New York. Es ist die feinste Gegend im ja an vielen Stellen eleganten New York: Manhattan, Fifth Avenue. Bei Gucci, Luis Vuitton, Tiffany. Hier steht ein Gebäude, das noch herausragender ist, und dies aus einem Grund: Es gehört Donald Trump, dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Vor 40 Jahren, 1983, wurde es eröffnet.
Der Trump Tower ist – neben dem privaten Wohnort in Florida – der Ersatz-Amtssitz, bis Trump, wie er ja plant, am 20. Januar 2025 wieder ins Weiße Haus einziehen kann. Das passt irgendwie, denn der Trump Tower trägt nicht nur seinen Namen, er ist wie sein Besitzer: von Anfang an mit Skandalen und Skandälchen behaftet. Ein echter Trump quasi.
Rechte von Juwelier Tiffany erworben
Seit seiner Jugend hegt Donald Trump den Traum, sich an der Fifth Avenue niederzulassen. Ausersehen hat er sich dafür das Grundstück an der Ecke zur 56. Straße, neben Tiffany, weil berühmt durch den legendären Kinofilm mit Audrey Hepburn. Doch der Besitzer, die Firma Genesco, lehnt einen Verkauf lange ab. Erst als sie Ende der 1970er Jahre in finanzielle Schwierigkeiten gerät, ist sie dazu bereit. Trump greift zu.
Der Trump Tower – Daten und Fakten
- Lage: In New York City, Stadtteil Manhattan, Fifth Avenue, Hausnummer 721, Ecke zur 56. Straße.
- Größe: 58 Stockwerke (nach eigener Nummerierung von Trump 68), 202 Meter hoch, auf der Liste der größten Gebäude New Yorks auf Platz 88.
- Entstehung: Geplant vom Architekten Der Scutt, erbaut 1980 bis 1982, eingeweiht am 30. November 1983.
- Baubeschreibung: Tragwerk aus Stahlbeton, Fassade aus Glas und Aluminium in einem braunen Bronzeton. Das Atrium umfasst fünf Geschosse und ist in rosafarbenem Marmor und in Gold gehalten. Optischer Akzent ist ein Wasserfall.
- Nutzung: Vom Foyer aus führt der Weg vorbei am Präsidentensiegel und zahlreichen Flaggen zur Bar. Geprägt wird diese von einer Fotografie, die Trump im Oval Office des Weißen Hauses zeigt. Hinter dem Tresen hängen weitere Trump-Fotos.
- Im Atrium befinden sich ein Grill-Imbiss, ein Restaurant, ein Café, der Verkaufsstand für die Trump-eigene Pralinenmarke „Trump Sweets“ sowie zwei Geschäfte mit Trump-Devotionalien: eines mit hochwertigen Sweatshirts, eines mit einfachen Souvenirs wie Mützen/Tassen.
- In den ersten elf Stockwerken darüber befinden sich Büros und in den 38 Stockwerken darüber wiederum Eigentumswohnungen. Die obersten drei Etagen werden von der Familie Trump privat genutzt.
- Eigentümer/Wert: Eigentümer ist The Trump Organization. Der Wert des Gebäudes wurde vom Magazin „Forbes“ im Jahre 2016 auf 630 Millionen Dollar beziffert, im Jahr darauf „nur“ noch auf 371 Millionen. -tin
Doch damit ist für ihn noch nicht alles in Butter. Die New Yorker Politik hegt damals das Ziel, den Charakter der Fifth Avenue zu erhalten und daher keine zu hohen Wolkenkratzer zu erlauben. Doch irgendwie gelingt es Trump, die Mitglieder des betreffenden Ausschusses dazu zu bringen, dem Projekt zuzustimmen.
Es folgt ein – völlig legaler – Trick: Für die Höhe jedes Neubaus besteht eine Obergrenze. Man kann diese jedoch überschreiten, wenn man etwa einem Nachbargebäude, das seine eigene erlaubte Höhe nicht ausgeschöpft hat, dessen potenzielle Geschosshöhen abkauft; Luftrechte nennt man das. Das macht Trump: Vom angrenzenden Juwelier Tiffany erwirbt er dessen Luftrechte.
Am Ende kann Trump 58 Stockwerke errichten – statt 63, wie er ursprünglich plant. Das kratzt an seinem Ego. Typisch Trump’sche Lösung: Bei der Nummerierung der Geschosse lässt er einfach mehrere aus und kommt somit sogar auf 68.
Kunstwerke zerstört
Doch es gibt ein weiteres Problem: Das hier stehende historische Kaufhaus besitzt an seiner Fassade Flachreliefskulpturen antiker Göttinnen aus Kalkstein und über dem Eingang ein verziertes Gitter von 4,6 mal 7,6 Metern. Alleine der materielle Wert wird auf 250 000 Dollar geschätzt.
