Mannheim. Der Titelsong „Ich liebe Menschen“ eröffnet auch Bülent Ceylans erstes Album – und bringt das Musik-Debüt des Mannheimer Comedy-Stars auf den Punkt. Nummer und Platte gehen lustvoll in die Extreme, was Tempo, Härte, Wucht und Energie angeht – ein eingängiges musikalisches Wechselbad. In dem Ceylans Stimme nicht nur mitschwimmt, sondern mit dominanten Gitarren und Henning Verlages großvolumiger Produktion mithält. Hier unser Vorab-Interview dazu.
Abwechslungsreicher Gesang
Dabei lebt der 48-Jährige als Sänger seine Leidenschaft für diverse Metal-Spielarten auch für Normalverbraucher wohl dosiert aus: Oft im Stil der Neuen Deutschen Härte zwischen Rammstein und Oomph!, sogar Anklänge von gutturalem Death Growling oder Metal-Shouting à la Slayer, Pantera oder Kreator sind zu hören. Da auch Schwerstmetaller ein Herz haben, gibt es (Power-)Balladen.
Zwei Balladen am Schluss für Tochter und Ehefrau
Davon legt Ceylan zwei nicht ungeschickt an den Schluss des Albums: Das an seine älteste Tochter gerichtete „Wohin du gehst“ hat Hit-Potenzial, weil es die Vatergefühle zum meist weit entfernten lebenden Kind berührend transportiert. Das für seine zweite Ehefrau geschriebene „Engel landen weich“ demonstriert vor allem, dass der Deutsch-Türke keine musikalischen Berührungsängste kennt: Die mit vorsätzlich künstlich klingendem Schlagzeug nah am Schlager produzierte Schlussnummer wäre so willkommen bei Carmen Nebel wie im Duett mit Helene Fischer. Warum auch nicht? Schließlich geht es Bülent Ceylan vor allem ums Brückenschlagen in unserer polarisierten Welt.
Zehn meist temporeiche Songs

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Vor dem gefühligen Schluss gibt es zehn Songs lang überwiegend auf die Zwölf: „Booom“ und „Yalla Hopp“ mit der lustigen Refrain-Zeile „Ich hab’ hart Bock, auf Hard Rock“ sind zwei partytaugliche Offensivnummern. „Brüder“ mit den Karlsruher Mittelalter-Rockern Saltatio Mortis ist der härteste Track des Albums. In „Schmutzige Liebe“ geht es um „Heavy Metal Love“ im Schlamm vom Wacken-Festival.
Comedy-Shows mit "Yallah Hopp", Metal-Shows mit Band
- Bülent Ceylan wurde am 4. Januar 1976 in Mannheim geboren. Nach dem Abitur 1995 absolvierte er unter anderem ein Praktikum beim Musiksender beim Privatradiosender RPR. Dort lernte er Comedy-Autor Roland Junghans kennen. Am Beginn ihrer jahrelangen Zusammenarbeit entstand Ceylans erstes Comedy-Programm „Produzier’ mich net!“, das Ende 1998 in der „Spaghetti-Oper“ in der Neckarstadt Premiere hatte.
- „Yallah Hopp“, das dreizehnte Programm des Sohns einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters ist am 9. März in der ausverkauften SAP Arena zu sehen. Für sein zweites großes Heimspiel am 22. März 2025 gibt es noch Karten unter eventim.de (46,05 bis 62,15 Euro plus Geühren). Alle Termine: buelent-ceylan.de/comedy/
- Der Heavy-Metal-Fan veröffentlicht am 1. März „Ich liebe Menschen“, sein Debütalbum als Sänger. Es erscheint digital und als CD mit zwölf eigenen Songs, die Ceylan unter anderem mit Unheilig-Produzent Henning Verlage und Selig-Gitarrist Christian Neander geschrieben hat. Die Metal-Platte erscheint auf Michael Herbergers Mannheimer Label OneFourAll Music in Kooperation mit Universal Music.
- Seine erste Tournee als Musiker mit eigener Band startet Ceylan am 20. April im Stuttgarter Wizemann. Es folgen Auftritte im Frankfurter Zoom (21. April), Hamburg (24.), Berlin (25.), Hannover (27.) und Köln (28.). Auch bei den Festivals ist das Projekt gefragt. Ceylan spielt u.a. auf Wacken und beim Rocco del Schlacko. Am 30. August gibt es ein Open Air auf der Burg Wertheim. Karten und mehr: buelent-ceylan.de/musik/
„Wenn Metaller traurig sind“ markiert mit seinem sanften Refrain eine Art Wendepunkt. Der bereitet den Boden für das Toleranz-Plädoyer „Anders gleich“, in dem Ceylan mit Deutschrock-Nestor Peter Maffay bei hoher Intensität beeindruckend harmoniert. Hier ist die Produktion der auch als Co-Komponisten gefragten Henning Verlage (Unheilig) und Selig-Gitarrist Christian Neander zu loben, die auch in den opulentesten Passagen mit krachenden Gitarren (u.a. von Maffay-Gitarrist Peter Keller) oder Orchester transparent bleibt.
Gegen Mobbing und Hass
Ceylans Fans kennen seine harte Seite von kurzen Einlagen in den Comedy-Live-Shows. Da ging es aber lange um eher lustige, nicht selbst geschriebene Lieder („Ruh im Hof!“). Auf seinem Debütalbum als Metal-Sänger demonstriert er überwiegend Ernsthaftigkeit, weil ihm die Musik spürbar wichtig ist. Dabei entstehen starke Songs mit Klartext – gegen Internet-Mobbing („Klopf, Klopf“), als Dialogversuch mit einem abgedrifteten Menschenhasser im exzellenten „Rüstung aus Hass“ und gegen Rechts wie das im Refrain vielleicht eine Spur zu fröhliche „Lieder gegen Nazis“.
Nur von Mompfreed kommt etwas Kurpfälzisch
Bis auf ein paar Zeilen seiner Mob-schwingenden Bühnenfigur Mompfreed sind die Texte komplett auf Oxford-Deutsch, also weit entfernt von der Monnemer Mundart, die das Bloomaul groß gemacht hat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Wer sich die digital und als CD erschienenen zwölf Nummern unvoreingenommen anhört, wird professionell gerockt und sehr gut unterhalten. Die Gitarrenarbeit unter anderem von Neander und Eisbrecher-Mitglied Noel Pix ist erstklassig. Die Drums sind zwar komplett programmiert, was aber selten unangenehm auffällt. Dass in den Texten mehr politische Haltung als Klamauk steckt, heißt nicht, dass das Album spaßfrei wäre.
Gelungener Spagat, der gut unterhält
Im Gegenteil: Die Songs funktionieren auch ohne Promi-Faktor. Umgekehrt steckt hörbar so viel Herzblut in dem Projekt, dass weniger Metal-begeisterte Bülent-Fans ihren Spaßmacher-Star wiedererkennen. Ceylans Spagat, als Comedy-Star ernsthaft Musik zu machen, gelingt also. Bleibt abzuwarten, ob das hörenswerte Werk nicht zwischen den Stühlen traditionalistischer Metal-Puristen und Nur-Comedy-Fans, denen die Sound-Spitzen zu hart sind, landet. Das wäre schade.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/kultur_artikel,-kultur-so-klingt-das-erste-album-von-buelent-ceylan-_arid,2181843.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-buelent-ceylan-verraet-wie-viel-ihm-sein-erstes-album-bedeutet-_arid,2180421.html