Neuhausen. Green Day hatten noch etwas zu Ende zu bringen. Ihren Auftritt beim Southside-Festival vor acht Jahren mussten die kalifornischen Punkrock-Größen wegen eines Stromausfalls abbrechen – für die 2025er-Auflage reisten sie wieder an. 60.000 Fans im baden-württembergischen Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen präsentieren Sänger Billie Joe Armstrong und seine vier Mitmusiker nicht weniger als die perfekte Rockshow.
Hier geht fast alles. Ein Roadie, der in ein Hasenkostüm verkleidet ist, animiert schon vor dem ersten Lied die Menge, als Intros gibt es Queens Rockoper „Bohemian Rhapsody“ und den Ramones-Standard „Blitzkrieg Bop“ – und da haben Green Day noch gar nicht die Bühne betreten. Es werden zwei explosive Stunden, mit einem unglaublich hohen Spaßfaktor.
Veränderte Liedzeile: Green Day gibt US-Präsident Trump einen mit
In einer veränderten Liedzeile des Eröffners „American Idiot“ bekommt US-Präsident Donald Trump einen mitgegeben („I‘m Not Part Of Donald Trumps Agenda“), danach sorgt die enorm druckvoll präsentierte bandeigene Hitparade für ganz viel Euphorie. „Holiday“, „Know Your Enemy“, „Basket Case“, „When I Come Around“, „Minority“ – es geht Schlag auf Schlag. Dazu Feuerwerk, Konfetti, Luftschlangen, fliegende Riesen-Luftballons, Freddie-Mercury-Wechselgesang. Green Day geben den perfekten Headliner am Freitagabend.
Nach dem Wetterchaos bei der 2024er-Auflage, als Dauerregen und Temperaturen von teils unter 10 Grad die Festival-Besucher plagten, stimmen beim Southside dieses Mal auch die äußeren Bedingungen. Angenehme 25 Grad, blauer Himmel und eine leichte Brise empfangen die Besucher. Beim kleinen Festival-Warm-Up am Donnerstag spielen die Mannheimer Indie-Popper Ok.danke.tschüss vor bereits erstaunlich großer Kulisse einen starken Gig. Die Band aus dem Popakademie-Umfeld um Sängerin Eva Sauter bringt im Oktober ihre neue Platte „Knutschen & Boxen“ heraus.
Southside: Ein bisschen Maifeld-Derby-Feeling am Freitag
Ein bisschen Maifeld-Derby-Feeling gibt es außerdem am Freitag, als mit der australischen Punkrock-Walze Amyl And The Sniffers sowie den Shoegaze-Helden Slowdive zwei Bands auftreten, die man auch schon auf Mannheims Indie-Festival sehen konnte. Amy Taylor, Sängerin von Amyl And The Sniffers, nutzt ihre gewohnt energetische Show auch für eine politische Ansage. „In Gaza sterben jeden Tag Menschen und die Welt unternimmt nichts dagegen“, ruft die Australierin.
ZDF-Satiriker Jan Böhmermann beweist danach mit seinem Rundfunkorchester Ehrenfeld und etlichen Songs gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft, dass er auch auf einer großen Festivalbühne funktionieren kann. Eher um die Party als um Politik geht es bei den vor allem bei der jungen Generation gefeierten Shows von Songwriter Tom Odell, Nina Chuba und den Berlinern SDP.
Das Southside-Festival geht am Samstag weiter, unter anderem mit Auftritten von Thrice, Hot Water Music, Biffy Clyro, Annenmaykantereit und Alligatoah. Am Sonntag feiert der Ludwigshafener Pop-Gigant Apache 207 seine Southside-Premiere.
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