Nach Gesprächen mit dem Metropolitan Museum of Art sagt Trump zunächst zu, „diese Artefakte zu retten und alle notwendigen Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu ergreifen“. Doch am 16. April 1980 werden das Gitter und die Skulpturen mit Presslufthämmern abgebaut und landen auf einer Abfallhalde. Ein erhaltender Abbau wäre zu teuer und hätte zudem den Zeitplan verzögert, begründet Trump später. Außerdem seien die Kunstwerke „nicht wertvoll“. Sein Neubau jedoch enthalte „echte Kunst, nicht wie den Müll, den ich zerstört habe“, tönt er.
Die Aktion sorgt in der Stadt für einen Sturm der Entrüstung. Die „New York Times“ spricht von „ästhetischem Vandalismus“, Bürgermeister Koch kritisiert, Trump habe seine „moralische Verantwortung, die Interessen der Menschen in der Stadt zu berücksichtigen“, verletzt.
1983 reichen Bauarbeiter eine Sammelklage wegen nicht entrichteter Renten- und Krankenversicherungsbeiträge ein. Im Zuge dessen wird bekannt, dass sie 12-Stunden-Schichten leisten müssen und dafür ganze vier Dollar pro Stunde erhalten. Über die Asbestbelastung des abzubrechenden Hauses werden sie nicht informiert und also auch nicht geschützt. Bei seinen Besuchen auf der Baustelle habe er diese Arbeiter nie bemerkt, rechtfertigt sich Trump. Später wird bekannt, dass er unter dem Pseudonym „John Baron“ unterwegs war. „Viele Leute verwenden Pseudonyme“, gesteht Trump später: „Ernest Hemingway hat auch eines verwendet.“
1991 entscheidet ein Gericht zu Gunsten der Arbeiter. Doch die Firmen gehen immer wieder in Berufung durch alle Instanzen. Währenddessen sterben einige der Kläger, ihr Anwalt, zwei der Beklagten und am Ende der Richter. 1999 endet der Rechtsstreit mit einem Vergleich, die Akten werden versiegelt.
Baulich ist der Trump Tower einer der ersten Wolkenkratzer mit Betonrahmen. Baustofflieferant ist die New Yorker „Betonmafia“ – und die Presse benutzt diesen Begriff nicht nur im übertragenen Sinne.
Im Juli 1982 werden die Arbeiten fertiggestellt. In der zweieinhalbjährigen Bauzeit haben sich die Kosten verdoppelt und betragen nun alles in allem rund 200 Millionen Dollar. Bei seiner Eröffnung erhält das Gebäude durchaus positive Bewertungen. Paul Goldberger, der Architekturkritiker der „New York Times“ bekennt, der Trump Tower habe sich gegenüber anfänglichen Befürchtungen „als viel positivere Ergänzung des Stadtbildes herausgestellt“.
Wohnungen heiß begehrt
Die feierliche Eröffnung des Atriums erfolgt am 14. Februar 1983, die der 40 Geschäfte am 30. November 1983. Die Gewerbeflächen bleiben dauerhaft Sorgenkinder, die Eigentumswohnungen jedoch sind im Nu weg – trotz gigantischer Preise von bis zu zwölf Millionen Dollar; das Penthouse erzielt 1985 sogar 15 Millionen Dollar. Zu den Eigentümern im Trump Tower gehören Sophia Loren und Steven Spielberg.
Auch Trump selbst und seine Familie wohnen hier. In seinem Penthouse hängt das Gemälde „Les Deux Sœurs“ von Renoir aus dem Jahre 1881, behauptet Trump – auch dies Fake News, die dennoch für Wirbel sorgen: Aufwändig muss das Art Institute of Chicago darlegen, dass sich das Original in seinem Museum befindet, Trump lediglich eine Kopie besitzt, was dieser weiter bestreitet.
2016 startet Trump hier seine Präsidentschaftskampagne. Der Trump Tower wird zum Touristenziel – erst recht nach seinem Amtsantritt 2017. Das bringt jedoch Sicherheitsprobleme. Der Tower wird Kristallisationspunkt für Proteste der Gegner.
Das hat Folgen. Die Luftfahrtbehörde verhängt über dem Tower eine Flugverbotszone. Die Seitenstraße wird für Autos gesperrt, jeder Fußgänger nach seinem Ziel befragt. Nur Kunden des Towers und von Gucci und Tiffany dürfen passieren. Die Kosten des Steuerzahlers für die Sicherheitsmaßnahmen betragen 24 Millionen US-Dollar.
Mit Trumps Ausscheiden aus dem Amt – so geht das in den USA – fällt das alles am 20. Januar 2021 endgültig weg. Seither stehen vor der Tür nur noch einsam ein Uniformierter des NYPD (New York Police Department) und ein Concierge mit Frack und Schirmmütze. Und nach dem 20. Januar 2025?
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