Bergstraße. Der Kreis Bergstraße plant, ein Containerdorf für rund 250 Geflüchtete in Bürstadt einzurichten. Derzeit werde das Grundstück ausgemessen, und es gebe Absprachen mit Containerlieferanten, so Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf (Grüne). Er ist für die Unterbringung der Geflüchteten im Kreis zuständig. „Frühestens Ende März, eher Anfang April soll alles fertig sein“, kündigt Schimpf an. Um welches Gelände es sich handelt, sagt er noch nicht.
„Das passt vom Zeitpunkt her genau“, betont Schimpf. Bis dahin sind die Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis nach seiner Berechnung voll. „Lindenfels ist mit 365 Personen komplett belegt, in Bensheim sind es 800 – da ist noch Platz für 200.“ In Groß-Rohrheim können weitere 150 Menschen aus der Ukraine unterkommen – also 350 Plätze. Jede Woche kommen im Kreis 70 neue Geflüchtete an. „Also brauchen wir in fünf bis sechs Wochen ein neues Quartier.“ Parallel hofft Schimpf, von den 700 Menschen mit Bleiberecht noch einige in Wohnungen vermitteln zu können. „Jeder Platz, der in einer Flüchtlingsunterkunft frei wird, hilft.“
Schader: Professionell aufgestellt
Ab Mai müssen die Kommunen wie angekündigt – je nach Einwohnerzahl – selbst die Asylsuchenden unterbringen. In Bürstadt sollen das etwa 50 pro Quartal sein. Um sie muss sich die Stadt kümmern. „Das hat auch nichts mit der neuen Unterkunft zu tun – denn die betreibt ja der Kreis“, betont Schimpf.
„Die Lage ist sehr sehr schwierig, und wir müssen jetzt solidarisch nach vorne schauen“, sagt Bürstadts Bürgermeisterin Bärbel Schader. Sie berichtet vom guten Austausch mit Schimpf und beurteilt die Situation deutlich besser als beim Flüchtlingsstrom 2015: „Wir sind viel professioneller aufgestellt in Sachen Integrationsarbeit und Sprachkursen.“
Gleichzeitig fordert die Verwaltungschefin in Richtung Berlin eine andere Flüchtlingspolitik: „Zu uns sollten nur Menschen kommen, die auch eine Chance auf Bleiberecht haben.“ Doch rund die Hälfte der Asylanträge wird laut Schimpf abgelehnt. „Unterbringen müssen wir sie trotzdem, auch wenn sie keine Perspektive hier haben.“
Für Schader kommt es nicht in Frage sich wegzuducken. „Wir müssen das gemeinsam lösen.“ Verhindern will sie, dass Hallen belegt oder weitere Zeltstädte wie in Bensheim eingerichtet werden. Ganz wichtig sei es jetzt, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Das gelte auch für die Direktzuweisung der Geflüchteten ab Mai. Darauf bereite sich Bürstadt gerade vor.
Unterdessen hat Landkreistagspräsident Reinhard Sager vom Bund gefordert, den Kommunen ihre Kosten für die Unterbringung Geflüchteter abzunehmen. „Der Bund muss ab sofort, ab dem nächsten Treffen mit uns, garantieren, dass sämtliche flüchtlingsbedingten Kosten nicht auf der kommunalen Ebene hängenbleiben.“ dpa/cos/sm
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