Eintanzhaus

Daria Holme gibt Einblicke in Festivalprogramm des Eintanzhaus

Von 
Julia Kleemann
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Daria Holme freut sich auf das Festival „Und Jetzt?“. © Lys Y. Seng

„Und Jetzt?“ fragt das Mannheimer Eintanzhaus im April und Mai und widmet dieser Frage ein ganzes Festival. Wie die vermeintlich lapidaren Alltagsfloskel zum Titel wurde, verrät Daria Holme, Leiterin des Eintanzhauses und Festivalkuratorin: „Die Idee entstand nach der ersten Corona-Welle 2020. ‚Und jetzt?’ war sozusagen die Frage des Jahres. Wie geht es weiter mit uns, mit dem Theater und auch im Privaten. Ich hatte direkt Panik davor, dass wir, wenn alles wieder losgeht, genau so weitermachen wie zuvor.“

Um diesem Mechanismus entgegenzutreten, setzte das Eintanzhaus das Festival 2022 fort und geht nun vom 28. April bis zum 27. Mai 2023 in die dritte Runde. „Wir wollen die Frage nach dem ‚Und Jetzt?’ immer wieder stellen“, erklärt Holme. Und so lenkt das Festival mit vier sehr unterschiedlichen Gastspielen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz den Blick ganz bewusst auf den Jetzt-Zustand des zeitgenössischen Tanzes.

Darüber hinaus stehen die Festivalbeiträge in engem Zusammenhang mit der aktuellen Situation. Während in den letzten beiden Jahren vielfach ernste Themen wie Vereinzelung durch Corona oder Machtmissbrauch thematisiert wurden, schlägt „Und Jetzt?“ in diesem Jahr in der ersten Hälfte einen neuen Ton an: „Die Corona-Jahre waren schwierig, Klimakrise, Krieg, der Alltag ist schwer. Wir haben das Gefühl, das wir aktuell alle ein bisschen Freude brauchen,“ erzählt Holme, die zum Auftakt das partizipativen Projekt „Rhythmus und Rausch“ (28./29. April) eingeladen hat. Die Salzburger Performer CieLaroque/Helene Weinzierl werden dafür auch mit Tänzern aus der regionalen Szene zusammenarbeiten.

Ein „freudvolles Spektakel“ verspricht Holme mit „Happy Hype“ (5./6. Mai.). Basierend auf dem Konzept des Hype Call mischt das Genfer Collectif Ouinch Ouinch verschiedene Tanzstile und musikalische Einflüsse zu einem bunten, queeren Kostümfest mit Live-DJ, der auch im Anschluss an die Performance weiter auflegen wird.

Ganz besonders freut sich die Festivalleiterin auf das „Tanzfest“ am 12. Mai in der Mitte des Festivals, für das das Tanzhaus die Bühne für sein Publikum frei macht. „Die Leute wollen sich bewegen. Unsere Kurse und Workshops sind stark nachgefragt und die Menschen freuen sich, dass es nun nach Corona wieder möglich ist zu tanzen. Dem wollen wir im Festival Raum geben, denn es macht glücklich zu tanzen.“

Mit den beiden letzten Abenden eröffnet das Tanzhaus dann noch einmal ganz andere Perspektiven auf den Tanz. „Flush“ (19./20. Mai) arbeitet mit Live-Zeitlupen und lädt dazu ein, alltäglichen Gesten und Mimiken zu entdecken. Einen biografischen Ansatz verfolgt anschließend mit „Notebook“ (26./27. Mai) Alexandra Bachzetzis, die ebenso als Performerin, Tänzerin, Choreographin und Künstlerin tätig ist.

Voller Vorfreude blickt Daria Holme auf das Programm und wünscht sich für ihre Zuschauer, möglichst alle Stücke sehen können. „Das Tanzhaus wird jedes Mal auf neue Weise bespielt, und es gibt so viele unterschiedliche Ästhetiken und Herangehensweisen, um zu entdecken, was der Begriff zeitgenössischer Tanz heute bedeutet.“

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