Ludwigshafen. Freie Plätze sind an diesem Freitag auf der Tanzfläche Mangelware: Dicht an dicht tanzen Frauen in sämtlichen Altersgruppen im Musikpark Ludwigshafen ausgelassen zu „Wannabe“ von den Spice Girls. Textsicher singen sie die Strophen mit. Die rund 1000 Besucherinnen haben sich in Schale geworfen. Sie tragen Paillettentops, Hotpants, bauchfreie Tops oder lässige Jeans. In dem Club findet die Premiere einer „Mama geht Tanzen“-Party statt.
Viele Mütter kennen das Thema: Bevor sie Kinder hatten, konnten sie jedes Wochenende auf die Piste gehen. Wer Nachwuchs hat, muss schauen, wer die abendliche Betreuung übernimmt. Zudem fangen viele Partys erst um 23 Uhr – zu spät für müde Mamis, die häufig noch berufstätig sind und die dann einfach zu müde sind, um noch feiern zu gehen. Hier kommt die Reihe „Mama geht Tanzen ins Spiel: Los geht es bei den Veranstaltungen bereits um 20 Uhr, und um 23 Uhr ist die Fete zu Ende.
1000 Besucherinnen feiern im Musikpark Ludwigshafen
Statt Flirten steht bei diesem Konzept, das sich vor allem an Mütter richtet, das Feiern mit der besten Freundin oder der Mädelsclique auf dem Programm. Annika Graf hat die Party, bei der Frauen einen Abend lang einfach mal Spaß haben können, organisiert. Sie ist bei dem Franchise-Unternehmen für den Raum Rhein-Neckar, Mannheim, Heidelberg, aber auch für Ludwigshafen und die Pfalz zuständig. Mütter seien alle Franchise-Nehmer, erzählt sie. Die 41-jährige Hockenheimerin hat selbst eine vierjährige Tochter. Außerdem hat ihr Mann einen zehnjährigen Sohn mit in die Ehe gebracht. Sie weiß daher, dass es für Mütter nicht einfach ist, Zeit für einen Abend mit Freundinnen freizuschaufeln.
Graf ist bereits hauptberuflich selbstständig mit der Piratenflotte, einem kleinen Camperverleih. „Ich habe davon auf Instagram gelesen“, erzählt sie. In Wuppertal hatten die „Mama geht Tanzen“-Partys zuerst stattgefunden. Sie habe sich gedacht. „So etwas brauchen wir hier auch“, verrät sie und lächelt. Daraufhin habe sie die Initiatorin kontaktiert. Anfangs musste die Franchise-Nehmerin vor allem auf die Clubs und Örtlichkeiten zugehen. „Inzwischen kommen viele auf mich zu“. So war es auch im Fall des Musikpark Ludwigshafen von Betreiber Michael Gebhardt. Viele Besucherinnen kaufen die Tickets im Vorverkauf. „Die Mamas wollen ja planen“, sagt sie. Im Musikpark gibt es dennoch eine Abendkasse, etwas, das aber nicht jede Location bietet. Bereits am 14. Juni findet in Ludwigshafen das nächste Event dieser Art statt.
DJ Febo, der von der dem Franchise-Unternehmen engagiert ist, bringt die Frauen mit aktueller Musik aus den Charts, den 90er sowie HipHop zum Tanzen. Gut gelaunt schwingen die Damen die Hüften zu Songs von Jennifer Lopez, Katy Perry aber auch den Backstreet Boys und Beyoncé Knowles. Das Konzept hat inzwischen auch mehrere Nachahmer. „Viele wolle aber doch zum Glück zum Original“, sagt Annika Graf. Wichtig ist der Veranstalterin, dass die Location einen Safe Space für die Frauen bietet. Sie sollen keine Angst davor haben, dass ihnen jemand betäubende Substanzen ins Getränk kippt. Oder dass sie Opfer von sexuellen Belästigungen werden. Männer sind daher maximal als Begleiter von anderen Frauen gestattet. „Größere Männergruppen sind ausgeschlossen“, betont Graf. Ansonsten darf jeder kommen: Mütter, Frauen ohne Nachwuchs, Frauengruppen oder Omas.
