Pop

Hoch über die Sphärengrenzen hinaus gerockt

Die Popakademie-Band The Intersphere steuert bei ihrem Heimspiel in der Alten Feuerwache Mannheim reaktionsschnell in immer wieder neue Bahnen

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Martin Vögele
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Nach zehn Jahren Abstinenz gibt die Mannheimer Popakademie-Band der ersten Stunde, The Intersphere, in der Alte Feuerwache ein Konzert. © Michael Ruffler

Von Martin Vögele

Es ist kaum zu glauben: Zehn Jahre seien vergangen, seit The Intersphere zum bislang letzten Mal hier waren, staunt Sänger und Gitarrist Christoph Hessler, als er das Publikum in der Alten Feuerwache begrüßt. Wir erinnern uns gern an besagten Abend zurück, als das Rockquartett im Herbst 2014 am selben Ort ein exzellentes Konzert gab, das – wer konnte es weiland ahnen – offenkundig eine lange Phase der Mannheim-Abstinenz einläuten sollte.

Gut, nicht ganz: Beim vergangenen Zeltfestival Rhein-Neckar, im Juni 2023, waren die Vier vor den Toren der Quadratestadt zu hören gewesen, als Vorband des britischen Rock-Duos Royal Blood. Und zwischenzeitlich traten The Intersphere auch in der Region auf, in Heidelberg und Weinheim.

Aber sie wieder einmal Mitten im Herzen der Stadt zu erleben, in der einst alles begann, hat dann doch schon eine besondere, fast ein wenig nostalgisch stimmende Note. Schließlich ist die Progressive- und Alternativ-Rock-Formation eine Popakademie-Band der allerersten Stunde: 2005 gründeten Christoph Hessler, Schlagzeuger Moritz Müller, Gitarrist Thomas Zipner und Bassist Sebastian Wagner (für den 2015 Daniel Weber die Tieftöner-Position übernehmen sollte) die Gruppe zunächst noch unter dem Namen Hesslers.

Seitdem hat das Viergespann kontinuierlich an seinem Erfolg und Ruf als erstklassigem Mannheimer Rock-Export gearbeitet. Mit dem dritten Album „Relations In The Unseen“ ging’s 2014 dann hoch bis auf Platz 26 der deutschen Charts. Der neueste, insgesamt sechste Langspieler „Wanderer“ stieß vergangenes Jahr bis auf Platz 27 vor.

Mit dessen Titelstück starten die vier Sphärenwanderer auch ihren Auftritt in der etwa zur Hälfte gefüllten Feuerwache (das Vorprogramm hat die hörenswerte englische Post-Rock- und Shoegaze-Band Blanket übernommen) – und wischen dabei alle Anflüge angesprochener Nostalgie im Handstreich hinweg.

Vier hervorragende Musiker

In dem kommenden 100 Minuten umfängt uns ein Amalgam aus Alternative- und verwinkelten Progressive-Rock-Strukturen, aus denen immer wieder die chromblitzende Schärfe des Nu Metal aufblitzt. Darin eingefasst: eine ungeheure Vokal- und Instrumental-Energie, die aus intermittierenden Momenten stiller Innerlichkeit hervorbricht und durch die reaktionsschnellen Richtungswechsel der vier hervorragenden Musiker in immer neue Bahnen geschleudert wird.

Aus wütend scharrenden Gitarren arbeitet sich da „Mind Over Matter“ wie in einem Befreiungsschlag über steile Gesangsserpentinen zur Refrain-Spitze empor. Auf nachgerade Motörhead-artige Rhythmus-Achsen gelegt, rast einem „The Grand Dellusion“ pfeilschnell entgegen; auch das wie das Zerrbild eines Abzählreims wuchtig aufragende „A La Carte“ oder das auf wunderbar aufgekratzte Weise eingängige „Prodigy Composers“ sorgen für einen konsequent hohen Puls bei den Zuhörern.

Als Zugabe liefern die Vier mit „Revelations In The Unseen“ einen der prägnantesten Intersphere-Songs überhaupt und mit „Linger“ einen elegischen Ausklang des Konzerts. „Wir kommen wieder, und ich hoffe, es dauert keine zehn Jahre“, verabschiedet sich Christoph Hessler. Das wäre in der Tat sehr wünschenswert.

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