Mannheim. „Loge, hör! Lausche hieher!“, zitiert Wotan in der „Walküre“ den Feuergott zu sich, auf dass er seine auf einem Fels liegende Tochter mit einem Feuerwall umgebe - und genau solch ein Feuerwall wird dann zu sehen sein: Bei „Schloss in Flammen“ am Samstag, 22. Juli, im Ehrenhof des Schlosses soll zu Wotans Arie das Feuerwerk gezündet werden, das sich dann zur „Tannhäuser“-Ouvertüre mit lautem Knallen, Krachen, Knistern, Blitzen und glitzerndem Feuerregen entfaltet.
„Endlich wieder“ gebe es „Schloss in Flammen“, freut sich Veranstalter Erwin Clausen von Yellow Concerts über das Ende der vierjährigen Unterbrechung der Großveranstaltung mit dem Nationaltheater, zu der er eine besondere Beziehung hat. „Ich habe mal an der Uni Mannheim studiert“, verrät er. 2007 richtete er die Gala erstmals im Ehrenhof aus.
In den Staatlichen Schlössern und Gärten hat er da von Anfang an einen großen Unterstützer - und das gilt auch unter der neuen Geschäftsführerin Patricia Alberth. Musik und ein Feuerwerk vor der Kulisse des Barockschlosses passten perfekt zusammen, meinte sie. Die Mannheimer Residenz sei ja gerade für ihre Hofmusik berühmt, und das Feuerwerk passe wiederum gut zum Themenjahr der Schlösser und Gärten, das unter dem Motto „Feuer und Wasser. Macht der Elemente“ steht. Zudem sei es ihr Ziel, weitere Besuchergruppen für die historischen Monumente zu gewinnen. „Ich hoffe, dass die Leute, wenn sie ein tolles Konzert vor dem Schloss erleben haben, dann auch mal in das Schloss kommen“, so Patricia Alberth.
Verdi und Wagner
Und ein tolles Konzert - das versprechen die Veranstalter. Er sei „stolz, so ein wundervolles Konzert dirigieren zu dürfen“, so Janis Liepins, 1. Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim und derzeit der stellvertretende Generalmusikdirektor: „Ich fühle mich sehr, sehr geehrt“, freut er sich auf den Abend.
Karten und Preise für Schloss in Flammen
- Die festliche Operngala „Schloss in Flammen“ mit Orchester und Solisten des Nationaltheaters und Synchron-Feuerwerk findet am Samstag, 22. Juli, ab 20 Uhr im Ehrenhof mit Blick aufs Schloss statt.
- Karten zum Preis von 89,90 Euro bis 36,90 Euro bei allen Vorverkaufsstellen sowie an der Theaterkasse des Nationaltheaters und telefonisch unter 01806/570000 oder www.schlossinflammen.de
- Abonnenten des Nationaltheaters erhalten an der Theaterkasse (O 7) 15 Prozent Rabatt auf die regulären Ticketpreise.
- Auf den Flächen hinter der Bestuhlung werden zu 30 Euro Picknickplätze angeboten. Dort können Decken, Klapptische- und Stühle, Kerzen, Speisen und Getränke mitgenommen werden.
- Besonders schön dekorierte Plätze mit kostümierten Besuchern werden von einer Jury prämiert – die schönsten drei erhalten Preise vom Theater.
Was er dirigiert, hat Operndirektor Thomas Hermann zusammengestellt. Er wolle damit „junges Publikum ebenso begeistern wie angestammte Abonnenten“, nahm er sich vor. Das Theater werde die Chance nutzen, „sich toll zu präsentieren“. So gibt es, beginnend mit der „Nabucco“-Ouvertüre, Ausschnitte aus einigen Verdi-Werken zu hören, gefolgt von Giaccomo Meyerbeer, Jacques Offenbach, Charles Gounod und Jules Massenet, ehe der Abend dann machtvoll ausklingt.
Als Solisten hat er Astrid Kessler, Frédérique Friess, Julia Faylenbogen, Irakli Kakhidze, Nikola Diskic und Sung Ha verpflichtet. Sie werden, moderiert von Christian „Chako“ Habekost, „beliebte Arien und auch tolle Musik jenseits der bekannten Hauptstraße anstimmen“, kündigt der Operndirektor an.
Akustik unter freiem Himmel "eine Herausforderung"
Zwar stelle die Akustik bei solchen Open-Air-Events „immer eine Herausforderung“ dar, so Hartmann. Doch das neue Tonsystem, das Yellow Concerts erstmals einsetzen will, sei „sehr vielversprechend“, meint der Operndirektor. „Wir haben ein Konzept gefunden, durch das der Rückhall des Orchesters wegfällt“, erklärt Erwin Clausen. Er setzt auf ein immersives, dreidimensionales Beschallungskonzept. „Wir können damit möglichst realistisch einen Konzertsaal simulieren“, erläutert Oliver Thiel das „Spatialsound Wave System“, das vom Fraunhofer-Institut in Ilmenau entwickelt wurde. Statt „rechts und links von der Bühne riesige Bananen zu hängen“, wie er sagt, sorgen über 70 Lautsprecher an der Bühne und zudem rund um die Zuhörer für „einen perfekten Raumklang“, wie er verspricht. Das Konzept sei bereits bei den Bregenzer Festspielen eingesetzt, nun aber weiterentwickelt worden. Die Klänge der einzelnen Instrumente breiteten sich dabei aus als wären sie unverstärkt. Thiel will außer im Orchester auch im Publikum Mikrofone platzieren, dadurch den Beifall wiederum auf die Bühne übertragen: „Wir erreichen so eine tolle Konzertsaalatmosphäre unter freiem Himmel“, ist er überzeugt.
Feuerwerk zum Schluss
In diesen Himmel wird dann am Ende des Konzerts das Feuerwerk geschossen - vor der Kulisse des festlich illuminierten Schlosses. Das Konzept stammt von dem international tätigen Pyrokünstler Renzo Cargnelutti zusammen mit Thomas Fischer (Beisel-Protechnik in Heidelberg), die von den Ludwigsburger Schlossfestspielen bekannt sind. Sie studieren die Partitur und zünden dann die Effekte passgenau zum Takt der Musik. „Dazu müssen sie jede Zündung, jeden Zündwege genau berechnen, das bedarf einer ausgeklügelten Vorbereitung“, so Erwin Clausen. Doch am Ende gebe das „ein visuelles Gesamtkunstwerk“. Als traditionelle Zugabe ist wieder Elgars „Pomp and Circumstance March No. 1“ vorgesehen, wie bei der alljährlichen „Last Night of the Proms“ in der Londoner Royal Albert Hall.
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