Tipps für die Feiertage

Wie man an Weihnachten Streit vermeidet

An Weihnachten ist Streit oft vorprogrammiert. Aber das muss nicht sein. Wir haben mit einer Psychologin und einem Theologen gesprochen

Von 
Tanja Capuana
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Gründe für Streit an Weihnachten? Unterschiedliche Erwartungen, Bedürfnisse - und häufig auch, zu sehr aufeinander zu sitzen. © Christin Klose

Mannheim. Mit Weihnachten verbinden viele Menschen harmonische Szenen am hübsch gedeckten Esstisch. Doch ausgerechnet beim Fest der Liebe wird viel gestritten. Warum kochen die Emotionen so schnell hoch? „Die Erwartungen, die mitgebracht werden, sind sehr groß“, sagt Sonja Tolevski, Diplom-Psychologin aus Mannheim. Nicht selten planen Gastgeber schon Wochen das Fest akribisch – sei es, was das Programm angeht, oder auch was auf den Tisch kommt. „Es soll ja ein perfektes Weihnachtsfest werden und jeder soll beeindruckt sein.“ Doch dann stelle man fest, dass ich innerhalb der Verwandtschaft nichts geändert hat, so die Expertin. „Also wird man wieder mit alten Themen konfrontiert.“

Der evangelische Pfarrer und zertifizierte systemische Coach Fabian Kliesch erklärt, dass manch einer Angst vor Streit hat, vor allem in Verbindung mit Weihnachten. „Aber Streit ist ja erst mal etwas ganz Menschliches“, so der Theologe. Natürlich müsse man Kompromisse finden. Bei Gefühlsausbrüchen steckten verschiedene Bedürfnisse. Verschiedene Erwartungen fangen häufig bei der Essensplanung an. Manch einer wolle etwas Traditionelles wie Weihnachtsgans, andere lieber vegan oder man hat Allergien. Kliesch warnt zudem davor, zu schnell zu Alkohol zu greifen, weil es die Hemmschwelle senkt und hitzige Diskussionen begünstigt.  Gleichzeitig sorgt der Fakt, dass man mit der Familie drei Tage lang hintereinander auf engstem Raum zusammensitzt, für Konflikte. Manch einer sieht in der Zusammenkunft auch die Gelegenheit zu klären, was das ganze Jahr nicht geklappt hat. „Das ist allerdings keine gute Idee“, so Tolevski. Ein Weihnachtsquiz oder Spiele wie Pantomime dagegen können helfen, unverfängliche Gesprächsthemen zu finden.

Dass man während den Feierlichkeiten keine Zeit mehr für sich selbst hat, sorgt für zusätzlichen Druck, sagt Tolevski. „Dann reicht eine dumme Bemerkung, über die man sich vielleicht sonst gar nicht so sehr aufgeregt hätte, zum Explodieren“, sagt sie. Kliesch rät, nicht die ganze Zeit aufeinander zu sitzen, sondern sich auch Freiräume zu gönnen, etwa indem man zu dritt eine Runde um den Block geht. Er empfiehlt, öfter mal den Platz zu wechseln, so dass man nicht nur mit den Leuten neben sich ins Gespräch kommt. Ein Besuch der Christmette oder den Gastgebern beim Abwasch Helfen lockert die Runde ebenfalls auf. Man könne auch ein Kartenspiel wie Uno spielen oder einen schönen Weihnachtsfilm schauen, so Kliesch. Wer Nachbarn etwa zum Nachtisch dazuholt, bringt frische Gespräche in die Runde. „Wenn man Gäste von außerhalb einlädt, dann nimmt man sich als Familie auch ein bisschen mehr zusammen“, so der Heidelberger Pfarrer.

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Karsten Kammholz
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Wie reagiert man souverän, wenn man sich bei der Feier doch mal nach einem verbalen Angriff verletzt fühlt? Tolevski rät, zu sagen: „Wir können das gerne klären. Aber nach Weihnachten, denn wir wollen jetzt nicht so vielen Leuten das Fest versauen.“ Der Situation entfliehen könne man auch, wenn man etwas Unerwartetes tut, sagt sie. „Zum Beispiel Musik oder den Fernseher anzumachen oder Cocktails zu mixen.“ Wenn alles nichts hilft, bleibt einem immer noch die Möglichkeit, die Feier zu verlassen.  Damit der Gastgeber nicht gekränkt ist, sollte man nicht einfach im Affekt das Haus verlassen, finden beide Experten. Sondern sagen: „Wir essen jetzt noch den Nachtisch und gehen dann“, sagt Kliesch.

Sonja Tolevski appelliert an alle Feiernden, dafür zu sorgen, dass sich die Gemüter beruhigen. Denn Weihnachten sei der Geburtstag von Jesus Christus. „Wenn man auf einem anderen Geburtstag wäre, würde man auch bei einem Streit zwischen anderen eingreifen.“ Die Welt heutzutage sei, ähnlich wie zu Zeiten der Geburt von Jesus Christus, nicht gerade friedlich, so der Theologe. Er rät, in Weihnachten den Moment des Friedens und der Freude zu suchen „Und vielleicht gibt es auch solche Hoffnungsmomente, wo man sich einander nahekommt und sagt: „Das war jetzt schön.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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