Mannheim. Zu seinem jährlichen Oratorienkonzert lädt der Motettenchor Mannheim unter der Leitung von Klaus Krämer mit Pauken und Trompeten. So jedenfalls lautet der Titel des Konzerts, der ganz wörtlich zu nehmen ist. Krämer, die Sängerinnen und die Sänger haben sich bewusst dafür entschieden, Programm und Thematik auch angesichts der Nachrichten aus dem Nahen Osten von Krieg, Terror und Leid beizubehalten. Sie verstehen ihr Konzert als Bekenntnis zu Kultur und Glauben. Tatsächlich sind die drei aufgeführten Werke sakrale Glanzlichter der barocken Glaubenspraxis.
Motetten-Konzert in der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg ist Herausforderung
Pauken und Trompeten gehören zum Heidelberger Kantatenorchester, mit dem der Chor gemeinsam in der gut besuchten Heilig-Geist-Kirche musiziert. Marc-Antoine Charpentiers Motette „Te Deum“ eröffnet das Konzert mit seinem Prélude in D-Dur recht forsch. Der Wiedererkennungseffekt der Eurovisionshymne gleich zu Beginn liefert einen fröhlichen Einstand.
Pauken und Trompeten sind klar, deutlich und schön präsent. Charpentiers ganze Komposition ist effektvoll angelegt und kommt nach Prélude und Basssolo bereits im dritten Abschnitt zu einem frühen Höhepunkt. Chor, Orchester und die Solisten werden eingesetzt, um dem ewigen Vater zu huldigen. Gerade die hervorragenden Solisten verschaffen der Motette Glanz, so zum Beispiel Cornelia Winter mit dem Sopransolo „Te ergo quaesumus“.
Die Aufgabe ist schwierig, die Akustik eine Herausforderung. Im Kirchenschiff der Heilig-Geist-Kirche baut sich besonders nach hinten viel Hall auf. Stilistisch konsequenter Einsatz von non legato im Orchester kann hier gut gegensteuern. Krämer dirigiert ausladend deutlich und mit leicht wippenden Knien, um die Fliehkräfte zu bewältigen.
Ein echter Hörgenuss
Der Zwischenapplaus nach dem „Te Deum“ ist etwas verhalten. Zwar ermuntert das Programmheft zu Applaus jeweils am Ende der drei Programmblöcke. Allerdings ist jedes der Stücke auf seine Art eine Messe, ein Gottesdienst. Und Applaus im Gottesdienst ist eher eine neue Sache, die wohl nicht allen im Publikum leicht von der Hand geht.
Bei Johann Sebastian Bachs g-moll-Messe sind Anspannung und Konzentration mit Händen zu greifen. Der Chor stellt seine Qualität mit sauberem Vortrag, präsenten Einsätzen und gutem Klangbild unter Beweis. Die Solisten werden gefordert. Die Präsenz von Dominik Wörner mit der Bassarie „Gratias agimus“ und die Klarheit von Tenor Fabian Kelly beim „Qui tollis“ sorgen für echten Hörgenuss. Bei der Altarie „Domini Fili“ driften allerdings die warme Gesangsstimme von Annike Debus und das Orchester hörbar auseinander.
Der Chor hat durch die gute Bewältigung der schwierigen Passagen Sicherheit gewonnen und geht die Kantate „Erschallet, ihr Lieder“, Bachwerkeverzeichnis 172, mit einem begeisternden Klangbild an. Auch Orchester und Solisten haben noch einmal an Präzision gewonnen, wunderschön klingen Winter und Debus im Duett „Komm, lass mich nicht länger warten.“ Es gibt noch einmal reichlich und grandios Pauken und Trompeten.
Der Schlussapplaus fällt denn auch wesentlich beherzter aus. Die Würdigung der Leistungen von Chor, Orchester und ganz besonders der Solisten führt zu einer Zugabe. Krämer gibt noch einmal den Einsatz zum Schlusschor.
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