Die geplante Schließung von drei für die internationale Kulturpolitik zuständigen Goethe-Instituten in Frankreich stößt dort und in Deutschland auf breiten Widerstand. Einem offenen Brief der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa (VDFG) hätten sich mehr als 45 Verbände und Institutionen sowie über 400 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik, Medien und Gesellschaft angeschlossen, teilte die VDFG am Montag mit.
Zusammenarbeit nicht schwächen
Der Aufruf, die Goethe-Institute in Bordeaux, Lille und Straßburg nicht zu schließen, sollte anlässlich der deutsch-französischen Kabinettsklausur in Hamburg am Montag der Bundesregierung, dem Bundestag sowie dem Goethe-Institut zugehen. Die VDFG rief dazu auf, in welt- und europapolitisch schwierigen Zeiten nicht das Fundament zu schwächen, auf dem das friedliche und kooperative Zusammenleben in Europa beruhe – die enge Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen. Kürzungen beim kulturellen Austausch, der Begegnung und dem Spracherwerb seien kein probates Mittel. Seit Langem beklagten Akteure der deutsch-französischen Zusammenarbeit einen wachsenden Mangel an Verständigung zwischen beiden Ländern: Die Uneinigkeit auf politischer Ebene und der jahrelange Rückgang des Sprachunterrichts seien Beispiele dafür. Die Goethe-Institute in Frankreich seien ein wichtiges Mittel, dieser Entwicklung mit Kulturangeboten, Sprachunterricht und Veranstaltungen entgegenzuwirken. Im Zuge einer Neuausrichtung sollen von den bisher weltweit 158 Instituten neun Standorte geschlossen werden, darunter drei in Frankreich. Vom Stellenabbau im internationalen Netzwerk sind 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Generalsekretär Johannes Ebert will so mittelfristig jährlich 24 Millionen Euro im aktuell 239 Millionen Euro umfassenden Etat an Strukturmitteln für Liegenschaften oder Personal einsparen. Das Goethe-Institut hat nach eigenen Angaben bei den Überlegungen berücksichtigt, wie trotz geplanter Schließungen Aktivitäten etwa durch digitale Formate fortgesetzt werden können.
Für das Institut bleibt die deutsch-französische Zusammenarbeit wichtig. So sollen auch keine Standorte geschlossen werden, die gemeinsame deutsch-französische Kulturinstitute sind oder noch werden sollen. Geplant sind von Goethe-Institut und Institut français Kooperationen in Erbil (Autonome Region Kurdistan), Rio de Janeiro (Brasilien), Bischkek (Kirgistan), Córdoba (Argentinien) und Glasgow (Großbritannien).
PEN Berlin: „politisch kurzsichtig“
„Frankreich ist das wichtigste Partnerland Deutschlands in Europa“, sagte Präsidentin Carola Lentz in einer Stellungnahme. Die Arbeit bleibe deshalb von herausragender Bedeutung. Künftig werde das Institut an den Standorten Paris, Lyon, Marseille, Toulouse und Nancy arbeiten. Zudem betreue das Institut in Frankreich zwölf deutsch-französische Kulturgesellschaften und 22 Prüfungszentren. Kritik gibt es auch in Deutschland. So sieht die Académie de Berlin in den Plänen eine „schwere Belastung der deutsch-französischen Beziehungen, eine Abkehr vom Geist des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags und eine kulturpolitische Peinlichkeit“. Der PEN Berlin, eine Schriftstellervereinigung, nannte das Vorhaben „politisch kurzsichtig“.
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