Nationaltheater

Liederabend des Nationaltheaters überzeugt an neuem Ort

Ob kraftvolle oder auch samtweiche Töne: Der Musiksalon des Mannheimer Nationaltheaters kann auch im Kulturhaus Käfertal überzeugen. Als Interpretinnen waren Marie-Belle Sandis und Frédérique Friess zu erleben

Von 
Raimund Frings
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Hohe Kunst bleibt hohe Kunst, auch wenn sie „nur“ im Stadtteil und nicht im Nationaltheater in der Mannheimer City aufgeführt wird. Der „Liederabend à la française“ am Freitagabend hat das eindeutig bewiesen. Zum Auftakt der neu gelisteten Opernveranstaltungen im Kulturhaus Käfertal haben Sopranistin Frédérique Friess und Marie-Belle Sandis (Mezzosopran) einen klangvollen „Musiksalon“ mit französischen und deutschen Liedern des 19. und 20. Jahrhunderts gestaltet.

Dramaturgin Cordula Demattio hatte bei ihrer Begrüßung nicht zu viel versprochen. Der Dialog zwischen den beiden Nachbarländern, in der Gattung Kunstlied besonders von schwärmerisch-emotionalen Grundtönen geprägt, ist spannend. Er zeigt unterschiedliche Komponisten-Charaktere auf. Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Alban Berg entwerfen für die Zuhörer eine andere Umsetzung der lyrischen Texte in Musik als Hector Berlioz oder Oliver Messiaen.

Frédérique Friess und Marie-Belle Sandis mit ihren frankophonen Ausbildungen und ihren ausgeprägten Erfahrungen auf deutschen Bühnen sind dafür ideale Interpretinnen, wenn sie auch besonders durch die Oper geprägte prononcierte Stimmen besitzen. In den von Felix Mendelssohn Bartholdy komponierten Duetten beeindrucken beide durch filigrane Harmonie im zarten Umgang mit den fein gesetzten romantischen Melodien.

Die Unterschiede ihrer Stimmen werden besonders bei den französischen Liedern deutlich. Frédérique Friess intoniert das 1945 komponierte Messiaen-Lied „Doundou tchil“ kraft- und temperamentvoll und trotz der komplexen Rhythmik so leichtfüßig, dass sich Gábor Bartinai am Flügel als gleichwertiger, virtuoser Melodieführer profilieren kann. Opernhaft und doch samtweich für den feinen Liedabend zurückgenommen singt Marie-Belle Sandis das „Sur les lagunes: Lamento“ aus Berlioz’ Zyklus „Les nuits d’été“.

Selbstbewusst strahlend die eine, schicksalsbezogen gefühlvoll die andere: Eine Mischung, die überzeugt. Auch in der neuen Heimat zeigt der „Musiksalon“ gewohnte Qualität.

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