Es weihnachtet sehr. Wenn auch nicht wettertechnisch. Oder von der Besinnlichkeit her. So doch im Programm der HörBänd, das im Mannheimer Capitol erklingt. Geprägt wird es vom religiösen Liedgut, dessen sich das hannoversche A-Cappella-Quintett mit ebenso leichter Hand bedient wie der Hits aus Pop und Schlager.
Das Ratespiel mit dem Wiedererkennungseffekt gerät insbesondere zur Freude, wenn bei bekannten Weihnachtsliedern plötzlich textliche Gemeinheiten im Kontrast zur zuckersüßen musikalischen Darbietung stehen: „Alle Jahre wieder fragt sich Onkel Gerd, wann denn die Verwandtschaft endlich wieder fährt.“ Mehr noch als die Konkurrenz auf dem A-cappella-Markt zieht die HörBänd Witz aus der Darstellung skurriler Charaktere, inklusive der Imitation von Stimmen: Im gepressten Klageton eines alternden Sonderlings trauert Tenor Joshua über den Verlust seiner Haarpracht, und der 24-jährige Silas schmettert los, als sei er Bata Illic. Unterlegt wird das ganze durch ein rhythmisches Blubbern. Von den zeitweise doch recht waghalsigen Tanzmanövern des Bariton-Sängers ganz zu schweigen. „Die Bühnenshow ist lustig und fantasievoll, besonders die Pantomime – das brachte richtig Schwung ins Publikum“, sagt Zuhörerin Monika Steinmetz.
Dass dieser auch im zweiten Konzertteil nicht über ein recht steifes Schunkeln hinausgeht, liegt nicht an der gänsehautverdächtigen Darbietung von Kirchenliedern im getragenen Tempo wie „Veni, veni, Emmanuel“, sondern an englischen Balladen, die rhythmisch und harmonisch hinter den anderen Titeln zurückbleiben.
Ratespiel der 18 Weihnachtslieder
„Wir haben keine Setlist, müssen uns den Konzertablauf irgendwie merken“, erklären Joshua und Silas. Die nun folgende Eselsbrücke – sie ist so opulent, dass drei Maultierkarawanen auf ihr Platz gefunden hätten – führt zwar eher zu Harry Potter nach Hogwarts als zum nächsten Lied, kommt aber auch beim Publikum an. 18 Weihnachtslieder erklingen bei einem musikalischen Dominospiel, bei dem jeweils eine Textzeile das Stichwort für das nächste Lied gibt. Auf „Macht hoch die Tür“ folgt „Tochter Zion“, und „O du fröhliche“ liefert das Stichwort für „Als die Welt verloren“, dessen besungene Engelsscharen den Einsatz für „Brich an, du schönes Morgenlicht“ geben. Das Publikum spendet langen Beifall. Brich an, du nächster Konzertabend!
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