Musiktheater

Regisseur Volker Heymann will in Mannheim zum Nachdenken über das Altern anregen

Er inszeniert „Ewig Jung“ für das Mannheimer Capitol - und nähert sich dabei würdevoll den Schrulligkeiten des Alters: Regisseur Volker Heymann. Premiere ist am Samstag, 9. Juli.

Von 
Tanja Capuana
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Lebt für die Bühne: Regisseur Volker Heymann, der das Stück „Ewig Jung“ am Capitol inszeniert. © Tanja Capuana

Mannheim. Während in unserer Gesellschaft der Jugendwahn omnipräsent ist, wird das Altern oft noch tabuisiert. In dem Songdrama „Ewig Jung“ von Erik Gedeon dagegen zeigen sechs betagte Schauspielerinnen und Schauspieler, dass das Leben jenseits der 80 noch Vieles bieten kann. Mit der neuesten Eigenproduktion nimmt sich das Capitol in Mannheim dem Thema Altern mit viel Humor und ohne erhobenen Zeigefinger an. Inszeniert wird die Komödie von Volker Heymann. Der 62-jährige Regisseur, der auch als Autor und Schauspieler arbeitet, lebt für die Bühne. Mit seiner unaufgeregten Art begleitet er derzeit die Proben für „Ewig Jung“. Gibt Tipps. Zeigt auf, wie manche Szenen besser funktionieren können. Lobt.

Bereits während seines Biologiestudiums in Frankfurt entdeckt Heymann seine Liebe zum Theater. „Ich habe mich mit ein paar Studenten aus meinem Semester zusammengetan“, erzählt er. Gemeinsam führen sie bei Fachschaftsfesten Sketche und Aktionen auf. „Da habe ich mein Faible und Talent für Komik entdeckt.“ Wenn er auf der Bühne stand, gab es stets viel Gelächter. „Das hat natürlich beflügelt.“

Volker Heymann

  • Der Schauspieler, Regisseur und Autor Volker Heymann wurde 1960 in Radevormwald bei Wuppertal geboren.
  • Seit den 1990er Jahren ist er als Regisseur tätig, unter anderem am Schnawwl in Mannheim.
  • Heymann arbeitet auch als Filmemacher. Für zwei Kurzfilme hat er das Prädikat besonders wertvoll erhalten.
  • Zu seinen Werken als Autor zählt unter anderem „Ehe im Lockdown“, für das er auch als Schauspieler auf der Bühne des Schatzkistl steht.
  • Das Songdrama „Ewig Jung“ von Erik Gereon ist die neue Eigenproduktion des Mannheimer Capitol, bei der Heymann Regie führt. Am Samstag, 9. Juli, 20 Uhr, hat es dort Premiere (www.capitol-mannheim.de). 

So spürte er, dass noch viel in ihm steckte. Nach seinem Diplom entschied sich Heymann für eine Karriere auf den Brettern, die die Welt bedeuten. „1987 bin ich für zehn Monate nach New York gegangen.“ Dort besucht er eine Schauspielschule. Nach einem Jahr in den USA zieht es Heymann nach München, in der Hoffnung, dort im Bereich Theater Fuß zu fassen. Gleichzeitig arbeitet er als Werbetexter für einen bekannten Elektronikriesen. Am Freien Theater übernimmt er die Hauptrolle in dem Klassiker „Minna von Barnhelm“ von Lessing. 1989 bekommt er ein Engagement als Schauspieler an der Badischen Landesbühne in Bruchsal, zwei Jahre später wechselt er nach Mannheim ans Nationaltheater (Schnawwl), wo er drei Jahre lang bleibt. Er verlängert nicht, da er mit der Entwicklung seines Stücks „Die Ideenschaukel“ den Spaß am Schreiben entdeckt.“ 1998 bekommt er dafür den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.

Das freie Entwickeln aus dem Nichts, wie Heymann es beschreibt, macht ihm so viel Freude, dass er 1994 freischaffend wird und es bis heute ist. „Den skurrilen Humor auszuleben hat sehr gut funktioniert.“ Er schreibt Komödien, wie „Dinner for One - wie alles begann“. Das Stück aus dem Jahr 2002 laufe auf verschiedenen Bühnen, etwa am Marquardt in Stuttgart.

Aktuell liegt sein Augenmerk auf der Inszenierung von „Ewig Jung“ am Capitol. Für dieses Songdrama hat Heymann auch das Casting der Darsteller geleitet. „Die sechs Schauspieler leben in einem Altersheim, das einmal ihr Theater war. Einmal pro Woche dürfen sie auf die Bühne und sich noch einmal in alten Zeiten sonnen, zusammen sein und Bühnenluft atmen“, sagt er. „Sie denken sich in alte Zeiten zurück, erinnern sich daran, wie schön es war.“ Dabei treten auch die Schrulligkeiten des Alters zutage.

Gesellschaftliche Missstände

Das Stück soll mitreißen und begeistern. Gleichzeitig weist es mit Humor auf einen gesellschaftlichen Missstand hin, wie mit unseren Alten umgegangen wird. „Schwester Rosa, die Karikatur einer ignoranten Pflegerin, versucht, die Alten mit kindischen Bespaßungen zu erfreuen“, sagt Heymann. „Die Heimbewohner machen widerwillig mit, denn Renitenz würde unweigerlich mit einer Beruhigungsspritze bestraft werden. Solange die Schwester da ist, sehen sie sich gezwungen, die folgsamen Alten zu spielen. Sobald die Schwester weg ist, machen die Senioren Halligalli“, erzählt der Regisseur, der mit seiner Frau in Rödermark bei Frankfurt lebt.

„Es ist eine gewisse Gratwanderung“, räumt Heymann ein. „Man soll ja über die Schrulligkeiten und Zänkereien der Alten lachen.“ Da laufe man schnell Gefahr, sich der Überheblichkeit schuldig zu machen. Heymann geht es darum, das Publikum zum Lachen zu bringen und gleichzeitig die Würde der alten Leute zu bewahren. Die Zuschauer sollen Spaß an deren Lebensfreude und dem Feuer haben, das noch in ihnen lodert.

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Präsentiert werden unter anderem Popsongs wie „I Love Rock‘n‘Roll“, „I Will Survive“ und „Forever Young“. Das Stück soll bei aller Spielfreude aber auch anrühren und melancholische Stimmungen zulassen. „Wir haben auch eine Verantwortung dem Thema gegenüber. Ich will natürlich auch, dass die schmerzhaften Facetten, die das Reflektieren über das eigene Leben und der Gesellschaft mit sich bringen, beleuchtet werden. Dadurch bekommt es mehr Tiefe.“ Dem Regisseur macht die Arbeit mit dem Ensemble an „Ewig Jung“ viel Spaß. Schön findet er auch, mal wieder in Mannheim tätig zu sein, wo er 22 Jahre lang gelebt hat. „Es ist immer noch ein Stück Heimat.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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