Mannheim. Bereits der Einzug in die SAP Arena wird zu einem Höhepunkt: Star-Violinist André Rieu, und sein Johann Strauß Orchester ziehen dabei alle Blicke auf sich. Herren in klassischen Anzügen und Damen in prächtigen Roben sorgen für ein Meer an Farben. Doch nicht nur optisch ist dieses große Ensemble ein Genuss. Sobald die Musiker die ersten Töne auf ihren Instrumenten spielen, klingt es mal fröhlich, mal emotional, aber immer virtuos. Rieu dirigiert und spielt zwischendurch selbst auf der Geige. Derzeit ist der Niederländer auf großer Deutschlandtour. In Mannheim hat er am Samstag die rund 9000 Gäste verzaubert.
Der sympathische Künstler aus Maastricht, dem man seine 74 Jahre nicht ansieht, ist gut gelaunt und hat stets einen flotten Spruch auf den Lippen. Sein Geheimnis sei, Musik zu machen, die die Herzen berührt, verrät er. Ein Muss bei dem „Walzerkönig“ sind daher Klassiker wie der „Radetzky-Marsch“, der Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau“ oder „Tanzen möcht’ ich“. Doch geht sein Programm über den Dreivierteltakt hinaus.
Internationale Stücke
Der Orchesterleiter, Arrangeur und Musikproduzent bringt mit seinem Johann Strauß Orchester die beliebten Melodien seit 36 Jahren auf die Bühnen rund um den Globus. Die Musiker stammten aus 16 verschiedenen Ländern, erzählt Rieu nebenbei. Passend dazu reist er mit seinem Ensemble musikalisch um die Welt. „Sprechen Sie spanisch?“, will Rieu von seinem Publikum wissen, bevor er das temperamentvolle „Granada“ darbietet. Gary Bennett, Bela Mavràk und Serge Bosch, besser bekannt als „Platin Tenors“, bringen mit ihrem kraftvollen Gesang die Sonne Spaniens in den Saal.
Der Paso Doble „España cañí“ bildet dann einen weiteren Höhepunkt des Abends. Bei diesem Stück werde in Spanien der Stier in die Arena gelassen, erklärt Rieu. Sopransolistinnen bezaubern stimmlich sowie mit Anmut: Christina Pedrou nimmt das Publikum mit auf einen Trip nach Griechenland, wenn sie das heitere „Ta Pedia tou Pirea“ vorträgt; dann folgt der Udo Jürgens-Klassiker „Griechischer Wein“.
Anna Reker sorgt mit dem melancholischen „What A Moonlit Night“, einem traditionellen ukrainischen Lied, für berührende Momente. Micaëla Oeste brilliert mit dem Vilja-Lied aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe“, während Anna Majchrzak die Ballade „Think Of Me“ aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Das Phantom der Oper“ mit viel Gefühl intoniert. Dorona Alberti beweist Stimmgewalt bei „I Will Survive“ und „Live Is Life“. Überraschungsgast ist die erst 15-jährige Emma Kok, die The Voice Kids Holland gewonnen hat. Den französischen ESC-Titel „Voilà“ singt sie mit Pathos. Stücke wie die mitreißende Arie „Libiamo Ne’lieti Calici“ aus „La Traviata“, „Marina“ im Sambastil und „I Can’t Help Falling In Love“ versüßen die ausgiebige Zugabe, zu der bunte Luftballons in die Menge regnen und die mit viel Beifall honoriert wird.
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