Tanz

Eintanzhaus: Performance in der Mannheimer Innenstadt

Das Mannheimer Einzanzhaus feiert Geburtstag. Zu den Gratulanten zählte auch das Wiener Kollektiv Klaus und veranstaltete zum fünfjahrigen Bestehen ein Tanz- und Bewegungsereignis in der Mannheimer Innenstadt

Von 
Nora Abdel Rahman
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Vor dem Stadtquartier der Mannheimer Quadrate Q6/Q7 queren mitten am Tag zur Einkaufszeit viele Fußgänger die Autostraße mit Ampel und Zebrastreifen. Am vergangenen Samstag mischen sich unter die Flaneure auf jeder Seite der Straße vier Performerinnen und warten auf das Grünzeichen der Ampel. Sie gehen aufeinander zu und begegnen sich in der Mitte, frieren ein zu einer Skulptur und gehen bei Rot jeweils zurück auf die andere Straßenseite.

Zwischen ihnen überqueren die Fußgänger die Straße, drehen sich vielleicht irritiert um oder schauen bei dem für diesen Ort seltsamen Treiben zu. Für das Kollektiv Klaus aus Wien ist diese performative Aktion im urbanen Raum kein ungewöhnliches Szenario. Seit 2014 sind die Künstlerinnen in Wien unterwegs und setzen dem üblichen Treiben in städtischen Räumen mit ihren Performances etwas entgegen. Sie greifen in das normierte Miteinander auf der Straße ein, „intervenieren“, so formulieren sie auf ihrer Homepage, durch „leise Störung“. Warum also den Zebrastreifen nicht auch mal nutzen, um sich für einen kurzen Moment hinzulegen und entspannt Wolken zu betrachten?

Monty Python als Vorbild

Zu seinem fünften Geburtstag hat das Eintanzhaus einen Workshop mit dem Kollektiv spendiert. Unter dem Titel „PopUp Zebra“ haben die Künstlerinnen die Bürger eingeladen, ihr Bewegungsrepertoire für Zebrastreifen einzuüben und der Stadt vorzuführen. Wer teilnahm, lernte zunächst im geschützten Bühnenraum des Eintanzhauses, mit dem Vokabular des Kollektivs umzugehen. Dazu zählt etwa das langsame Aufbauen einer Skulptur aus Körpern, die ihre Form wandelt und wieder aufgelöst wird. Oder die Kunst der Magnetkugel, bei der sich alle Teilnehmer um eine mittige Person zum Pulk aneinanderdrücken. Um sich aber als Kugel von der Stelle zu bewegen, bedarf es der Spannung und Gegenspannung aller Mitspieler – hört sich einfacher an, als es ist.

Dann vielleicht doch lieber mit „silly walks“ wie die Komiker von Monty Python über den Zebrastreifen? Auch das will geübt sein, denn der Körper muss erst Gewohnheiten abschütteln, um einen ungewöhnlichen und irritierenden Bewegungsablauf zu produzieren.

Mit dem angeeigneten Bewegungsvokabular haben sich die Teilnehmer samt Kollektiv Klaus in die Stadt auf die Zebrastreifen gewagt. Ein aufregendes Unterfangen, weil man nie weiß, was draußen passiert. Im Quartier Q6/Q7 hat sich Sicherheitspersonal nach dem Befinden erkundigt, als die Gruppe zur Skulptur am Boden erstarrt war. So viel Kunst, Spaß und Irritation muss erlaubt sein.

Freie Autorin

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