Ehrung

Filmemacher Rudij Bergmann mit Baerwind-Preis ausgezeichnet

Der Mannheimer Filmemacher Rudij Bergmann hat in feierlichem Rahmen den Baerwind-Preis erhalten. Dabei gab es viele Anekdoten zum Preisträger und eine filmische Überraschung

Von 
Susanne Kaulich
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Christine Theuer ehrt Rudij Bergmann mit dem Baerwind-Preis. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Glühende Flammen, Zerstörung, Furcht und Grauen. Apokalyptisch erzählt Rudi Baerwinds 1946 entstandenes surrealistisches Gemälde vom „Krieg“. Und dominiert den Ausstellungsraum der Galerie theuer + scherr. Daneben sind abstrakte Arbeiten des Mannheimer Malers zu sehen sowie Robert Häussers Baerwind-Fotografie.

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Es ist angerichtet: Nach einigen Jahren Pause verleiht die Baerwind-Stiftung den Baerwind-Preis 2023 in angemessen feierlichem Rahmen. Zuletzt war 2017 die Auszeichnung an den Künstler Fritz Stier gegangen - eines seiner Werke hängt neben dem „Krieg“. Er selbst zählt zu den Gratulanten. Für ihr Ausstellungskonzept „Einraumhaus“ wurden 2013 Myriam Holme und Philipp Morlock ausgezeichnet. Auf Morlocks blauer Treppe „Einstiegshilfe“ begrüßt Arndt Theuer die Gäste.

Vermittlung von Kunst durch eine Vielzahl von Filmen

Der Baerwind-Preis geht an den Mannheimer Filmemacher Rudij Bergmann für sein Lebenswerk. Er habe ein Vielzahl von Filmen zur Kunst und über die Kunst geschaffen, die meist selbst Kunstwerke seien, die er aber auch als Lehrbeispiele für „Kunstvermittlung“ verstehe, heißt es in der Begründung. Die Aufzählung zahlreicher Film-Titel von Leonardo da Vinci über die Impressionisten bis Boris Lurie sowie sein SDR-Kunstmagazin BERGMANNsART unterstreichen dies. Die Vermittlung der Kunst seiner Zeit, so in seiner Laudatio der Vorstand der Baerwind-Stiftung Jürgen Sontheimer, sei auch Rudi Baerwind ein Anliegen gewesen. Mit dem Preis würdige man auch das bedeutende Filmschaffen Bergmanns deswegen, weil sein Augenmerk neben internationalen auch regionalen Themen galt.

Kennengelernt haben sich die beiden nie. Als Rudij Bergmann 1985 für den SDR ein fünfminütiges Short-Movie über Rudi Baerwind drehte, das am Abend präsentiert wird, war das enfant terrible der Mannheimer Kunstszene schon drei Jahre tot. Im Künstlergespräch versucht Christine Theuer dennoch einige Verbindungen zwischen den beiden „Kulturmotoren“ herauszuarbeiten. Stichworte wie Paris, Surrealismus, Robert Häusser und Theater bringen den Preisträger zum Plaudern. Er verrät, dass seine Dokumentation dem Fotografen Robert Häusser zunächst überhaupt nicht gefallen habe. Diese Art von Reaktion teilt er mit Baerwind, dessen Bilder auch nicht immer auf Gegenliebe der Porträtierten gestoßen waren. Auch er hatte Häusser 1966 gemalt.

Das Stichwort Theater gibt ebenfalls Anlass, Parallelen zu ziehen. Der Maler schuf 1951 am Nationaltheater das Bühnenbild zu „Siegfried“, während Rudij Bergmann zur Achim Freyer-„Ring“-Inszenierung 2015 das Langzeitprojekt „Vom Werden des Mannheimer Rings“ drehte.

Kurzfilm „André Butzer in Amerika" feiert Premiere

Ohne eine veritable Film-Premiere geht es am Abend der Preisverleihung natürlich nicht ab: Bergmanns deutsche Fassung seines zwölfminütigen Kurzfilms „André Butzer in Amerika“ wird erstmals gezeigt - die Langfassung wird am 13. April in der Kunsthalle zu sehen sein. So viele Gespräche über seine Filme machen Appetit auf mehr. Zu Häussers 100. Geburtstag im Herbst stellt Gratulant Claude W. Sui in Aussicht, Bergmanns Doku im REM zu zeigen. Und wäre der Ring-Film nicht eine gute Idee für das Wagnerentwöhnte Mannheimer Opernpublikum?

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