Konzert

So harmonierten Joy Denalane und Max Herre in Worms

Joy Denalane und Max Herre schaffen in ihrem Konzert im Wormser Theater eine Symbiose aus urbanem Charme und klassischer Eleganz. Begleitet von dem exquisiten Takeover!-Ensemble

Von 
Uwe Rauschelbach
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Von Beethoven bis HipHop: Auf dem intimen Konzert im Wormser Theater übertreten Max Herre und Joy Denalane die Grenzen der Genres. © Rudolf J. Uhrig

Worms. „Schön, dass du wieder da bist“: Mit den Lyrics aus dem Song „1ste Liebe“ begrüßen sich Joy Denalane und Max Herre auf der Bühne des Wormser Theaters. Doch vom strahlenden Begrüßungslächeln Denalanes darf sich jede Besucherin, jeder Besucher angesprochen fühlen. Es ist ein sehr intimes Konzert, mit dem das Künstlerliebespaar in der rheinhessischen Stadt reüssiert - Resonanzen flirren nicht nur zwischen Sängerin und Sänger, sondern auch im regen Kontakt mit dem überwiegend jungen Publikum.

Takeover"-Ensemble begleitet Max Herre und Joy Denalane

Auch musikalisch verdient dieser Auftritt das Prädikat „delikat“. Begleitet werden Joy Denalane und Max Herre nicht von einer üblichen Band mit E-Gitarre und Schlagzeug, sondern von einem klassischen Kammerensemble, das sich aufs Popgenre spezialisiert hat. Das Takeover!-Ensemble von Konzertmeister Miki Kekenj ist mit Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Harfe und Klarinette besetzt und schmückt gerade die Rap- und HipHop-Stilistik der Songs mit einem edlen Design, das trotz seiner klassischen Prägung passt wie angegossen.

So wirkt das Harfenglissandi mit den Sechzehntelfiguren aus Beethovens „Mondschein“-Sonate zur Einleitung von „Love Your Love“, den Joy Denalane anstimmt, nicht im mindesten aufgesetzt, sondern gibt dem Song eine verträumt-romantische Note - Melancholie inklusive. Schließlich wird im folgenden Lied „Geh jetzt“ ein Trennungsdesaster durchgespielt, wie es an diesem Abend in mehreren Variationen erklingt, etwa auf einem trostlosen Rastplatz fern von Athen, das Max Herre zuvor als Sehnsuchtsstadt besungen hatte. Denalane und Herre wissen, wovon sie singen.

Max Herre äußert sich zum Krieg in Nahost

Eine „Gymnopédie“ von Eric Satie, von Harfe und Klarinette vorgetragen, erzeugt die adäquate Stimmung, die Max Herre für seinen Song „Immer wenn es regnet“ braucht. In „Berlin - Tel Aviv“ geht es um die Geschichte eines 13-jährigen jüdischen Mädchens zur Zeit der Nazi-Diktatur 1938, mit Klezmer-Anklängen durch Klarinette und Harfe. Zu den Entwicklungen seit dem Anschlag von Hamas-Terroristen auf israelische Zivilisten am 7. Oktober äußert sich Herre anschließend knapp: Hinter jeder Zahl eines Getöteten stecke ein Schicksal, ob in Israel oder in Gaza.

Max Herre und Joy Denalane vereinen lässigen Rap und ausdrucksstarken Soul

Beide Künstler treten gemeinsam auf oder im Wechsel. Joy Denalane im Glitzerkostüm hinterlässt mit ihrer ausdrucksstarken Soulstimme im Wormser Theater durchaus Eindruck, zumal im Kontakt mit dem Publikum. Die Besucherinnen und Besucher lassen sich nicht lange bitten, aufzustehen, die Arme zu schwenken, mitzusingen. „Alles leuchtet, der Himmel ist weit, die Sicht ist klar, der Weg ist da, und die Straßen sind frei“: So leicht ist es, eine Stimmung der Zuversicht zu entfachen. „Heyeyey, Heyeyeye!“, stimmt der Saal mit ein.

Doch auch im Zusammenspiel mit Max Herres lässig-coolen Rap- und HipHop-Gesängen trumpft Joy Denalane keineswegs unangenehm auf. In „Esperanto“ funktioniert das Duett geradezu vorbildlich. Und in „Tabula Rasa“ bringt sich das Take-over!-Ensemble mit ein bisschen Wiener Klassik in Erinnerung. Von Puccinis „Tosca“ inspiriert ist die Begleitung zu „I Love Your Love“ mit ihrem melancholischen Swing. Dazwischen immer auch Erfahrungen des Verlassenseins und der Verlorenheit, wie sie Joy Denalane etwa im Lied „Nachts“ anklingen lässt. Das Instrumentalsextett liefert den passenden Soundtrack dazu.

„Mit dir“ ist so ein weiterer Song, der die Stimmung im Saal offenbar trifft. Harfe, Klarinette und Geige spielen ein fantastisches Intro - und Worms singt mit.

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