Klassik

Jubel für das Armida-Quartett bei den Schwetzinger Festspielen

Mit einem klug ausgewählten Programm und einer Interpretation voller Energie und Intensität hat das Armida-Quartett bei der Sonntagsmatinee der Schwetzinger Festspiele begeistert

Von 
Susanne Kaulich
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Schwetzingen. Die Sonne geht auf: Wenn die Violine über dem ausgehaltenen Akkord der Unterstimmen aus der Tiefe zum strahlenden B-Dur-Fortissimo hinaufsteigt, dann empfanden schon Joseph Haydns Zeitgenossen diesen großartigen Anfang des Streichquartetts B-Dur op. 76 Nr. 4 als „Sonnenaufgang“. Dem Publikum im proppenvollen Mozartsaal mag es bei der Sonntagsmatinee der Schwetzinger Festspiele ähnlich gegangen sein. Denn was Martin Funda mit intensiv beseeltem Ton an diesem Vormittag an Energie aufbaut, manifestiert und verströmt das renommierte Armida Quartett bis zum letzten Ton der Zugabe (Mozarts temperamentvolles Divertimento KV 138).

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Es vibriert geradezu vor Konzentration, Intensität, Emotion und Schönheit bei allen vier Werken eines klug ausgewählten Programms, bei dem besonders die Anfänge der Kompositionen schon Ereignis an sich sind, das neben Martin Funda Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm-Biskamp (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Violoncello) kontrastreich und atemberaubend zu entwickeln und zu verarbeiten verstehen.

So folgt auf den aufregenden Haydn ein weiteres Spätwerk. Leos Janácek beschwört mit seinem Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe“ aus seinem Todesjahr 1928 mit emphatisch insistierenden und ungeduldig repetierenden Motiven seine Liebe zu der nur in Briefen präsenten 38 Jahre jüngeren und verheirateten Kamila Stösslová. Im charakteristischen Janácek-Ton peitscht die Ungeduld des Herzens des 74-jährigen Komponisten atemlos voran.

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Veröffentlicht
Von
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