Coole Crossover-Performance auf der Freilichtbühne an der Alten Feuerwache. Dazu Wind und ein paar Regentropfen über der Neckarstadt: Gerade die richtige Stimmung für „Jazz against the Machine“, eine Formation hochprofessioneller Musiker, die sich in den 90er Jahren an der Mannheimer Musikhochschule kennengelernt haben. Ihre ziemlich geniale Idee: ihre Rock-, Metal- oder Grunge-Vorlieben in anspruchsvoll-groovigen Sound umzusetzen. Ihre noch genialere Besetzung: Trompete, Bass, Schlagzeug und Vibrafon.
Letzteres bedient Claus Kiesselbach: Mit vier Mallets bringt er die Metallplatten akrobatisch zum Klingen, schon allein dieses Element entwickelt das unnachahmliche Profil der Band: sehr perkussiv und doch melodiös. Einen virtuosen Klangteppich reich an Varianten legen der Bass von Philipp Rehm und die Drums von Philipp Rittmannsperger darunter. Dazu kitzelt Frontmann Florian Wehse an der Trompete spielerisch feingliedrige, oft nur gehauchte Brass-Elemente aus seinem Instrument. So perlen die Hits ihrer Lieblingsbands von damals auf den Asphalt vor der belebten Kreuzung an der Kurpfalzbrücke.
Den Auftakt machen die vier Musiker, die gerade ein neues Album aufgelegt haben, mit „Killing in the Name“ von „Rage against the Machine“, der Formation, die sie seinerzeit zur Namensgebung inspiriert hat. Den knallharten Mix aus wütendem Hardrock, Hip-Hop und Funk der amerikanischen Anti-Establishment-Musiker kleiden sie in elegant gechillten Cooljazz um. Aus dem gradlinigen „Refuse / Resist“ der brasilianischen Hardrocker „Sepultura“ formen sie eine schimmernde Perle mit Samba-Rhythmen. Aus dem „Alive“ der Grunge-Protagonisten von „Pearl Jam“ schmiedet „Jazz against the Machine“ ein rhythmisch anspruchsvolles Juwel.
Nicht alle werden ihre weiteren, kunstvoll neu arrangierten Tracks von Nirvana, Soundgarden, Foofighters oder Radiohead auf Anhieb erkannt haben. Trompeter Florian Wehse sieht es dem Publikum mit ironisch geistreichen Moderationen augenzwinkernd nach. Denn darauf kommt es gar nicht an. In Erinnerung bleiben die Leistungen aller vier Band-Mitglieder, die ein wirklich eigenständiges Genre entwickelt haben. Besonders die Präsenz des aus Mannheim stammenden Claus Kiesselbach ist mit Händen zu greifen. Er spielt das selten so hautnah zu erlebende Vibrafon mit erkennbarer Leidenschaft und hohem physischen Aufwand. Kunst im besten Sinne!
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