ridley Scott mit Matt Damon und Adam Driver.

David Gordon Green setzt zudem mit „Halloween Kills“ erneut die Horror-Saga um den maskierten Killer Michael Myers fort – wieder mit Jamie Lee Curtis, die wie Komiker und Regisseur Roberto Benigni dieses Jahr mit dem Ehren-Löwen für das Lebenswerk ausgezeichnet wird.

Eröffnet werden die Filmfestspiele mit dem neuen Werk eines spanischen Schwergewichts unter den Autorenfilmern: Pedro Almodóvar erzählt in „Madres paralelas“ von zwei Frauen unterschiedlichen Alters, die ungewollt schwanger werden. Wieder für ihn vor der Kamera: Seine Muse Penélope Cruz, mit der er Klassiker wie „Alles über meine Mutter“ oder „Volver“ drehte.

„Madres paralelas“ ist einer von insgesamt 21 Beiträgen, die um den Goldenen Löwen konkurrieren – und damit um die Gunst der Jury unter Vorsitz des koreanischen Regisseurs Bong Joon Ho („Parasite“). Dabei hat der Wettbewerb nicht nur stilistisch und inhaltlich eine spannende Bandbreite. Wettbewerbsnewcomer sind ebenso vertreten wie Regie-Stammpersonal wie der Italiener Paolo Sorrentino, der mit „The Hand of God“ dabei ist, und Indie-Urgestein Paul Schrader, dessen Beitrag „The Card Counter“ Premiere feiert. Pablo Larraín, der unter anderem das Bio-Pic „Jackie“ mit Natalie Portman als frühere US-Präsidentengattin Jackie Kennedy drehte, beschäftigt sich erneut mit der Biografie einer berühmten Persönlichkeit: In „Spencer“ verkörpert Kristen Stewart Princess Diana, wie sie im Jahr 1991 beschließt, aus ihrem royalen Leben auszubrechen.

Weniger Regisseurinnen

Jane Campion ist eine von fünf Regisseurinnen in Konkurrenz – im Vorjahr waren es noch acht. Die neuseeländische Veteranin („Das Piano“) zeigt ihre Netflix-Produktion „The Power of the Dog“, der mit Benedict Cumberbatch, Jesse Plemons und Kirsten Dunst von einem Bruderzwist erzählt. Schauspielerin Maggie Gyllenhaal zieht es erstmalig auch hinter die Kamera. Mit „The Lost Daughter“ schickt sie ihr Regiedebüt, basierend auf einem Roman von Elena Ferrante und mit Olivia Coleman und Dakota Johnson in Hauptrollen.

Barbera hob im Vorfeld die Qualität der Einreichungen hervor. „Als ob die Pandemie die Kreativität stimuliert hätte“, schrieb er. Ob die Kritik und das Publikum das ähnlich sehen werden, muss sich zeigen.

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