Der Bühnenraum des Eintanzhauses ähnelt einer Arena: Eine Art Spielfeld ist von schwarzer Plastikplane eingefasst, darüber: eine große graue Wolke. Das Publikum nimmt ringsum auf Bänken Platz. Doch um Sport geht es in der Produktion von Darja Reznikova und Sade Mamedova, die Premiere hatte, nicht. „MIR“, gesprochen „Mir“ und aus dem Russischen übersetzt „Frieden“ oder „Welt“, verhandelt größere Themen: den utopischen Friedensgedanken und die Auswirkungen globaler Konflikte auf den Einzelnen. Gleichzeitig soll, das signalisiert das „ich“ bedeutende und „ya“ gesprochene umgekehrt geschriebene „R“, entschlüsselt werden, wie Ideologien und persönliche Prägungen zu Gewalt führen und welche Lösungsstrategien sich bieten könnten.
Kindheitserinnerungen und innere Konflikte
Die beiden Tänzer Maiia Selezneva und Gleb Bondarev sind beeindruckend in der Darstellung ihrer inneren Konflikte. Sie quält sich schmerzvoll mit Kindheitserinnerungen, er versteht nicht, wieso ein Soldat als Held, ein Scharfschütze jedoch als Mörder gilt. Ihr tänzerisches Vokabular ist mit Bewegungsmustern aus dem Sport verwoben, etwa wenn sie einander wie Sumo-Ringer hockend stakkatoartig „ich, ich, ich“ zurufen, ihren Zorn boxend in den Raum schleudern oder in Kreisen laufend eine liegende Acht formen, aus deren Unendlichkeit schwer auszubrechen ist. Die Tanzsprache ist universell.
Verdiente Anerkennung für rasante Performance
Leider verlassen sich die beiden Choreographinnen darauf nicht, sondern lassen die beiden Tänzer durchgängig ein Gemisch aus Deutsch, Englisch und Russisch sprechen, das mehr verwirrt als erklärt. Nach einer knappen, rasanten Stunde schichten die beiden die schwarzen Planen zu einem großen Haufen, etwa einem Grab? Es gibt freundlichen Applaus und verdiente Anerkennung für die Performance der Tänzer. Denn: Am Weltfrieden haben sich schon andere verhoben.
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