Konzert

Syrische Musikkultur im Capitol

Orchester „Ornina“ spielt in Mannheim

Von 
Andreas Ahlemann
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Ein Teil des Ornina Syrian Orchestras, das im Capitol auftrat. © Bild Orowa Al Shebani

Es war in der Hochschule für Musik in Damaskus, in der sich viele Mitglieder des Orchesters kennenlernten. War man damals befreundet oder kollegial verbunden, setzten sich die Bindungen heute in der europäischen Diaspora fort.

Mit der Gründung des Orchesters „Ornina“ im Jahr 2016 gewinnen einige der Instrumentalisten und Sänger, die dort aktiv gewesen sind, ein Stück ihrer kulturell-musikalischen Heimat nun wieder zurück.

Unter dem Dirigat des Komponisten Shafi Badreddin präsentiert das Ensemble im Mannheimer „Capitol“ ein klassisch-syrisch orientiertes Programm, das im ersten Set weitgehend aus Eigenkompositionen oder Arrangements Badreddins besteht.

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Von
Christina Altmann
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Reich an arabesken melodischen Tonfolgen, die für westliche Hörerfahrung zunächst ungewohnt scheinen, folgen nach „Syriana“, dem instrumental gespielten Auftakt Lieder, deren Interpretinnen mit der Sopranistin Rasha Rizk und der ehemaligen Sopranistin aber heutigen Altistin Loubana Al Quntar vielen im Mannheimer Publikum bekannt sind. Bei den Gedichtvertonungen „Ebni #7“ und „Gedicht #6“ sind es insbesondere ihre Stimmen, die das Publikum im Saal des Capitols zu rhythmischem Klatschen und Mitsingen animieren.

Männliche Gegenparts

Mit dem Gesang Abo Gabis, Shadi Alis und dem Vokalisten und Lautenisten Abdahade Deb, bietet das „Ornina“ Orchester Lieder mit den männlichen Gegenparts.

Songs mit den Titeln wie „Jasminbaum #6“, „Al Rayan 14“ (die Quelle) oder „Dejla“ (weibl. Vorname), die von Badreddin komponiert oder für Orchester arrangiert sind, setzt sich das Konzert fort und unterstreicht nach Worten eines begeisterten Zuhörers den poetischen Charakter syrisch-klassisch orientierten Gesangs.

Elemente der Sehnsucht

Wer aus Städten wie Aleppo, Homs, Raqqa oder Idlib im Bürgerkrieg fliehen und sich im Ausland ein neues Leben aufbauen musste, trägt seine kulturellen Wurzeln doch stets mit sich. Da wirken Musik und andere Kunstformen aus der ehemaligen Heimat wie Balsam, der gleichermaßen als Souvenir und Sehnsuchtselement wirkt. Der Eindruck, den klassische Musik aus dem eigenen Kulturkreis hinterlässt, ist dann vermutlich noch intensiver als bei modernen Stilistiken.

Das Orchester „Ornina“ hat sich der Musik mit dieser emotionalen Wirkung auf seine Zuhörer verschrieben und präsentiert für sein weniger hörerfahrenes Publikum ein Repertoire aus dem vorderen Orient, das auch im westlichen Kulturkreis Neugier weckt und Eindruck hinterlässt.

Dass anfänglich Ungenauigkeiten in Rhythmik und Instrumentenstimmung hörbar sind, die etwas später korrigiert werden, soll hier zwar auch erwähnt, aber nicht überbewertet werden.

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