Wer viel tanzt, bekommt Durst. Einige Besucherinnen machen Pause mit einem Getränk an der Bar. Andere machen sich auf der Toilette frisch. Sie nutzen dankbar Deo und Haarspray, das die Organisatorinnen den Besucherinnen zur Verfügung gestellt haben. Auch Hygieneprodukte stehen bereit. Nicole und Christina aus Ludwighafen haben Spaß. Nicoles Kind ist vier Monate alt, das Kind von der 30-jährigen Christina acht Monate alt. Für Nicole ist es der erste Discobesuch seit einem Jahr, verrät die 31-Jährige. Die Papas hüten an diesem Abend die Babys, erzählen sie. „Das Publikum ist sehr angenehm“, sagt Nicole, die es positiv findet, dass Frauen jeden Alters unter den Gästen sind. Auch die Uhrzeit finden sie angenehm. Wiederkommen wollen sie auch. Simone aus Dannstadt-Schauernheim ist mit ihrer Tochter Lili am Start. „Es hat sich angeboten“, so die 46-Jährige, die von ihrer Tochter davon erfahren hat.
Dass die 18-Jährige mit ihrer Mutter auf die Piste geht, ist eine Premiere. Simone hat Spaß. „Ich finde es eine tolle Idee, gerade für junge Mütter.“ Auch Lili findet es „cool“, mit ihrer Mutter auszugehen. Dass keine Männer unter den Gästen sind, finden Mutter und Tochter angenehm. „Es ist eine ganz andere Atmosphäre.“ Emöke aus Brühl ist mit ihren Freundinnen auf der Party. „Es ist super hier“, sagt die 44-Jährige und legt eine Schicht Lipgloss nach. „Der Papa passt auf mein zehnjähriges Kind auf“, verrät sie. Die frühe Uhrzeit passt für sie ebenso. Die Freundinnen Erika, Ewelina und Vanessa haben einen schönen Abend. Die 29-jährige Ewelina hat zwei kleine Kinder, Erika eine zweieinhalbjährige Tochter während Vanessa noch keinen Nachwuchs hat. „Es ist ein super entspannend mit Freundinnen auszugehen“, schwärmt Erika. Nicht zuletzt auch, weil ihre Männer auf die Kinder aufpassen, damit die Mamas auch mal einen freien Abend miteinander verbringen können.
Musik vom Ludwigshafener Sänger und Rapper Apache wird gespielt
„Es macht richtig Spaß“, sagt Vanessa. Dass Frauen verschiedenen Alters zusammen Party machen, empfinden sie als ein gutes Zeichen. „Das zeigt, dass man nie zu alt ist, um feiern zu gehen“, so Erika. Tanja ist zweifache Mutter, ihr Kumpel Pierre hat drei Kinder. Mit von der Partie sind weitere Freundinnen der Pfälzerin. Der 44-Jährige ist Single, die Kinder sind bei der Mutter, erzählt er. Tanjas Mann kümmert sich um die Sprösslinge, während die Beindersheimerin sich amüsieren kann. Pierre findet es gut, dass Frauen hier ungestört feiern können, ohne dumme Anmachsprüche, betont er.
Aus dem Lautsprecher tönt „Roller“ von dem Ludwigshafener Sänger und Rapper Apache. Und auf der Tanzfläche wird es noch voller. Die 35-Jährige Sabrina hat zwei Kinder im Alter von zwei und sechs Jahren. Sorgen um die Kleinen macht sie sich nicht. „Bei uns passt der Papa auf“, sagt die Ludwigshafenerin und lacht. „Hier ist es super, außerdem macht es Spaß.“ Sie und ihre Freundinnen Ramona und Laura finden es entspannend, dass keine Männer im Publikum sind. Bei Ramona passen die Großeltern auf ihr Kind auf. Laura ist positiv überrascht von dem Konzept. Auch ihre eigenen Männer lassen sie gern daheim, da sie nicht so gern in Discos gehen. „Mit Freundinnen macht es einfach mehr Spaß“.
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