Mannheim. Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass ein junger Mann mit 17 Jahren seine erste größere Ausstellung in Mannheim hat, und zwar bei Strümpfe, der Nachtgalerie im Jungbusch. „Crowded Nest“ ist die Ausstellung betitelt. Wie kam es dazu und wer ist dieser junge Künstler? Diese Fragen lassen sich nur mit einem Vororttermin in der angesagten Mannheimer Kunst- und Partylocation beantworten. Doch erst einmal werfen wir einen Blick auf Anton Zieglers Malerei: sehr ungewöhnliche Bilder, die gut aus den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts stammen könnten, etwas dunkel, figurativ, nicht impressionistisch, gleichzeitig vergangen, aber auch sehr aktuell. Sie erinnern an Henri Matisse in der Bildaufteilung, auch durch die Pflanzen und den trockenen Farbauftrag, aber sie sind gleichzeitig sehr heutig, wenn etwa ein Handy auf dem Tisch zwischen zwei jungen Leuten liegt.
Aus einem Hobby wird Kunst
Den Kontakt zu Strümpfe hat Anton Ziegler selbst in die Hand genommen, er hat die Galerie direkt über Instagram angeschrieben und Eric Carstensen, Galerist und selbst Künstler, hat sofort reagiert. Der junge Künstler hatte da aber schon eine sehr entschiedene Meinung: „Ich wusste, dass hier nicht so superschlechte Leute ausgestellt werden“, sagt er lachend.
Es ist übrigens nicht seine erste Ausstellung: Im September 2021 stellte er im Alten Volksbad in der Neckarstadt aus, unter dem Titel „Pictures of Mankind“. Der Titel zeigte ironisch, was in Zeiten von Corona und Eingesperrtsein mit jungen Menschen passiert. Zu sehen waren noch ganz andere Bilder: Die Malerei beschäftigt sich nicht mit unwichtigen, figurativen Details, sondern eher mit Farbflächen, die aufeinander treffen. Meistens in Innenräumen, ganz selten draußen oder in der Natur.
Anton Ziegler
- Anton Ziegler wurde 2005 in Mannheim geboren. Er geht auf das Liselotte-Gymnasium in der Schwetzinger Vorstadt.
- Seine große Liebe gilt der Rock-und Popmusik, so hat er mit Gemälden und Zeichnungen von Bands angefangen. Er ist vielseitig interessiert, hat etwa in den Druckwerkstätten bei Motz Tietze einen Siebdruckkurs gemacht.
- Die Zeit des Lockdowns nutzte er, um sehr produktiv und vielfältig Gemälde anzulegen, die sich von seinen vorigen Arbeiten, die im Alten Volksbad in der Neckarstadt zu sehen waren, sehr unterscheiden. Ein wichtiger Einfluss für ihn ist Jean-Michel Basquiat.
- Noch bis 28. Oktober sind seine Arbeiten in der Ausstellung „Crowded Nest“ bei Strümpfe - The Supper-Artclub im Jungbusch zu sehen. Öffnungszeiten: Mi bis Donnerstag 16 bis 20 Uhr, Freitag 19 bis 0 Uhr.
Eigentlich begann alles vor vier Jahren als Hobby. Anton Ziegler hat schon immer gerne gezeichnet und auch abgezeichnet. Kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat er dann angefangen zu malen, zunächst mit Gouache auf Leinwand und Papier.
In der Schule ist er in der Bühnenbild-AG, die für das Schultheater das Hintergrundbild liefert. „Von hinten sieht man ja nicht so kleine Details, das hat in meine Kunst so reingespielt“, sagt der junge Künstler. Und: „Meine Mutter hat mich tatsächlich immer mitgenommen, Sachen anzugucken.“
Musik spielt große Rolle
Musik fungiert bei ihm als sehr wichtiger Einfluss: „Ich höre eigentlich immer Musik beim Malen“, erzählt Anton Ziegler, „und habe deshalb auch mit Bandfotos angefangen.“ Postpunk, New Wave, die Londoner Alternative Rock Szene, das ist so seine Musik. Er war dieses Jahr auf dem Haldern Pop Festival und hat in Rastatt Nick Cave gesehen.
„Wenn ich ein neues Bild machen will, mache ich zuerst eine Skizze“, erzählt Anton Ziegler. Und was sind seine Pläne für die nächste Zeit? „Ich mache erst die Schule fertig“, sagt der junge Künstler, der übrigens schon in London ein Bild verkauft hat, an den Gitarristen seiner Lieblingsband ...
Dieses Jahr war Anton Ziegler in Berlin „in kleinen Galerien, aber auch in der Berlinischen Galerie, zudem in Paris im Louvre“ und in einer großen Van-Gogh-Ausstellung. Er liest viel über Bildende Kunst: „Was andere Künstler machen heute, verfolge ich, ich kaufe auch Bücher oder Kataloge“, erzählt er.
Sehr wirkungsvoll sind die beiden weißen Gemälde in der Schau. „Die sind am gleichen Tag entstanden, zunächst das Porträt, dann hatte ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt“, erzählt er. „Deswegen habe ich das Zweite dazu gemalt.“ Sehr apart die Mischung aus den leeren Bildern in Weiß, rot umrandet, organisiert als ovale Medaillons. Das Zweite zeigt einen grünen Zweig mit einem Vogel und roten Beeren.
Rätselhaft und schön, so ließe sich die derzeitige Malerei von Anton Ziegler benennen. Und von Matisse bleibt die Vorliebe für den Binnenraum, das heißt, für den Raum zwischen den Gegenständen - der fast mehr Bedeutung erhält als der eigentliche Bildgegenstand.
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