Jazz

Wie Gitarrist Al Di Meola immer wieder aufs Neue beeindruckt

Das Gitarren-Perkussion-Trio um den Saitenkünstler aus New Jersey gastiert erneut in der Schwetzinger Alten Wollfabrik und begeistert durch Abwechslung und Perfektion

Von 
Andreas Ahlemann
Lesedauer: 

Er gehört fast schon zu den Stammmusikern im Rhein-Neckar-Delta. Immerhin legt er recht oft einen Zwischenstopp in der Region ein, wobei die freundliche Beziehung zwischen Al Di Meola und der Schwetzinger Alten Wollfabrik sicherlich hilfreich ist. Doch wer nun denkt, bei Di Meolas Konzerten würde wegen zu häufiger Wiederholungen ein Sättigungseffekt eintreten, dem sei gesagt, dass hier ein Virtuose auf der kleinen, aber feinen Bühne sitz, der aus seinem riesigen Œuvre stets neues Repertoire zusammenstellt. Mehr noch. Innerhalb seines Konzertes tauchen fast keine improvisatorischen oder solistischen Wiederholungen auf. Langeweile ist somit Fehlanzeige.

Wenn man den inzwischen fast 69-jährigen Gitarristen im Internet sucht, findet sich für seine Musik meist die Genrebezeichnungen Fusion/Jazz. Das mag für den Karriereanfang und seit seiner Entdeckung durch Pianist Chick Corea stimmen, doch auch hier hat sich der in New Jersey gebürtige Saitenkünstler stark gewandelt. Ab 1974 als E-Gitarrist bei der legendären Fusion-Band Return to Forever gestartet, konzentriert sich Di Meola derzeit immer mehr auf akustische Gitarrenklänge im Stil fast klassischen Flamencospiels, indem er etliche Originalkompositionen, aber auch Interpretationen anderer Komponisten präsentiert.

Perfekte Synchronität

Zusammen mit seinem langjährigen Gitarrenbegleiter, dem aus Iglesias stammenden Sarden Peo Alfonsi, und Sergio Martinez aus Madrid an den Perkussionsinstrumenten, bildet Di Meola ein Trio, dessen Live-Programm sich entgegen der offiziellen Ankündigung nur bei ganz wenigen Stücken an den Beatles-Klassikern aus der 2020-Produktion „Across the Universe“ orientiert. Vielmehr spielt das bestens aufeinander eingestellte Trio viele Stücke aus früheren Aufnahmen aus so unterschiedlichen Produktionen wie beispielsweise den Klassiker „Mediterranean Sundance“ aus „Elegant Gypsy“ von 1977, „Turquoise“ aus „Consequences of Chaos“ (2006) oder die Milonga-Tango-Kombination „Milonga/Noctiva“ aus dem Doppelalbum „Opus“ von 2017.

Gerade in den spanisch-lateinamerikanischen Kulturen, in denen ursprünglich der Tanz eine wichtige Rolle spielte, kommt es besonders auf rhythmische Genauigkeit an. Hier punktet nicht nur das Zusammenspiel der beiden Gitarren. Die atemberaubende Synchronität mit dem Spiel des spanischen Perkussionisten Martinez, der in Valencia am „International Campus“ des Berklee College of Music studierte und heute eben dort unterrichtet, trägt maßgeblich zur Faszination mit der Musik des Trios bei.

Vertrackte, teils taktweise Metrumswechsel so wie schwierig zu spielende Unisono-Passagen klingen bei den drei Virtuosen so, als wären sie ein locker-leichtes Kinderspiel. Bis auf ganz wenige Ungenauigkeiten bei drei sehr abrupten Endungen spielt das Di-Meola-Trio in perfekter Synchronität.

Vielleicht besteht bei allen stilistischen und instrumentalen Verwandlungen in Al Di Meolas Musikkarriere hier doch eine Konstante, die bei jedem seiner Live-Konzerte fasziniert. Das ist die glänzende Präsentation bei hohem kompositorischem und rhythmischem Anspruch. Di Meola bleibt ein Highlight im Konzertkalender, egal wie oft er bei uns gastiert.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen