Schwetzingen. Die Sonne geht auf: Wenn die Violine über dem ausgehaltenen Akkord der Unterstimmen aus der Tiefe zum strahlenden B-Dur-Fortissimo hinaufsteigt, dann empfanden schon Joseph Haydns Zeitgenossen diesen großartigen Anfang des Streichquartetts B-Dur op. 76 Nr. 4 als „Sonnenaufgang“. Dem Publikum im proppenvollen Mozartsaal mag es bei der Sonntagsmatinee der Schwetzinger Festspiele ähnlich gegangen sein. Denn was Martin Funda mit intensiv beseeltem Ton an diesem Vormittag an Energie aufbaut, manifestiert und verströmt das renommierte Armida Quartett bis zum letzten Ton der Zugabe (Mozarts temperamentvolles Divertimento KV 138).
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Es vibriert geradezu vor Konzentration, Intensität, Emotion und Schönheit bei allen vier Werken eines klug ausgewählten Programms, bei dem besonders die Anfänge der Kompositionen schon Ereignis an sich sind, das neben Martin Funda Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm-Biskamp (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Violoncello) kontrastreich und atemberaubend zu entwickeln und zu verarbeiten verstehen.
So folgt auf den aufregenden Haydn ein weiteres Spätwerk. Leos Janácek beschwört mit seinem Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe“ aus seinem Todesjahr 1928 mit emphatisch insistierenden und ungeduldig repetierenden Motiven seine Liebe zu der nur in Briefen präsenten 38 Jahre jüngeren und verheirateten Kamila Stösslová. Im charakteristischen Janácek-Ton peitscht die Ungeduld des Herzens des 74-jährigen Komponisten atemlos voran.
Klingt der Beginn des Streichquartetts C-Dur KV 465 nach Mozart? Scheinbar unsauber, modern reiben sich die ersten 18 Takte des „Haydn-Quartetts Nr. 6“, des sogenannten „Dissonanzen-Quartetts“ aus dem Jahr 1785, bis endlich chromatisch die Grundtonart erreicht ist und dem Mozart-Glück nichts mehr im Weg steht. Großer Jubel für das Armida-Quartett.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/kultur_artikel,-kultur-jubel-fuer-das-armida-quartett-bei-den-schwetzinger-festspielen-_arid,2201435.html