Chanson

Tim Fischer und seine Band begeistern im Mannheimer Capitol

Manche kennen ihn erste seit "Babylon Berlin", andere schätzen den frivolen Sänger erotischer 1930er-Jahre-Schlager als Meister der Couplets und Georg-Kreisler-Spezialisten seit Jahrzehnen - aus gutem Grund

Von 
Helmut Orpel
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Ganz eleganter Schelm und Chansonnier: Tim Fischer. © Katharina John

Zu einem „Tigerfest“ luden der Chansonnier Tim Fischer und seine Band das Mannheimer Publikum ins Capitol ein und viele folgten diesem Ruf, denn der Berliner Gast ist auf den deutschen Bühnen mittlerweile ein gefeierter Star. Auch bei der Kultserie „Babylon Berlin“, die Anfang Oktober zur besten Tatort-Sendezeit ausgestrahlt wurde, wirkte er mit, was seinen Bekanntheitsgrad noch weiter erhöht haben dürfte. Das Lied „Tigerfest“, das Fischer im Gedenken an Georg Kreisler zu dessen 100. Geburtstag geschrieben hat, sang er am Ende der Show, die mit den melancholisch kulturpessimistischen Texten des in Wien geborenen Dichters und Songschreibers reich bestückt war.

Hommage an Georg Kreisler

Kreisler entstammte einer jüdischen Familie, die nach der Machtübernahme der Nazis in die USA fliehen musst. 1955 kehrte er nach Europa zurück. Die warme, einfühlsame Stimme Tim Fischers, der von Sebastian Weisz (Flügel), Hauke Renken (Vibraphon) sowie Oliver Potratz (Contra- und E-Bass) begleitet wurde, passte kongenial zu den Texten Kreislers, die bisweilen ironisch-bösartig wirkten („Der Staatsbeamte“) und gegen die Angepasstheit rebellierten.

Großen Applaus erhielten die Musiker auch im zweiten Teil der Show, in der Tim Fischer in einem feuerroten Paillettenkleid auf die Bühne trat. Dazu passend, eine rote Langhaarperücke. „Das Haus am grünen Bach“ war eines der Stücke im zweiten Teil des Abends, was eine der verborgenen Wahrheiten in den Texten Kreislers zum Ausdruck brachte: das Leben als Abwesenheit jeglichen Sinns. So, könnte man folgern, lässt es sich in seiner Dramatik am besten ertragen. 

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